Dienstag, 24. Dezember 2013

M&M: Nightmare Before Christmas

Liebe Leserinnen und Leser,

habt ihr euch schon einmal Gedanken gemacht über die Feiertage, die wir feiern? Ostern, Valentinstag, Halloween, Weihnachten? Der Zeichentrickfilm „Nightmare Before Christmas“ von Tim Burton hat genau das zum Thema!

Jack Skellington, ein dürres Skelett im schwarz-weißen Anzug, ist der Anführer von Halloween Town, deren Bewohner für Halloween zuständig sind. Jack ist unglücklich. Seit einer Weile schon macht ihm der Grusel keinen Spaß mehr und er will etwas anderes. Nur weiß er nicht genau was.Während eines Spaziergangs kommt er in eine andere Stadt: Christmas Town. Dort ist alles voll Schnee und duftet herrlich und alle haben Spaß und sind fröhlich. Außerdem gibt es da jemanden, der groß und rot sein soll und Geschenke bringt. Jack findet heraus, dass dieser Jemand „Nicki Graus“ (im Englischen: Sandy Claws) heißt. Herrlich!

Für Jack steht fest: er möchte dieses Weihnachten auch haben. Das nächste will er selbst ausrichten.
Drei Kinder, die sonst Süßigkeiten sammeln würden, beauftragt Jack damit, Nicki Graus zu entführen, damit Jack aktiv sein kann. Obwohl Jack den Kindern noch sagt, sie sollen Nicki Graus nicht zu Oogie Boogie bringen, machen sie genau das. Oogie Boogie ist die einzige wirklich böse und gruselige Person in Halloween Town und bereit zu seiner eigenen Unterhaltung andere auch umzubringen, vor allem den ach so großen Nicki Graus.

Jack ahnt davon nichts und alle sind begeistert. Nur Sally ist mehr als besorgt. Sie ist ein bisschen wie das Frankenstein Monster zusammengenäht und wird von ihrem Erschaffer, Doktor Finkelstein, im Schloss gefangen gehalten wird. Sie mag Jack sehr. Jack selbst merkt das nicht so recht. Als sie eine Vision hat, in der Weihnachten völlig schief geht, tut sie alles, um Jacks Plan zu verhindern. Jack hört ihr gar nicht zu. Weihnachten geht völlig schief und endet damit, dass Jack in seinem fliegenden Schlitten abgeschossen wird. Da wird dem armen Jack klar, was er da angerichtet hat, so gut seine Absichten auch waren. Nicki Graus muss zurück! Schafft Jack es noch rechtzeitig ihn und damit auch Weihnachten zu retten? Das müsst ihr selbst herausfinden!

Wie viele Zeichentrickfilme von Tim Burton, hat auch „Nightmare Before Christmas“ immer wieder Lieder und ist damit eine Art Musical. Geschrieben wurde die Musik von Tim Burtons ständigen Partner, dem Komponisten Danny Elfman. Dieser hat Jack Skellington auch die Singstimme gegeben. Obwohl Danny Elfman zwar für Demos von Liedern selbst singt, ist er sonst nicht in den Filmen nicht zu hören. Insofern ist „Nightmare Before Christmas“ schon etwas besonderes für Fans. Als ich den Film zum ersten Mal sah, war mir Tim Burton, ich muss es gestehen, nicht in dem Sinne bewusst oder bekannt. Ich kannte zwar Filme von ihm – im Nachhinein – aber der Name wurde mir erst durch „Nightmare Before Christmas“ wirklich bewusst. Gesehen habe ich den Film zufällig als im Studium eine Professorin den Film kurz vor Weihnachten an einem Nachmittag als kleine Filmaktion zeigte. Als selber Behinderte mit einigen Narben im Gesicht begeisterte mich Sally mit ihren zusammengenähten Körperteilen. Genial ist eine Szene, in der sie aus dem Schloss des Doktors abhaut, um Jack zu sehen. Sie springt aus dem Fenster. Einen Moment glaubt man fast, sie hätte den Sturz nicht überlebt. Sie liegt regungslos am Boden. Aber dann rappelt sie sich auf und näht sich einen Arm, der locker geworden ist, ganz resolut wieder zusammen.

