Mittwoch, 31. Dezember 2014

M&M: Der Grinch

Liebe Leserinnen und Leser,

meine Mutter mochte den Schauspieler Jim Carrey nicht. Für ihren Geschmack zog er zu viele Grimassen. Doch unsere halb amerikanischen Freunde liehen uns einmal ihre nur englische DVD von "How the Grinch Stole Christmas" aus. Jim Carrey ist dabei versteckt unter einer grünen haarigen Maske. Meine Mutter konnte recht gut Englisch, allerdings war es für die Details des Film nicht ganz ausreichend. Sie lieh sich einige Tage später aus der Bücherei die deutsche DVD aus und sah den Film noch einmal. Die Geschichte hatte es ihr angetan und Jim Carrey war gut genug versteckt, dass es ihr wert war, den Film ein zweites Mal anzusehen.

Doch worum geht es denn überhaupt? Der Film aus dem Jahr 2000 erzählt eine weihnachtliche Geschichte, basierend auf der Erzählung von Dr. Seuss. Im englischen Sprachraum ist Dr. Seuss bekannt für in Reimen geschriebenen Geschichten für Kinder. Wie schon bei Nightmare Before Christmas handelt auch diese Geschichte von einem unzufriedenen Außenseiter. Mit dem Grinch haben wir jemanden, der Weihnachten so sehr hasst, wie man ein Fest nur hassen kann. Er wohnt nördlich von Whoville, einem kleinen Ort, in dem alle Weihnachten lieben wie kein zweites Fest. Cindy Lou Who (Taylor Momsen) ist die junge Tochter des Postbeamten Lou Lou Who (Bill Irwin). Sie ist ein aufgewecktes, neugieriges Mädchen und als sie erfährt, dass der Grinch weder Post schickt, noch Post bekommt, geht sie der Sache auf den Grund. Sie ist es auch, die darauf besteht, dass zum Fest vor Weihnachten der Grinch der Jubelmeister der Feier ist. Denn das Buch sagt: "Der Jubelmeister ist der, der des Jubels wert ist. Und geht an die Seele, die es Weihnachten am meisten vermisst." Nicht, dass der Grinch Weihnachten vermissen würde... Aber er wird von Cindy Lou besucht auf seinem Berg und eingeladen. Der Grinch überlegt hin und her und geht schließlich hin. Zähne knirschend lässt er alle Feierlichkeiten über sich ergehen.

Und dann... dann kommt die Nacht. Der Grinch sieht von seinem Berg aus, wie der Weihnachtsmann mit Schlitten und Rentieren die Geschenke verteilt. Er bastelt sich daraufhin selbst ein Weihnachtsmann Kostüm und sein treuer Hund Max wird kurzer Hand als Rentier umfunktioniert für den Schlitten. Dann schleicht sich der Grinch wieder runter in den Ort und stiehlt allen Geschenke, um sie im Müll zu vernichten. Als er bei Cindy Lou im Haus ist, ist diese zufällig auch gerade wach. Er versteckt sich hinter dem Tannenbaum, den er eigentlich gerade auch klauen wollte. Als sie ihn fragt, worum es an Weihnachten wirklich geht, sagt er ihr schlicht: "Um Vergeltung!" und korrigiert dann schnell: "Ich meine... Geschenke... denke ich mal."

Zu früher Stunde merken die Ersten dann, dass die Geschenke weg sind. Aber die Bewohner von Whoville sind anpassungsfähig und stellen fest, dass es an Weihnachten sowieso nicht um Geschenke geht, sondern mit der lieben Familie zusammen zu sein. Also singen sie dann doch fröhlich. Das hört der Grinch und er merkt zum ersten Mal, dass auch er sich wandeln kann. Wie diese Wandlung aussieht und was der Grinch daraus macht, das müsst ihr selbst sehen. Ich werde euch auch nicht verraten, warum der Grinch überhaupt so alleine auf seinem Berg lebt. Das ist eine Geschichte, die ihr mit Cindy Lou gemeinsam herausfinden solltet.

Jim Carreys Maske war übrigens wirklich gut. Laut einem Trivia Eintrag auf imdb.com zu diesem Film, war die Latex Haut so unangenehm und einengend, dass er von einem Navy SEAL beraten werden musste, der ihm Techniken beibrachte, um Folter zu widerstehen.

Es ist interessant, wie in gewisse Art von Filmen die Bösen irgendwie doch sehr sympathisch rüber kommen. So ist es auch mit dem Grinch. Durch seine tief sitzende Boshaftigkeit durchaus unterhaltend und ist für mich erfrischend anders als viele eher nur kitschigen Weihnachtsfilme.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Dienstag, 30. Dezember 2014

Droge der Wahl

Liebe Leserinnen und Leser,

ein Bonbon für euch zu Silvester, obwohl die meisten von euch es wahrscheinlich nicht rechtzeitig lesen werden, um Zeit zu haben, sich entsprechend vorzubereiten auf die Feier. Jedenfalls...

Drug of choice” (wörtlich: Droge der Wahl) wurde von Richard Bandler entwickelt. Die Idee ist, dass unser Körper Empfindungen und Reaktionen erinnert. Tatsächlich sind es nicht die Drogen, die uns in einer bestimmten Weise fühlen und die Welt erleben lassen. Es ist die körperliche Reaktion auf die Droge, die das macht. Also beispielsweise ist es nicht das LSD, dass uns fühlen lässt, wie wir fühlen, sondern unsere körperliche Reaktion auf das LSD.

Natürlich mit dem Namen “Droge der Wahl” verbinden wir als erstes Drogen: LSD oder Alkohol sind die häufigsten, schätze ich. Es kann aber auch helfen, wenn ihr schlafen wollt, ohne Schlaftabletten zu nehmen. Richard Bandler folgend, nimmt man die Tablette, oder was auch immer, einmal und erinnert sich daran und wenn man sich gut genug erinnert, ist das eine Mal nehmen genug, um die Empfindungen nachzuempfinden und zwar so oft man will und es braucht. Ich erinnere mich, dass Bandler davon sprach, dass ihm mehrere Zähne gezogen worden waren und er irgendwelche Medikamente nehmen musste. Angeblich nahm er sie einmal und machte es dann die anderen Male mit der “Droge der Wahl”. Das Gute an der “Droge der Wahl” ist, dass zum Beispiel mit Alkohol, die negativen Neben- oder Nachwirkungen wie Kater, Kopfschmerzen und dergleichen ausbleiben. “Droge der Wahl” bedeutet praktisch: kostenlose Drogen, so viele man will!

Also wie macht man es denn nun? Sagen wir, ihr möchtet betrunken werden. Ihr erinnert euch an eine vergangene Zeit, in der ihr betrunken wart oder zumindest getrunken habt. Wo ist der erste Ort, an dem ihr es in eurem Körper fühlt? Ich vermute, es war euer Mund. Was für ein Gefühl war es? Vielleicht war es ein kühlendes Gefühl in eurem Mund. Wo habt ihr als nächstes etwas gefühlt? Und was für ein Gefühl war es? Nur als Vorschlag: euer Hals? Bauch? Wie ist es mit euren Händen? Euren Füßen? Wie ist es mit eurem Kopf? Geht nun euren Körper durch und erinnert euch an all die Orte in eurem Körper, in der Reihenfolge, in der ihr die Effekte merkt, wenn ihr Alkohol trinkt. Habt ihr sie alle? Geht sie noch einmal durch. Wie immer, geht sie durch, in der Reihenfolge, in der sie für euch passieren. Wiederholt es einige Male und ihr werdet wahrscheinlich recht schnell betrunken sein. Eventuell wollt ihr beim ersten Mal oder bei den ersten Malen, wenn ihr das macht, dafür sitzen. Und passt auf, wenn ihr wieder aufsteht!