Jack war eine besondere Figur für Danny Elfman als der Film 1993 entstanden ist. Seine musikalische Karriere fing etwa um 1972 in der Musikgruppe seines Bruders, Richard Elfman, an. Als Richard aufhören wollte, übernahm Danny die Gruppe, die von 20 auf 8 Mann verkleinert und eine New Wave/Ska/Punk/Rock Band wurde: Oingo Boingo. 1980 entstand dann das erste Album „Only A Lad“. Aus Gründen, die Danny Elfman nach eigenen Aussagen bis heute nicht versteht wollte der junge Regisseur Tim Burton ausgerechnet ihn 1985 als Komponist für seinen ersten großen Film „Pee-wee's Big Adventure“ (Pee Wee's irre Abenteuer). Dadurch kam Danny Elfman zum Film. Da er als Komponist für Filme immer gefragter wurde, war ihm klar, dass er nicht auf ewig Oingo Boingo und Filmmusik machen konnte. Beides zusammen kostete zu viel Zeit und Energie. Doch wie sollte er sich entscheiden? Wie sollte es weiter gehen für ihn? Eine unklare Zukunft also für Jack Skellington im Film und Danny Elfman im richtigen Leben. Diese Verbundenheit zu Jack, nicht nur durch das Schreiben der Texte und Musik, sondern auch ganz persönlich, war es, weshalb Danny Elfman den Part von Jack Skellington selber singen wollte – letztlich auch gesungen hat.

Bis zum nächsten Blog,
sarah





Montag, 23. Dezember 2013

Meine Weihnachtslieder "Liste" 2013

Liebe Leserinnen und Leser,

die "üblichen" Weihnachtslieder sind eine Weile ganz nett für mich. Ich mag es lieber ungewöhnlich. Hier ein paar Lieder, die ich habe und höre, die weihnachtlich sind:

"Christmas Time Will Soon Be Over" von Jack White

Zum ersten Mal hörte ich es im Film bzw. Soundtrack von "Cold Mountain". Eine peppige, fröhliche Melodie, mal was anderes als die vielen langsamen Weihnachtslieder. Das Lied erzählt von einer Gruppe, die wenn die Weihnachtszeit bald vorbei ist, der Band beitreten will.

(Im Videolink Royal Albatross. Konnte leider kein Video bzw. Audio mit Jack White finden, youtube sperrt einiges für Deutschland, GEMA Richtlinien...):
http://www.youtube.com/watch?v=qPoJE92yvvM

"Christmas In Hollis" von Run DMC

Dieses Lied lernte ich durch den Film "Stirb Langsam" kennen. Bruce Willis wird in einer Limousine vom Flughafen zum Geschäftsgebäude gefahren, wo seine Frau arbeitet und wohin auch er eingeladen ist. Er beschwert sich noch, dass das doch kein Weihnachtslied ist und es ist klangmäßig auch Rap und damit weit entfernt, was wir für Klänge und Musik für Weihnachten erwarten. Aber wie der Fahrer Bruce Willis erklärt "Das ist Weihnachtsmusik!" Der Text erzählt die Geschichte von jemanden, der zu Weihnachten im Park ist und jemanden scheinbar mit seinem Hund sieht. Der Hund stellt sich als Rentier heraus, dem es gar nicht gut geht und der Mann neben dem Rentier ist nicht irgendwer, sondern der Weihnachtsmann.

Hier das Musikvideo zum Lied:
http://www.youtube.com/watch?v=OR07r0ZMFb8

"The Stowaway" von Murray Gold/gesungen von Yamit Mamo

"Doctor Who" Fans könnten dieses Lied vom 10. Doctor (David Tennant) kennen. Es findet sich auf dem Soundtrack zur 3. Staffel. Mir gefällt es, weil es eine fröhliche, dynamische Melodie hat. Obwohl der Text eher etwas traurig ist. Der Erzähler berichtet von einem "stowaway" auf seinem Schiff. "Stowaway" ist im Englischen ein blinder Passagier. Was der Doctor in "Voyage of The Damned", wo das Lied gespielt wird, auch ist. Er befindet sich in dieser Weihnachtsepisode nämlich auf der Titanic. Der Stowaway des Liedes will unbedingt Weihnachten bei seiner Geliebten sein.

Auf youtube gibt es das Lied zu hören:
http://www.youtube.com/watch?v=hoXF6H_venI

"Christmas Hell" (Variante von "Jingle Bells") von Danny Elfman

Kein Lied in dem Sinne, eher eine kurze Werbung von Danny Elfman, dem Komponisten der Filmmusik von "Nightmare Before Christmas" mit seiner ganz eigenen Variation von "Jingle Bells". Mehr zu "Nightmare Before Christmas" später... Ich dachte, ich füge sie hier ein, auch wenn es kein richtiges Lied ist:

http://www.youtube.com/watch?v=YcgtOkj9ubU

"White Wine In The Sun" von Tim Minchin

Ein Weihnachtslied? Oder eher ein Lied an und für seine kleine Tochter? Oder beides? Ich mag Tim Minchin, wie sicher auch schon aus anderen Einträgen ersichtlich wurde und ich mag dieses Lied. Er ist Australier und in Australien gibt es zu Weihnachten natürlich keinen Schnee. Weiß ist bei ihm nur der Wein.