Ihr könntet auch einen Anker für Betrunkenheit setzen. Auf diese Art könnt ihr dort nächstes Mal schneller sein und müsst euch nicht explizit hinsetzen und alle Orte in eurem Körper immer wieder durchgehen.

Es gibt ein nettes Video mit dem Magier Derren Brown, wo er es mit diesem Mann macht (englisch):

http://www.youtube.com/watch?v=zryGzTbU49I

Derren ist etwas gemein mit seinem Anker, wenn er ihm in einem unerwarteten Moment eine SMS schickt. Achtet auf den Mann mit dem Turban, der vor dem Mann sitzt. Das ist Derren. Er ist in Kostüm/Verkleidung von einem vorigen Trick, den er vorher in der Show gemacht hat. Es ist also nicht so, dass Derren nur Nachrichten schickt und ihn alleine betrunken lässt. Ein sehr verantwortungsbesuwsster Mann ist er.

Und noch ein Video in dem mit Ankern gearbeitet wird, um die Intensität zu verstärken hier (englisch):

http://www.youtube.com/watch?v=RsqZYezp_38

Die Grundidee davon ist, dass man die Empfindungen vorher hatte und sich an die Reihenfolge erinnert. Aber andere sind der Meinung, dass man nicht selbst betrunken sein musste, um sich betrunken zu machen auf diese Art. Wir alle haben betrunkene Menschen gesehen, entweder im realen Leben oder in Filmen. Wir haben also Vorlagen, auch wenn wir es nicht an uns selbst erlebt haben. Manche sagen, dass das ausreicht. Ich habe das noch nicht getestet.

Möglicherweise möchtet ihr das weiter bringen, als nur die Schlaftabletten los zu werden. Man hat mir nur ein- oder zweimal welche vor Operationen gegeben. Aber ich nehme sonst keine und würde es auch nicht wieder machen, im Anbetracht meines jetzigen Wissens um Hypnose. Sicherlich hat man mir irgendwas zur Beruhigung vor Operationen gegeben. Ihr könnt diese Empfindungen auch wiedererwecken, wenn ihr Schlaftabletten niht gewohnt seid. Ich bin sicher, dass ihr so schnell schlafen werdet. Auch wenn ihr keine Schlaftabletten nehmt. Ich weiß, dass ich sehr schnell auf diese Art schlafen könnte, wenn ich wollte. Allerdings nehme ich, wenn ich Schlafprobleme habe weniger “dramatische”, aber ähnlich effektive Methoden, wie ich bereits in vorigen Einträgen schrieb.

Ihr könntet Schlaftabletten ersetzen, wenn ihr sie regelmäßig nehmt und nicht mehr nehmen wollt. Ideallerweise solltet ihr ohnehin ohne regelmäßig Schlaftabletten zu nehmen schlafen gehen. Sicherlich könnt ihr auch hypnotisch betrunken werden mit dieser Methode. Wie ist es mit ersetzen von Pillen, die euch für sexuelle Funktionsstörungen helfen, mit dieser Methode? Wie ist es, wenn ihr Gewichtsprobleme habt und ihr euch eure eigene “Droge der Wahl” kreiert, um euch damit zu helfen? Oder ein Selbstbewusstsein-Verstärker für schüchterne Menschen? Oder... schreibt eure Ideen, um diese Methode zu nutzen in den Kommentaren. (Lest auch meinen Eintrag Lang lebe Placebo, falls ihr es noch nicht gelesen habt.)

Ihr könntet auch Effekte oder Effekte von verschiedenen Substanzen verbinden und eure eigene kostenlose Droge herstellen! Es ist kostenlos, keine Neben- oder Nachwirkungen. Und ihr könnt sie haben so oft und so lange ihr wollt. Ich habe diese naïve Idee, dass Menschen diese Methode Abhängigen beibringen und die Beschaffungskriminalität und Drogentoten sinken und Drogeneinnahmen sinken. Aber vielleicht ist das nur Wunschdenken von mir. Ich habe nicht mit Abhängigen gearbeitet, ich kenne mich nicht wirklich mit Abhängigkeit aus. Es wäre aber cool, wenn es funktionieren würde.

Seid bitte vorsichtig, wenn ihr diese Methode benutzen wollt, um Medikamente zu ersetzen, die ihr wirklich braucht. Wie zum Beispiel Diabetiker, die regelmäßig Insulin spritzen müssen. Zumindest solltet ihr vorher mit eurem Arzt darüber sprechen. Es gibt gewisse Arzneimittel, die tatsächlich genommen werden und nicht einfach so ersetzt werden sollten. Jedenfalls nicht ohne vorherige Beratung mit einem Arzt.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Himmliche Musik

Liebe Leserinnen und Leser,

ich höre eher wenig "reine" klassische Musik. Wenn höre ich mehr Filmmusik. Filmmusik spricht mich mehr an, weil gute Filmmusik auch ohne die Bilder eine eigene Geschichte erzählt.

Vor Jahren kam dann mein Interesse für Zauberei wieder und ich entdeckte Derren Brown. In seiner Bühnenshow "Something Wicked This Way Comes" findet der zweite Akt damit an, dass er eine Frau aus dem Publikum zu sich holte, sie an den Tisch auf der Bühne setzte, einen Holzblock unterschrieb für sie mit Widmung und sich dann einen Nagel in die Nase bzw. durchs Nasenloch hämmerte. Abschließend schlug er den Nagel in den Holzblock (perfekt abgestimmt auf die Musik, die spielt) und gab ihn der Frau als Geschenk. Das ganze geschieht fast ohne Sprache, er flüstert lediglich, wenn sie den Nagel festhalten soll bzw. als er nach ihrem Namen fragt für die Widmung. Untermalt wird das Ganze von Beethoven's fünften Klavierkonzert, im englischsprachigen Raum auch bekannt als "The Emperor". Es ist ein seltsamer Anblick, wenn jemand sich einen Nagel in die Nase schlägt, obwohl ich mir bewusst bin, dass dieser Akt keine Zauberei, kein Trick, sondern real möglich ist. Wer solche Bilder nicht gut sehen kann, sollte das Video anklicken und wegschauen oder die Augen schließen. Alle anderen können natürlich auch die Augen schließen und nur die Musik genießen. Das Stück selbst ist das mittlere der drei Teile, etwa 9 Minuten lang. Wer das gesamte Klavierkonzert hören will und noch nicht gehört hat, sei gewarnt: der Übergang vom zweiten zum dritten Teil ist sehr abrupt und sehr laut.

Der zweite Teil ist, nicht zuletzt durch Derren Brown, mein Lieblingsteil. Obwohl geübte Leute keinen Schmerz empfinden, sich einen Nagel in die Nase zu schlagen, ist es trotzdem für mich Inbegriff von Entspannung und vor allem Schmerzfreiheit geworden.

Ihr seid gewarnt worden, Derren Brown schlägt sich einen Nagel in die Nase und zwar hier:

https://www.youtube.com/watch?v=fNbnuZR2wd4

Das zweite, meiner Meinung nach, göttliche Stück, hörte ich in dem Film "Master & Commander". Eine Crew ist auf einem Schiff unterwegs. Wobei der Kapitän gerne Geige und der Arzt Cello spielen. Vorzugsweise und sehr zum Verdruss der Rest der Mannschaft, spielen sie klassische Stücke. Wodurch auch auf der CD zum Soundtrack neben der Filmmusik, wenigstens Auszüge der klassischen Stücke zu hören sind. Genialer Film mit der Kombination von klassischen Stücken durch den Kapitän und Arzt übrigens. Normalerweise spielen die beiden immer zusammen. Entsprechend sind alle Stücke auch für Violine und Cello. Nur nicht als sie Halt machen auf den Galapagosinseln, um den verwundeten Arzt zu behandeln und Ruhe zu gönnen. Der ist auf der Insel, auf dem Land und unter vielen interessanten, neuen Tieren in seinem Element. Das ist der einzige Moment, in dem ein bekanntes Stück nur für Cello erklingt, nämlich Bachs Cello Suite No. 1 in G Major, BWV 1007.

Mein Lieblingsstück allerdings ist zu hören, als sie einen Matrosen leider aufgeben müssen, eine gekürzte Version (von etwa 16 Minuten auf knapp 5 Minuten gekürzt) von "Fantasia on a theme by Thomas Tallis" von Ralph Vaughun Williams. Ist etwas umständlich, ich weiß. Thomas Tallis lebte so um 1500 bis 1580 rum und hat eine Hymne komponiert. Vaughun Williams ist etwa um 1890 geboren und ungefähr 1960 gestorben. Er hat sich sehr für englische Volkslieder interessiert und war von der Hymne von Tallis inspiriert. Vaughun Williams komponierte sein wunderbares Stück 1910 und es wurde auch im gleichen Jahr zum ersten Mal in der Gloucester Kathedrale aufgeführt. Das Besondere dabei ist, dass die Musiker nicht alle zusammen sitzen, sondern ein Teil von ihnen in kleinerer Besetzung etwas abseits. Das hat Vaughun Williams für den Klang-Effekt gemacht. In dem Link, den ich gleich noch gebe, ist die Besetzung wie zur Uraufführung, übrigens auch in der Gloucester Kathedrale, mit der räumlichen Aufteilung zu sehen. Ich finde unglaublich spannend zu hören, wie die hohen Streicher anfangs ihre Melodie anspielen und die tiefen Streicher zupfend reagiert. Die Streicher brauchen eine ganze Weile, bis sie zueinander finden und richtig gemeinsam spielen.

Ich bin keine Musik-Theoretikerin. Andere könnten noch viel mehr zu dem Stück erzählen. Wen von euch es interessiert, der wird sicher selbst darüber lesen. Eine sehr aufschlussreiche quasi Audio-Dokumentation/Besprechung habe ich selbst zufällig gefunden. Sie dauert etwa 45 Minuten. Wer sie hören will, kann sich gerne bei mir melden. Für heute soll es genug an Erklärungen sein.

Hier nun die himmlische "Fantasia on a theme by Thomas Tallis" von Ralph Vaughun Williams: https://www.youtube.com/watch?v=ihx5LCF1yJY

In diesem Sinne: himmlische Weihnachten euch allen!

Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne in den Kommentaren eure eigene Lieblingsklassik vorstellen

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 13. Dezember 2014

Interaktives Finden: ihr seid gefragt

Liebe Leserinnen und Leser,

ich hatte bereits geschrieben, wie ich einmal eine Brille wieder gefunden habe.

Nachdem der 11. Doctor sich von Amy und Rory verabschieden musste und er Clara zweimal gesehen und zweimal verloren hat, sitz er traurig auf einer Schaukel, als ein kleines Mädchen sich auf die Schaukel neben ihm setzt. Natürlich merkt sie, dass er traurig ist. Sie erzählt ihm, was sie macht, wenn sie etwas verloren hat:

"When I lost something I go to a quiet place and I close my eyes and then I can remember where I put it." (Wenn ich etwas verloren habe, gehe ich zu einem stillen Ort und ich schließe meine Augen und dann kann ich mich erinnern, wo ich es hingelegt habe.)

Der Doctor bestätigt ihr, dass das ein guter Plan ist.

Ein Mädchen kann doch nicht ernsthaft einem Time Lord helfen, etwas verlorenes zu finden, mögt ihr vielleicht denken. Aber dieses Mädchen ist durchaus qualifiziert, denn "I am always losing things. I lost my best pencil, my school bag, my gran and my mojo." (Ich verliere immer Dinge. Ich habe meinen besten Stift verloren, meinen Schulrucksack, meine Oma und mein Mojo.)

Hier ist der ganze Clip, knapp 2 1/2 Minuten mit dem Doctor auf der Schaukel, englische Untertitel aktivierbar:

https://www.youtube.com/watch?v=lRsCh4dYURA

Und ihr? Was macht ihr, wenn ihr etwas (oder jemanden?) verloren habt?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Sonntag, 30. November 2014

M&M: Das Cabinet des Dr. Caligari

Liebe Leserinnen und Leser,

ich habe länger gezögert, mir den Film anzusehen. Als ich es dann doch vor einigen Tagen getan habe, wusste ich am Ende, dass ich meinen nächsten M&M Film hatte, nämlich "Das Cabinet des Dr. Caligari" aus dem Jahr 1920. Dieser Film ist ein Stummfilm und damit für die mit Farbfilm und gesprochenen Dialogen verwöhnten Zuschauer höchst ungewöhnlich und sicher nicht für jeden etwas. Mit einer Länge von nur etwas mehr als einer Stunde, ist es aber kein Film, der überaus beanspruchen würde und keinesfalls abschrecken sollte! Außerdem ist es ein deutscher Film, wobei englische Untertitel für die Texttafeln existieren. Englischsprachige Leser meines Blogs dürfen also beruhigt sein und können ihn sich bei Interesse durchaus auch ansehen!

Francis (Friedrich Feher) erzählt einem Freund die höchst seltsamen und gruseligen Erlebnisse, die er und seine Freundin Jane (Lil Dagover) vor kurzem auf dem Jahrmarkt von Holstenwall erlebt haben. Dort trat nämlich auch Dr. Caligari (Werner Krauss) auf mit dem Somnambulisten Cesare (absolut genial gespielt von Conrad Veidt). Somnambulismus ist der Fachbegriff für Schlafwandeln, also tief zu schlafen und doch sich bewegen und Dinge machen zu können, als wäre man wach. Dr. Caligari sagt, Cesare wäre 23 Jahre alt und würde seit 23 Jahren schlafen! Cesare ist nicht nur ein Wunder, weil er seit 23 Jahren schläft. Er kann auch die Zukunft voraussagen. Alan (Hans Heinrich von Twardowski) fragt Cesare, wie lange er, Alan, noch leben würde. Cesare antwortet ihm: "Bis zur Dämmerung." Tatsächlich ist Alan am nächsten Morgen tot. Francis vermutet gleich, dass Cesare der Mörder ist und fängt an, ihm hinterher zu spionieren. Das nächste Opfer soll Jane sein. Doch als Cesare Jane sieht, ist er bezaubert von ihrer Schönheit und statt sie zu erstechen, entführt er sie. Janes Vater wird von den Geräuschen geweckt, so dass Cesare letztlich Jane sanft auf den Boden ablegt, um fliehen zu können. Bei einer Untersuchung vom Wagen von Dr. Caligari, kann dieser fliehen. Er findet Zuflucht in einer Irrenanstalt. Ob das der richtige Ort ist für Francis, um die Geheimnisse um Dr. Caligari aufzuklären? Seht selbst!