Im Video gibt er das Lied als Zugabe, ich glaube während seiner "Ready For This" Tour:
http://www.youtube.com/watch?v=7iwfLN4K1hA

Habt ihr Weihnachtslieder, die ihr gerne hört? Wenn ja welche?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Freitag, 20. Dezember 2013

Nachtrag: Habt kein Mitleid, aber Mitgefühl!

Liebe Leserinnen und Leser,

Susanne war so lieb, mich auf etwas wichtiges hinzuweisen bezüglich meines letzten Eintrages: es gibt einen Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl. Darauf möchte ich jetzt näher eingehen. Vielen Dank auch Lisa für den anregenden Austausch!

Mitleid ist für mich, was ich in meinem letzten Beitrag beschrieben habe. Die Professorin hat keine Arme. Ich gehe in meiner Vorstellung davon aus, dass wir Arme bräuchten. Sie hat keine Arme, also bemitleide ich sie. Doch wie ich schon geschrieben habe, scheint es zumindest so, als wäre die Professorin trotzdem zufrieden, auch ohne Arme! Es gibt also keinen Grund lange traurig oder entsetzt oder was auch immer zu sein. Ihr geht es gut, so wie es ist. Mir scheint, als hat Mitleid viel mit Annahmen zu tun, die wir anstellen. Diese Annahmen sollten überprüft werden und nach Möglichkeit anschließend gehandelt werden. Ein bisschen wie Sherlock Holmes. Es wäre schlecht in einer Annahme fest zu stecken und das war's dann.

Mitgefühl ist etwas anderes. Bei Mitgefühl kann jemand im ersten Moment geschockt oder entsetzt sein. Zum Beispiel zu erfahren, dass mir mein rechter Fuß fehlt. Ein wichtiger nächster Schritt könnte sein, zu fragen ob oder wie ich Hilfe brauche. Wenn ich erkläre, dass ich normal gehen, laufen und Rad fahren kann, ist es für alle auch wieder in Ordnung, dass ich nur einen Fuß habe. Hilfe bräuchte ich nur beim Schwimmen. Weil ich dafür die Prothese abnehmen muss. Das heißt, ich muss an den Rand vom Schwimmbecken oder nah ans Meer mit der Prothese, aber dann sollte die Prothese vom Wasser entfernt bleiben, damit sie nicht völlig nass wird. Wenn ich dann wieder aus dem Wasser komme, brauche ich die Prothese und jemand muss sie mir holen oder mir helfen, dass ich zur Prothese komme.

Das ist wichtig und nötig. Grundsätzlich kommen die Professorin und ich klar mit unserer Behinderung. Es ist auch in Ordnung für einen Moment zu bedauern, dass uns Arme bzw. ein Fuß fehlt. Wichtig ist die langfristigere Reaktion und Umgang damit. Dass wir, wenn wir Hilfe brauchen nicht nur Menschen um uns haben, die unsere Situation bedauern und sich nicht trauen zu helfen oder aus welchen Gründen auch immer nicht reagieren. Wenn wir einmal Hilfe brauchen ist es wichtig, dass wir verständnisvolle Menschen haben, die uns helfen.

Im sozialen Bereich oder unter Menschen im Bereich Kommunikation wird oft der Begriff "Empathie" benutzt. Erkennen und verstehen, was der andere fühlt. Das bedeutet unter Umständen auch gemeinsam weinen. Das ist wichtig und richtig. Sollte aber nur eine begrenzte Zeit sein. Danach ist es wichtig gemeinsam zu überlegen, wie es weiter gehen kann. Das ist ganz wichtig. Denn wenn jemand wirklich in einer schlechten Situation ist, braucht die Person Hilfe und nicht nur jemanden, der mit ihr weint. Auch wenn es heißt: geteiltes Leid ist halbes Leid. Noch besser ist, wenn das Leid ein Ende hat und gemeinsam lässt sich aus einer schlechten Situation oft besser und schneller heraus kommen als alleine.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Habt kein Mitleid!

Liebe Leserinnen und Leser,

viele Menschen, gerade die ich über das Internet kennen lerne, tut es leid, wenn sie erfahren, dass ich behindert geboren wurde. Mir fehlt von Geburt an mein rechter Fuß. Aber, wie ich den Menschen immer wieder erkläre: ich kann normal laufen, rennen, Rad fahren mit einer Prothese. Trotzdem ist die erste Reaktion von vielen: "Das tut mir leid." Warum überhaupt? Manchmal sage oder schreibe ich ihnen dann, dass sie wahrscheinlich mehr Mitleid mit mir haben, als ich mir jemals selbst leid tue.