Der Stil des Films erinnert sehr an Tim Burton Filme. Vieles, z. B. Türen und Winkel, ist schräg und bizarr. Die Figur des Cesare erinnerst stark an Johnny Depp als Edward mit den Scherenhänden. Sicherlich war Tim Burton von diesem Film inspiriert für Edward. Der Film erinnert in der Aufmachung und Kulisse, eher an ein Theaterstück, auch durch die Einteilung in insgesamt 6 Akte. Eine Bühne, zumal mit schrägen Winkeln, kann höchst beengend und beklemmend wirken. In dieser Hinsicht ein höchst interessant gestalteter Horrorfilm in diesen doch jungen Jahren der Filmgeschichte. Wer Tim Burton Filme mag und sich gerne ein bisschen gruseln lässt, könnte auch an "Das Cabinet des Dr. Caligari" Gefallen finden. Habt keine Angst vor Stummfilmen, traut euch ruhig. Ich habe es nicht bereut! Ob man Angst vor Dr. Caligari haben muss, das ist wieder eine andere Frage...

Ich danke Mark Gatiss (ja, "der" schon wieder...), der mich durch seine dreiteilige Filmreihe "A History of Horror with Mark Gatiss" auf diesen ungewöhnlichen Film aufmerksam machte.

Bis zum nächsten Blog,
sarah


Donnerstag, 27. November 2014

Löchrige Logik

Liebe Leserinnen und Leser,

ich wohne im Ruhrgebiet, das heißt in einer Gegend, die von Bergbau geprägt ist. Was damals bei Kohleabbau nicht so richtig bedacht wurde, ist die Tatsache, dass durch das Anlegen der Schächte unter der Erde, die Oberfläche auch verändert wird und in Bewegung ist. Vor allem besteht die Gefahr, dass alte Schächte einstürzen und tiefe Löcher im Boden hinterlassen. In der Wohnung meiner Eltern merkt man das, wenn man sich beispielsweise im Wohnzimmer einmal umschaut. Dort und auch in den anderen Räumen sind mehr oder weniger lange Risse in den Wänden. Man darf gar nicht zu viel darüber nachdenken. Sonst steigen einem noch Bilder von Wänden in den Kopf, die plötzlich einfach umfallen oder im Boden versinken! Interessant ist auch ein Riss im Parkett zwischen Wohnzimmer und Esszimmer. Jetzt im Winter ist er fast unsichtbar und verschlossen. Im Sommer ist er deutlich zu sehen und gut mal fingerdick. Einmal hörte ich meine Mutter sagen, dass wir so in 10 Jahren oder so in jedem Fall ausziehen müssten, wenn das Haus vom Bergbau zusammenbricht oder auseinanderfällt. Ein gruseliger Gedanke, dass das Haus irgendwann einfach zusammenfallen oder auseinanderfallen würde und dann unbewohnbar wäre.

Als Fan weiß ich, dass Mark Gatiss im County Durham geboren wurde. Als dann Ende August diesen Jahres in meinen Mails vom Guardian eine Artikelüberschrift lautete "30 metre wide sinkhole appears in Durham" (30 Meter weiter Krater zum Vorschein gekommen), war ich natürlich hellhörig. Sam Hillyard war mit ihrem Hund spazieren gegangen, als sie das Loch bemerkte, das sich mittlerweile sogar vergrößert hat. Der Boden vom Loch ist nicht zu sehen. Es wird vermutet, dass jemand der rein fallen würde, nie wieder rausgeholt werden könnte. Daher wird nun gewarnt, von dem Loch Abstand zu halten. Es wird vermutet, dass es durch den Bergbau in der Gegend entstanden ist.

Regelrecht sprachlos gemacht hat mich dann aber folgende Artikelüberschrift "Kiruna: the town being moved 3km east so it doesn't fall into a mine" (Kiruna: die Stadt, die 3km verlegt wird, damit sie nicht in eine Mine fällt). Die schwedische Stadt Kiruna lebt vom Eisenerz. Der Abbau führt aber in der Stadt nun zu solchen Schäden, dass die Bewohner umziehen müssen. Einen detailierteren Artikel auf Deutsch gibt es zum Beispiel beim Spiegel nachzulesen: Kiruna: Schwedens nördlichste Stadt zieht wegen Eisenerzmine um. Typisch für die zivilisierten Menschen, dass sie sich oft erst wirklich Gedanken um ihre Handlungen und deren Folgen machen, wenn auch das eigene Leben dadurch bedroht ist. Vielleicht sind solche Zukunftsfilme wie "12 Monkeys" gar nicht so unrealistisch und die Erdoberfläche ist durch etwas verseucht oder sonst wie unbewohnbar. Oder alles ist eingestürzt von den vielen Bohrungen und Abbau der Stoffe in der Erde, das es schlicht keine Erdoberfläche mehr gibt, wie wir sie jetzt noch kennen.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Mittwoch, 26. November 2014

Schmerz lass nach!

Liebe Leserinnen und Leser,

vor einigen Jahren hatte ich einen Kontakt im Internet. Eines Abends schrieb er mir, dass er Kopfschmerzen gehabt hätte. Ich schrieb ihm, dass ich bei Schmerzen etwas wüsste, was ziemlich sicher helfen würde. Er hatte jetzt zwar keine Schmerzen mehr, aber wollte trotzdem wissen, was ich ihm geschrieben hätte als Hilfe. Also schrieb ich ihm, dass ich dem Schmerz eine Form gebe, etwas spitzes und eckiges und dann in etwas rundes, glattes verändere, wie ich es schon ausführlicher in meinem Schmerzkontrolle Eintrag beschrieben habe. Er war sehr interessiert und fasziniert davon. Dann sah ich ihn längere Zeit nicht mehr. Als er das nächste Mal wieder online war nach mehreren Wochen, erzählte er mir, dass er einen Hautausschlag gehabt hätte. Seine Hände waren rot und müssen sehr weh getan haben. Aber er erinnerte sich daran, was ich ihm vorher erzählt hatte und dadurch taten ihm die Hände fast gar nicht weh. Er war total begeistert.

Sidney Rosen hat in seiner Sammlung von Dr. Milton Erickson Geschichten  Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson eine Geschichte, "Schwielen", in der Erickson einem Bauarbeiter half, der nach einem schweren Unfall unter starken Schmerzen litt und bis auf die Arme völlig gelähmt war. Erickson empfahl ihm, sich von Familie und Freunden Comics geben zu lassen und von der Krankenschwester Klebstoff und eine Schere. Die Comics sollte er dann zu Alben zusammenschneiden und kleben. Wenn einer seiner Kollegen im Krankenhaus landete, sollte er ein Album an diesen Kollegen schicken.

Meine Tante väterlicherseits kannte ich aus der Kindheit immer mit einem Hund. Mittlerweile hat sie keinen mehr. Nachdem der letzte gestorben war, entschied sie sich dafür, keinen mehr zu holen, damit sie vor allem etwas freier verreisen kann. Trotzdem passt sie noch regelmäßig auf Hunde von Nachbarn auf. In der Zeitung meiner Eltern gibt es immer wieder einen Peanuts Cartoon. Ich sammelte die mit Snoopy und klebte sie dann in ein dünnes Heft für meine Tante zum Geburtstag. Eine alte Dame liest nicht unbedingt Comics. Aber wie ich ihr in der beigefügten Karte schrieb, ist das kein übliches Comic-Heft. Sie rief mich dann an und erzählte mir, dass sie jeden Tag ein bis zwei Seiten daraus las und sich sehr darüber freute.

Jedem, der selbst ein Heft erstellen will, kann ich nur raten, sehr früh damit anzufangen zu sammeln. Wenn das Buch zu einem bestimmten Tag fertig sein soll wie zu einem Geburtstag oder Weihnachten. Alle "passenden" Comics zusammen zu haben dauert unter Umständen länger als man vermuten würde. Selbst bei dünnen Heften, wie ich sie hatte. Unten seht ihr ein wirklich kleines Heft, das ich zufällig hatte und für eine Freundin mit Zitaten, auch aus der Zeitung ausgeschnitten, füllte. Eine Seite exemplarisch von innen und einmal das Buch von außen.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Donnerstag, 30. Oktober 2014

M&M: Agatha Christie's Poirot: Die Halloween Party

Liebe Leserinnen und Leser,

ich hatte erst lange überlegt, ob ich "Der Exorzist" heute besprechen will oder die Episode "Die Halloween Party" (Original: "Hallowe'en Party", Staffel 12, Episode 3) der "Agatha Christie's Poirot" Reihe. "Der Exorzist" ist ein klassischer Horrorfilm. Deshalb würde er durchaus passen und ich werde ihn definitiv einmal besprechen. Heute ist mir jedoch eher nach der Episode, da Hercule Poirot etwas sagt, was möglicherweise die Leserin und den Leser meines Blogs ein wenig anders stimmen wird auf Halloween. Er mag Halloween nämlich nicht besonders mit der Tradition von Grusel und Gruselgeschichten. Eine Gruselgeschichte aus dem Radio schaltet er dann auch ab, weil er es nicht mehr ertragen kann. Zu viele Morde hat er selbst untersucht, als sich ausgerechnet heute mit einem fiktiven "unterhalten" zu lassen.

Hercule Poirot ist ein belgischer Privatdetektiv, der vor allem bereit ist Freunden zu helfen. So ist es für ihn selbstverständlich, dass er sich sofort auf dem Weg macht, als seine Freundin Ariadne Oliver ihn anruft. Während einer Kinderfeier zu Halloween erzählt das Mädchen Joyce allen Anwesenden, dass sie einen Mord gesehen hätte. Obwohl sie erst jetzt begriffen habe, was sie gesehen hat und dass es ein Mord war. Eines der Spiele der Kind war, Äpfel in einem Eimer mit Wasser zu haben und ohne die Hände zu nutzen einen Apfel daraus zu essen. Joyce wird ertränkt in diesem Eimer mit einem letzten Apfel gefunden.

Keiner außer Hercule Poirot glauben der Aussage von Joyce. Sie ist ja noch ein Kind. Außerdem war sie wohl bekannt, ein wenig angeberisch zu sein und Geschichten zu erzählen.Was für einen Mord soll dieses Mädchen schon gesehen haben? Doch Poirot findet heraus, dass es in den letzten Jahren drei Todesfälle gegeben hat und Joyce möglicherweise doch die Warheit gesagt haben könnte, was einen von ihnen anging.

Die Buchvorlage mit dem gleichen Titel, habe ich (noch) nicht gelesen. Daher kann ich nicht beurteilen, in wie "gut" die Verfilmung im Vergleich gelungen ist. Die Folge an sich fand ich sehr gelungen. Ein Mord an einem Kind zu Halloween verbindet zwei gruselige Themen in einem Film. Sicher war es auch genau das, was den Schreiber der Episode, Mark Gatiss, besonders ansprach. Weiß ich doch, wie sehr er Agatha Christie bzw. eine gute Detektivgeschichte und Horror und Grusel mag. Wie bereits geschrieben, gehöre ich zu den "späteren Fans" von Mark Gatiss. Insofern ist es sicherlich kein Wunder, dass ich diese von ihm geschriebene Episode mag.

Hadley Freeman vom Guardian scheint eine ähnliche Abneigung bezüglich gewisser Verhaltensweisen von Menschen zu Halloween zu haben wie Hercule Poirot. Wobei sie in ihrem Artikel Why are Halloween costumes so ‘slutty’? (Warum sind Halloween Kostüme so 'nuttig'?) eher der Frage nach geht, warum viele Frauenkostüme so unglaublich kurz sind und viel Haut zeigen. Im Oktober! Völlig zu Recht, wie ich finde, schlägt sie vor, Frauen in diesen Kostümen einen anständigen Pullover zu geben, damit sie nicht zu sehr frieren. Neulich stieß ich auf eine Seite mit Halloween Kostümen. Ich konnte nicht umhin, und klickte mich durch ein paar Seiten der Frauenkostüme. Tatsächlich waren dort alle Kostüme, die ich gesehen habe kurz und angelegt darauf, viel Haut zu zeigen. Nicht, dass ich ernsthaft durch die Straßen ziehen würde, um Süßigkeiten zu sammeln. Aber selbst, um zu Freunden zu gehen für einen gemeinsamen Abend, würde ich diese kurzen Teile nicht anziehen. Viel zu kalt!!! Lieber werde ich mich an Mark Gatiss Anleitung für essbares(!) bzw. trinkbares authentisches falsches Horror-Film-Blut versuchen. Der dort erwähnte "Golden Syrup" kann übrigens gut ersetzt werden durch z. B. den Grafschafter Goldsaft Zuckerrübensirup. Ahornsirup soll auch gehen, finde ich allerdings etwas teuer. Für Interessierte, die wie ich, schnell überfordert sind, mit den Cup-Angaben: 1 Cup Flüssigkeiten wie Sirup und Wasser entspricht etwa 250 ml. Wer wegen dem Englischen Probleme mit der Übersetzung hat, kann sich gerne bei mir melden und ich helfe dann aus. Doch ich komme ganz ab vom Film. Ich möchte diesen Eintrag abschließen mit Hercule Poirot's letzten Worten des Filmes, nämlich:

"Halloween ist nicht die Zeit, um makabere Geschichten zu erzählen, sondern die Kerzen anzuzuünden für die Toten. Kommt, mes amis (meine Freunde), lasst uns das tun." (Halloween is not a time for the telling of the stories macabre, but to light the candles for the dead. Come, mes amis, let us do so.)

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Montag, 27. Oktober 2014

Die Wahrheit über zu positive Gedanken: der saure Apfel

Liebe Leserinnen und Leser,

zum ersten Mal ist eine deutsche Redewendung "der saure Apfel" bzw. "in den sauren Apfel beißen" passender und mir lieber als die englische Redewendung. Oft finde ich mehr Gefallen an der englischen Ausdrucksweise. In diesem Fall passt es nur "obst-mäßig" einfach besser nach meinem Die Zitrone Eintrag als das englische "biting the bullet" (wörtlich: "die (Pistolen)Kugel beißen") oder "biting the pill" (die "Pille schlucken"). Das ist nicht die Wahrheit über zu positive Gedanken. Das ist nur etwas, was ich für mich selbst gemerkt habe und muss nicht einmal der Wahrheit entsprechen.

Gabriele Oettingen von der Universität New York befasst sich mit Zukunftsdenken und Selbstregulation. Im Jahr 2011 machten Oettingen und ihre Kollegin Heather Kappes ein interessantes Experiment. Sie gaben den Probanden kein Wasser, aber ließen sie in einer angeleiteten Visualisierungsübung ein Glas kaltes Wasser vorstellen. Danach maßen sie den Blutdruck und stellten fest, dass diese Übung ihnen Energie genommen und sie entspannt hat. Sie fühlten danach tatsächlich weniger den Drang ein echtes Glas Wasser zu holen, um den ganz realen Durst zu stillen.