Vor Jahren, während meines Studiums, hatte ich einige Seminare bei einer Professorin, die keine Arme hatte. Auch wenn ich mich nie getraut habe, sie direkt zu fragen, vermute ich, dass sie wegen Contergan keine Arme hat. Einmal war ihr Sohn im Seminar und wir erfuhren durch Erzählungen, dass sie einen zweiten Sohn hat. In einer Gesprächsrunde in einem Seminar erzählte sie, dass sie nie das Bedürfnis gehabt hätte, jemanden zu umarmen. Die Reaktion bei allen von uns war sicher erst einmal Schock. Wir sind so gewohnt, andere zu umarmen. Sei es zur Begrüßung oder zum Trost. Und sie hat doch zwei Söhne! Natürlich hätte ich das Bedürfnis meine Söhne zu umarmen, zu trösten, in den Arm zu nehmen und das kleine Kind zu wiegen. Nicht? Und doch wirkt sie wenigstens zufrieden mit ihrem Leben. Sie hatte ja selbst gesagt, sie hätte nie das Bedürfnis gehabt, jemanden zu umarmen. Warum also empfinde ich Mitleid mit ihr, dass sie, vor allem ihre Söhne, nicht umarmen konnte und kann? Ich glaube, wir haben schnell Mitleid mit anderen, wenn wir erfahren oder sehen, dass etwas, das für uns existiert und möglich ist, für andere nicht existiert oder nicht möglich ist. Aber was hilft da Mitleid? Gar nichts.

Meine Vermieterin und Freundin meiner Eltern, somit wohl auch von mir, erzählte mir neulich, dass sie einem ihrer Söhne Geld geben sollte. Das Geld wäre von einer anderen Person gekommen, die es allerdings nicht gegeben hatte, so dass auch der Sohn sein Geld rechtzeitig hätte haben können. Als der Sohn also nach dem Geld fragte, musste sie ihm mitteilen, dass sie das Geld nicht hätte... und entschuldigte sich bei ihm, dass es ihr leid täte. Im Gespräch mit mir stellte sie, im Nachhinein in Frage, warum es ihr denn leid getan hat. Es war doch nicht ihre Schuld, dass der andere das Geld nicht rechtzeitig gegeben hatte!

Hört auf euch selbst leid zu tun und vor allem hört auf, andere zu bemitleiden! Keiner hat etwas davon. Wer in einer misslichen Lage ist, der braucht Hilfe, kein Mitleid. Wenn ihr helfen wollt und die andere Person echte Hilfe braucht, helft. Mehr ist nicht zu machen. Alles andere endet in Bedauern eurerseits und dann? Dann fühlt ihr euch schlecht. Das hilft weder euch, noch der anderen Person.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 7. Dezember 2013

Effiziente Sprache

Liebe Leserinnen und Leser,

über eine lange Zeit dachte ich, dass die geschriebene Sprache "sauber und ordentlich" sein sollte. Nach bestem Wissen und Gewissen fehlerfrei schreiben. Ausnahmen bestätigen die Regel und die Ausnahme ist immer der Schreiber: also ich. Mein Ausnahme ist, jedenfalls in englischen Texten, meine K-PAX-Schreibeweise. In Chats nutze ich zwar Punkt und Komma als Satzzeichen, schreibe aber nicht unbedingt am Satzanfang groß. Wobei ich im Chat im Deutschen normalerweise alles groß schreibe, was groß geschrieben wird. Im englischen Chat schreibe ich dagegen eher alles klein, da es dort einfacher ist so. Was ich im Deutschen und Englischen fast nie mache, ist Abkürzungen zu benutzen, außer ich muss schnell schreiben, weil ich gleich weg möchte. Doch selbst dann ist ein ausgeschriebenes "bye" noch immer kurz genug.

Vor Jahren war ein Artikel in der Zeitung und online zu lesen über eine Schülerin, die einen kompletten Aufsatz im SMS-Stil (wie "I C U" für "I see you") verfasst hatte. Die Lehrerin war so entsetzt darüber, dass sie anonym bleiben wollte. Ich verstehe das bis heute nicht. Die Lehrerin hat, meiner Meinung nach, nichts damit zu tun, wie die Schülerin den Aufsatz verfasst hat. (Ein Auszug aus dem Aufsatz für Interessierte.)