Oliver Burkeman vom Guardian schreibt in seinem Artikel How to be fitter, happier and more successful: stop dreaming and start getting real, dass diese Erkenntnis völlig der allgemein bekannten und vermuteten Vorstellung entgegengesetzt ist. Mir persönlich kommt da beispielsweise auch der Gedanke an The Secret - das Geheimnis so beliebt und bekannt und gefüllt mit Beispielen von Leuten, die sich mehr oder weniger etwas positiv vorgestellt haben für ihre Zukunft und dann ist es wahr geworden. Gabriele Oettingen und ihre Kollegen zeigen, dass die intensive Vorstellungen nur ein Weg zum Fehlschlag ist. Eine positive, neue Zukunft entsteht nicht durch "schön denken", sondern durch aktives Handeln und zwar andere, neue Handlungen als die bisherigen, die unbefriedigende Resultate gebracht haben. Man denke an Albert Einsteins Die Definition von Wahnsinn: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten. Insofern war auch mein in Schlank zw-ei: mit Köpfchen beschriebene Idee, sich "schlank zu denken" letztlich sinnlos. Zumindest ist das nicht der einzige Weg, den jemand einschlagen sollte, wenn man schlank sein möchte. Sowieso kann es dabei nie nur einen Sache geben, die verändert oder neu gemacht werden muss und dann wäre man schlank. Engere Kleidung anziehen kann in gewisser Weise helfen. Doch was manche insbesondere Mädchen und Frauen machen ist nicht das "Schlankdenken" zu unterstützen, wie eine Presswurst sich in für alle anderen deutlich sichtbar viel zu enge Kleidung zu zwängen ist dabei nicht der Weg.

In ihrem neusten Buch Rethinking Positive Thinking: Inside the New Science of Motivation stellt Oettingen die WOOP Methode vor. WOOP steht für "wish, outcome, obstacle, plan" (Wunsch, Ergebnis, Hindernis, Plan). Auf der WOOP Homepage finden sich nicht nur weitere Informationen, sondern auch Downloads und konkretere Hilfen für Interessierte z.B. WOOP in 24 Stunden zum anhören  (allerdings alles nur auf Englisch). WOOP ist die Idee, sich nicht nur alles schön zu denken, sondern mit "outcome" (Ergebnis) spezieller ein positives Ergebnis aus diesem Denken sich vorzustellen. Entgegen der oft populären Vorstellung, Hindernisse zu ignorieren oder sich schlicht konsequent "durchzuboxen", gehen das zweite O (obstacle, Hindernis) und P (Plan) gerade auf die Aspekte ein, weshalb so viele gute Ideen überhaupt in der Realisierung scheitern. Nämlich an Hindernissen und einem fehlenden Plan, was bei Problemen und Hindernissen getan werden kann, um trotzdem weiter zu kommen zum Ziel.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Die Zitrone

Liebe Leserinnen und Leser,

stell dir einmal, du sitzt an einem Tisch. Vor dir auf dem Tisch liegt eine Zitrone. Sie ist frisch, leuchtend gelb. Nimm die Zitrone in die Hand. Fühle ihre Struktur. Sie ist eigentlich glatt, aber hat diese kleinsten Punkte in der Oberfläche der Schale. Jetzt nimm ein Messer und schneide die Zitrone in zwei Hälften. Der Duft steigt dir in die Nase und Saft kommt an deine Hände. Nimm eine Hälfte und teile sie noch einmal. Noch mehr Duft in deiner Nase und noch mehr Saft an deinen Fingern. Traust du dich, eines der Stücke zu nehmen und den Saft zu lecken oder sogar hinein zu beißen und ein Stück Zitrone zu kauen?

Nun, musstet ihr beim Lesen dieses Absatzes schlucken? Ich weiß nicht, wie es euch ging beim Lesen dieses ersten Absatzes. Aber bei mir sammelte sich schon die Spucke, alleine durch den Gedanken an die Zitrone und den Absatz zu schreiben.

Der Effekt kommt daher, dass unser Gehirn nicht gut unterscheiden kann zwischen Gedanken und Realität. Wenn die Gedanken detailliert genug sind, sind unsere (körperlichen) Reaktionen darauf genau so wie auf das Reale.

Stell dir deine Zukunft detailliert positiv vor und du bist schon halb dort. In meinem Eintrag Verdammte Spiegelneuronen! hatte ich auch von einem ähnlichen Phänomen geschrieben, dass in unserem Gehirn, selbst wenn wir Personen sehen, die etwas machen und selbst nicht aktiv sind, die gleichen Regionen aktiv sind, als ob wir die Aktivität mitmachen würden.

Ich weiß nicht mehr, wo ich es gelesen oder gehört habe. Ich werde es nachtragen, wenn ich es herausfinde. Jedenfalls hat es ein Experiment gegeben, wo Personen einen Gipsarm bekommen haben und entsprechend den Arm nicht bewegen konnten. Den Teilnehmern in einer Gruppe wurde gesagt, sie sollten den Arm nicht bewegen. Den anderen Gruppenteilnehmern wurden Übungen für den Arm gezeigt für wenn sie ihn wieder bewegen können, wenn der Gips wieder ab kommt. Obwohl der Arm aktuell zwar im Gips und unbeweglich war, sollten sie sich trotzdem regelmäßig vorstellen, dass sie diese Übungen real machen würden. Nach Ablauf der Zeit stellte sich heraus, dass der Verlust an Muskelmasse in der zweiten Gruppe geringer war als bei der ersten. Interessant, wie gut positives Denken also hilft, oder?

Sämtliche Annahmen treffen tatsächlich zu. Die Schlüsse, die wir und das schließt Wissenschaftler und Selbsthilfe-Gurus ein, bisher daraus gezogen haben, sind allerdings nicht ganz korrekt.

Da es allerdings jetzt schon sehr spät ist und ich auch mal früher ins Bett gehen sollte und ich mich außerdem über Leser freue, die meinen Blog verfolgen und mehrere Einträge lesen, verrate ich euch die negativen Folgen vom zu positiven Denken im nächsten Eintrag. Ja, es gibt nämlich zu positives Denken und die Folgen können manchmal sehr negativ sein.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Freitag, 3. Oktober 2014

Nur ein Job Teil 2

Liebe Leserinnen und Leser,
das hier zeigt, wie wenig ich manche Dinge wahrnehme. Oder vielleicht zeigt es gerade die selektive Wahrnehmung, die auch Sherlock Holmes auszeichnet. Immerhin würde er sich nicht mit Trivialitäten und Klatsch beschäftigen. So wie einige Menschen Fans von Schauspielern sind und sich alles von ihnen anschauen, was nur irgendwie geht. Und manche Fans, vor allem spätere, sind dann besonders ausgefallen. Mark Gatiss, der in der BBC Serie "Sherlock" den großen Bruder, Mycroft Holmes spielt, wird dann Mycroft gesehen, nicht als Mark Gatiss. Vor "Sherlock" war er bekannt als einer der vier kreativen Kräfte von The Leage of Gentlemen. Mit der Entdeckung von Mark Gatiss als Mycroft Holmes, finden sich nun auf Youtube Kommentare zu The League of Gentlemen Clips wie "Mycroft!!!" oder "Das ist also, was Mycroft in seiner Freizeit macht." (Abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass Mycroft sich jemals echte Freizeit nimmt...) Ich versteh es ja irgendwo. Ich bin ja selbst eine der traurigen Fans, die ihn erst durch "Sherlock" bewusst wahrgenommen haben. Für mich ist aber Mycroft Holmes Mycroft Holmes und Mark Gatiss ist Mark Gatiss. Er spielt Mycroft Holmes, aber mehr nicht. Er hat auch viele andere Charaktere gespielt, vor allem in den drei Serien der League of Gentlemen. Eine sehr kreative Gruppe sind sie!

Stephen Fry ist ein weiterer Schauspieler, mindestens ähnlich kreativ und vielseitig wie Mark Gatiss. Auch er spielte Mycroft Holmes und zwar in Guy Ritchies zweiten Sherlock Holmes Film Sherlock Holmes: Spiel im Schatten. Ich brauchte noch länger als beim ersten Film, von dem ich in meinem Eintrag Stolz und Vorurteil berichtete. Ich mag Stephen Fry sehr, aber ich kann Hans Zimmer nicht leiden und als Filmmusik-Fan achte ich wahrscheinlich mehr auf die Musik als andere. Außerdem fand ich die Geschichte dieses mal insgesamt verwirrend. Mir hat der Film nicht gefallen. Stephen Fry war gut und passend und gewisse Szenen haben mir gefallen. Aber mehr leider nicht.

Vielleicht bin ich auch einfach nur ein untypischer Fan. Aber ich fand ein Bild von Mark Gatiss und Stephen Fry zusammen "The two Mycrofts! A two pint problem..." (Die zwei Mycrofts! Ein zwei Pint Problem, eine Referenz zu Sherlock Holmes' "drei Pfeifen Problem"), bevor ich in meinem Kopf tatsächlich die Verbindung zog. Natürlich! Die zwei Mycrofts! Manchen platzte der Kopf und sie fielen in Ohnmact, beim Anblick von den beiden Mycrofts, wie man in den Kommentaren lesen kann, während meine erste Reaktion war: "Oh, Stephen Fry und Mark Gatiss zusamme." Ich mag die beiden echt sehr und ich mag es, sie zusammen zu sehen. Aber offensichtlich machte mein Kopf nicht die gewisse Verbindung, jedenfalls nicht so schnell wie normal bei anderen. Wie auch immer. Es scheint, als ob ich nicht gewöhnlich bin.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Dienstag, 30. September 2014

M&M: Patch Adams

Liebe Leserinnen und Leser,

der elfte August diesen Jahres war ein seltsamer Tag für mich und sicher auch für eine Freundin von mir (du weißt, wer du bist). Am Abend zuvor hatten wir uns nämlich noch über Komödien und Schauspieler unterhalten. Wir stellten fest, dass wir beide Adam Sandler gut finden und auch Robin Williams mögen. Ich dachte mir noch, dass ich länger nichts mehr bewusst von ihm gehört hatte die letzten Jahre. Aber ich war zu müde, um noch nachzuschauen. Ich ging schlafen und las am nächsten Morgen mit Schrecken und völliger Überraschung meine tägliche Mail vom Guardian Zeitung mit neuesten Berichten. Robin Williams war tot. Als ich dann online ging mit meinen Chatprogrammen online ging, las ich, dass auch meine Freundin diese traurige Nachricht bereits gelesen hatte.

Insofern, wenn auch mit Verspätung, dieser M&M heute in Erinnerung an Robin Williams. Philip Seymour Hoffman ist ein Schauspieler, der für die meisten Deutschsprachigen zumindest, wahrscheinlich wenig bis gar nicht bekannt ist. Er spielt in "Patch Adams" einen Studienkollegen und Zimmerkollege von Patch Adams. Philip Seymour Hoffman starb dieses Jahr (am zweiten Februar) und auch ihm sei dieser Eintrag gewidmet.

Patch Adams ist ein Film aus dem Jahr 1998 und erzählt die wahre (wie immer in Filmen auch aus dramaturgischen Gründen nicht ganz wahre) Geschichte von Hunter "Patch" Adams. Okay, ich weiß fast nichts über den echten Patch Adams und viele (online) Kritiken über den Film sind eher negativ. Da ich nur sehr wenig über den "echten" Patch Adams weiß und das hier ohnehin eine Filmbesprechung sein soll, werde ich mich im Folgenden nur auf den Film beziehen.

Hunter Adams ist suizidgefährdet und weißt sich freiwillig in eine Klinik ein. Dort ist ein anderer Mann mit auf seinem Zimmer, der ihn durch ein quietschendes Bett wach hält nachts, weil er zwar auf die Toilette muss, aber sich wegen Eichhörnchen, die er sieht und vor denen er Angst hat, nicht traut. Adams fängt daraufhin an, die Eichhörnchen zu erschießen (mit seiner zur Pistole geformten Hand). Nach einer wilden Eichhörnchen Schießerei, kann der Zimmerkollege endlich auf die Toilette gehen. Adams ist so beeindruckt, einem anderen Menschen mit Humor geholfen zu haben, dass er beschließt, Medizin zu studieren und mehr helfen zu können.

Im Studium merkt Adams dann, dass er nicht viel lernen muss. Tatsächlich sehen wir ihn nie in Bücher vertieft. (Wie weit das den Tatsachen entspricht, weiß ich nicht. Wobei es ja Glückspilze gibt, die wirklich nicht tun müssen, um zu lernen und sich Dinge zu merken.) Noch etwas fällt Adams auf: die Ärzte wirken oft sachlich und ernst und distanziert zu den Patienten. Einmal wird im Krankenhaus eine Patientin besprochen, die umringt von diesen Studenten und dem Arzt im Bett liegt. Ihre Krankheit (Diabetes mit reduzierter Durchblutung und Neuropathie unter anderem) wird besprochen, Therapiemaßnahmen (zum Schock der Patientin "vielleicht Amputation"). Dann platzt Adams heraus: "Wie heißt sie?" Alle starren ihn an. "Ich wollte nur wissen, ob die Patientin auch einen Namen hat", sagt er. Der Arzt muss erst auf das Krankenblatt schauen. "Marjorie." "Hi Marjorie", grüßt Adams schließlich als Einziger und lächelnd die Patientin selbst an.

Im Verlauf schließt er auch Freundschaften mit Patienten und kann ihnen mehr oder weniger große Freuden machen und Wünsche erfüllen. Manche finden es "ein bisschen verstörend" (a little disturbing), dass er sich ein einen Raum voll Kinder (die Kinderkrankenstation) schleicht und einen auf Clown macht. Sicher war er exzentrisch in dieser Szene. Sicher würde ich persönlich nicht dermaßen aus mir raus gehen können. Einfach, weil ich zu schüchtern und introvertiert bin für so etwas. Aber verstörend? Weil er ein Mann ist unter Kindern? Er ist kein Kinderschänder! Er wollte die Kinder zum Lachen bringen und sie haben sich gefreut! Was ist so falsch daran?

Wie so viele Hollywood Filme, kommt auch dieser nicht ohne Liebesgeschichte aus. Patch Adams freundet sich mit einer Studentin an. Anfangs will sie nur studieren und keine Freundschaften knüpfen, sagt ihm das auch. Manche sagen, Patch Adams wäre schlicht penetrant und rücksichtslos und zwingt allen seinen Willen und Fröhlichkeit auf. Diese Dinge las ich gerade, als ich im imdb.com Patch Adams Forum Kommentare gelesen habe. Ich kann nur sagen, dass ich den Film und gewisse Szenen so bisher nicht gesehen habe. Jedenfalls gerät seine Freundin im Verlauf des Films an einen psychisch gestörten Patienten, was Patch Adams kurzzeitig in eine Glaubens- und Lebenskrise stürzt. (Was ich so gelesen habe, soll diese Studentin/Freundin gar nicht existiert haben. Könnte man jetzt diskutieren, was das dann im Film soll.) Kontakt zu diesem Patienten bekommt sie, als sie Patch Adams mit anderen Hilft, eine kostenloses Krankenhaus aufzubauen, noch während sie studieren. Adams ist nämlich entsetzt, als er sehen muss, dass verzweifelte Angehörige gebeten werden erstmal alle möglichen Formulare auszufüllen und Angaben zu machen, während die Kranken deutlich leiden und direkte Hilfe benötigen würden.

Die Tatsache, dass Patch Adams ständig fröhlich ist, scheinbar nie lernt und trotzdem die besten Noten hat und dann auch noch ohne Doktortitel Medizin praktiziert, führt dazu, dass ihm gedroht wird, das Studium nicht beenden zu können. Es geht also vor Gericht und der Kampf dort füllt die letzten etwa 15 Minuten des Films.