Erst war ich der Meinung, wie viele Lehrer und Eltern sicher auch. Diese Kurzschrift ist unmöglich für einen Aufsatz in der Schule. Was ich tatsächlich für wichtig halte ist, zu wissen, wie die richtige Schreibeweise ist und die Schreibweise der Situation anzupassen.

Ist eine Kurzschrift dieser Art eine Rückentwicklung, da sie vor allem im Englischen oft einer Lautschrift gleich kommt, wie man sie höchstens von Erstklässlern kennt und nur von diesen duldet? Ich bin mir nicht mehr so sicher wie damals, als ich zum ersten Mal von dem Aufsatz gelesen habe.

Ich weiß, Sherlock Holmes ist eine erfundene Figur und sollte daher kein Maßstab für eigenes, reales Verhalten oder Meinungen sein und dennoch:

Als Watson in der 5. Episode der 1. Staffel von "Elementary" immer mehr SMS im Kurzstil von Holmes bekommt, beschwert sie sich bei ihm darüber: "Ihre Abkürzungen werden immer schwerer zu entziffern", sagt sie. "Und ich weiß nicht warum, da Sie offensichtlich in der Lage sind, sich zu artikulieren."

Holmes erklärt ihr daraufhin: "Die Sprache entwickelt sich weiter, Watson, wird zu einer effizienteren Version. Ich liebe Kurznachrichten. Es ermöglicht einen Inhalt und Ton zu übermitteln, ohne einen Geschwindigkeitsverlust."

Hat er Recht, weil er Sherlock Holmes ist und ich Sherlock Holmes mag? Oder hat er Recht, weil er Recht hat? Hat er Recht?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Warum ich nicht Sherlock Holmes bin

Liebe Leserinnen und Leser,

ich sehe Dinge, die andere übersehen und denke über Dinge nach, die für andere normal und selbstverständlich sind. Manche, die mein Interesse für Sherlock Holmes kennen, ziehen schon Vergleiche. Ich weiß, dass einige bewundern, dass ich bestimmte Dinge weiß, die andere sonst nicht wissen. Dafür bin ich völlig unwissend in anderen alltäglichen Dingen, die für die meisten selbstverständlich sind. Ähnlich wie Sherlock nicht einmal weiß, wie die Sonne, der Mond und die Erde im Verhältnis zu einander stehen.

Gerade lese ich Die Kunst des logischen Denkens: Scharfsinnig analysieren und clever kombinieren wie Sherlock Holmes von Maria Konnikova. Erst gestern las ich einen Abschnitt darüber, dass wir fremde Menschen unbewusst sympathisch oder unsympathisch finden aufgrund von Ähnlichkeiten mit anderen Personen, die wir kennen und mögen oder nicht mögen. Dr. John Watson fällt diesem unbewussten Verhalten zum Opfer, als er in "Das Zeichen der Vier" auf Mary Morstan trifft und sie sofort hübsch findet und auf Anhieb mag. Sherlock Holmes dagegen ist sich dieser Denkprozesse bewusst. Auch wenn Mary Morstan gut aussieht, zieht er nicht gleich den Schluss, dass sie sympathisch ist, geschweige denn ein Unschuldlamm. John hält Mary Morstan sofort für eine gute Person. Sherlock dagegen nimmt zwar ihre physische Schönheit wahr, aber behält sich Urteile über ihren Charakter bis auf weiteres offen. John ist sich nicht bewusst, dass er Frauen mit ähnlichem Aussehen wie Mary Morstan im Kopf hat und die positiven Eigenschaften dieser Frauen auf die bisher fremde Mary Morstan projiziert. Wie Maria Konnikova schreibt, verliert der Zauber seine Wirkung, sobald wir uns dieser Prozesse bewusst werden.

Ich bin noch weit entfernt davon, wie Sherlock Holmes zu sein. Obwohl ich mittlerweile bis auf ganz wenige Ausnahmen nur noch Rolltreppen benutze, die funktionieren. Alles andere ist noch zu sehr John Watson, wie ich feststellen musste. Ich war beim einem neuen Orthopädietechniker wegen meiner Prothese. Herein kam ein älterer Mann, schlank, graue, lockige Haare. Mit anderen Worten: Peter Capaldi, dem 12. Doctor, den wir ab nächstes Jahr sehen werden, sehr ähnlich. Zu ähnlich. Ich merkte, wie mein Gesicht warm wurde. Oh nein! Erst als ich wieder draußen war, wurde mir bewusst, was passiert war. Die Verbindung zu Peter Capaldi war mir nicht sofort klar. Trotzdem ist der Mann mir weiterhin sympathisch. Wenn er mir jetzt noch eine gute, neue Prothese macht um so besser.

Bis zum nächsten Blog,

sarah