Wie bereits geschrieben, ich weiß nicht viel über das Leben und Wirken des echten Patch Adams. Es ist vielleicht auch fragwürdig, warum Patch Adams diese Freundin bekommt, die dann erlebt, was im Film dargestellt wird. Keine Ahnung, wie exzentrisch der echte Patch Adams ist oder nicht und ob Robin Williams' Darstellung realistisch ist oder nicht. Manche Kritiker fragen provokant, ob man sich ernsthaft von einem Arzt untersuchen lassen wollen würde, der eine rote Clown-Nase trägt. Diesen Menschen möchte ich eine Sache erzählen. Vor einigen Jahren nämlich war ein heißer Sommer und ich war bei einer Ärztin. Es war so heiß, dass die meisten Mädchen und Frauen eher kurze T-Shirts oder ärmellose Tops trugen. Als die Ärztin ins Zimmer kam, trug sie keinen Kittel. Sie fragte mich, ob das in Ordnung wäre. Ich weiß nicht mehr, was ich ihr geantwortet habe. Irgendwas bestätigendes sicher. Heute und im Nachhinein hätte ich sie vielleicht gefragt, ob ihr Wissen im Kittel oder im Kopf wäre und abhängig davon auf Kittel bestanden oder nicht.

Geschmäcker sind verschieden. Niemand muss den Film "Patch Adams" mögen oder ansehen. Einige Gedanken des Filmes finde ich trotzdem wichtig: freundlich zu den Patienten zu sein, sie ab und an einmal zu fragen, wie es ihnen geht oder was sie sich wünschen, statt quasi von "Frau Beinbruch" und "Herr Krebs im Endstadium" in deren Anwesenheit über sie zu reden. Gerade das amerikanische Gesundheitssystem ist mehr als verbesserungswürdig. Die Idee einer kostenlosen Klinik ist daher lobens- und unterstützenswert. Für Fans von Robin Williams, die Patch Adams bzw. sein Werk und Wirken nicht kannten, hat er ihnen zumindest dies näher gebracht und das finde ich eine gute Sache.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Montag, 29. September 2014

Wir sind alle Menschen Teil 2 oder Warum ich keine Spielfilme in Deutschland spielend mehr schaue

Liebe Leserinnen und Leser,

ich schaue mir keine Spielfilme mehr an, die in Deutschland spielen. Spielfilme, die zu keiner bestimmten Zeit spielen schon. Aber wenn es einer gewissen Zeit spielt, scheint es in der deutschen Filmindustrie und in anderen Ländern ohnehin nichts anderes zu geben als die Nazi-Zeit. Sicherlich ist es wichtig, dass diese Zeit nicht vergessen wird. Es tut mir auch leid, was passiert ist für die, die diese Zeit erleben mussten. Muss trotzdem jeder einzelne Film, der in Deutschland spielt und wo die Zeit in der der Film spielt relevant ist zur Nazi-Zeit sein. Oh, fast hätte ich vergessen. Alternativ: die Zeit, in der die Mauer noch existierte oder Mauerfall. Es ist wichtig sich zu erinnern und so etwas sollte auch nie wieder passieren. Mich nervt es nur, dass das quasi historische Deutschland in Spielfilmen auf diese Zeit reduziert wird sowohl in deutschen als auch ausländischen Filmen.

Während meines Studiums erzählte eine Studentin, die etwa 20 Jahre alt war, dass sie einmal in England gewesen war. Sie hatte dort nette Freunde gefunden. Diese wandten sich allerdings von ihr ab, nachdem sie erfuhren, dass sie eine Deutsche war. Nazi. Na klar. Jemand, der gerade mal 20 Jahre alt ist, ist gleich ein Nazi, weil sie deutsch ist. Okay, es gibt heute auch noch die Neo-Nazis. Insofern kann jemand tatsächlich noch heute Nazi sein und jung zu sein heißt nicht, dass man möglicherweise ein Nazi ist. Das heißt aber nicht, dass jeder Deutsche gleich ein Nazi ist! Gehen wir davon aus, dass ihre Eltern sie mit etwa 30 Jahren bekommen haben. Das würde die Eltern jetzt etwa 50 Jahre alt machen. Selbst ihre Eltern sind also nicht mal mehr in der Nazi-Zeit aufgewachsen, geschweige denn zwangsläufig Nazis, weil sie deutsch sind.

Mir gefielen die Hellboy Filme von Guillermo del Toro. Seinen Film Pans Labyrinth habe ich ja bereits letzten Monat besprochen. Was mir beim ersten Hellboy Film aber überhaupt nicht gefällt ist der Prolog, der Anfang. Der ist nämlich zur Nazi-Zeit, ja, mit den bösen Deutschen. Und weil Hellboy, also ein Teufel, schon zu den Guten gehört und die Nazis nicht mehr so mächtig sind nach Hitlers Tod, braucht der Film andere Bösewichte. Der klassische Bösewicht der russischen Geschichte ist da Grigorij Rasputin, der sogenannte "Wunderheiler", der dem Zarensohn regelmäßig geholfen hat. Manche sehen bis heute tatsächlich eine Art Teufel oder "den" Teufel in Person in ihn. Egal, was er denn nun war (allem voran erst einmal ein Mensch, so wie wir alle), war er durchaus eine interessante Persönlichkeit. Ich werde in einem eigenen Eintrag über ihn mehr schreiben. Wann weiß ich noch nicht.

In meinem Eintrag Stolz und Vorurteil schrieb ich bereits, dass ich den Filmmusikkomponisten James Newton Howard mag und seine Musik gerne höre. 2008 kam der Film Unbeugsam - Defiance in die Kinos. Vielleicht mache ich darüber irgendwann einmal einen M&M Eintrag. Auch wenn es nicht gerade einer meiner "Lieblingsfilme" ist. Es ist ein guter Film. Ich kam auf den Film, weil ich zum einen ein wenig aufmerksamer war, was Daniel Craig machte und ihn in den James Bond Filmen gesehen hatte. Als ich dann las, dass James Newton Howard die Filmmusik komponiert hatte, hörte ich mir diese an. "Natürlich" gefiel mir, was er komponiert hatte. Bei bestimmten Personen weiß ich, dass selbst wenn mir der Film nicht gefällt, ich mich auf diese Personen verlassen kann und durch diese den Film trotzdem noch genießen kann. James Newton Howards Musik gefiel mir gut genug, dass ich neugierig war. Ich las, dass es in dem Film um Geschwister in Russland ging, die sich im Wald versteckten und anderen Flüchtlingen der Nazis halfen. Der Film basierte zudem auf einer wahren Geschichte. Es schien mir mehr eine quasi moderne Version von Robin Hood als "die bösen Nazis mal wieder" Geschichte. So würde ich den Film auch für andere beschreiben. Ja, Menschen flüchten vor den Nazis. Aber es geht gar nicht so sehr um die Nazis als solche in diesem Film. Es geht um eine Gruppe von Menschen, die sich ein Leben im Wald aufbauen und bereit sind ihr neues Zuhause um jeden Preis sicher zu machen und zu verteidigen. Es ist, aus meiner Sicht, wirklich mehr eine Art Robin Hood Geschichte und ohne die echten, historischen Details um das Leben der Brüder zu kennen, finde ich den Film gut und sehenswert. Unbeugsam ist aber wirklich der einzige Film, den ich mir in den letzten Jahren bewusst angeschaut habe, der historisch zur Nazi-Zeit spielt. Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat wiederum hat, meines Wissens nach, gute Kritiken bekommen. Das Stauffenberg Attentat haben wir mit Sicherheit in Geschichte auch kurz angesprochen. Viel weiß ich jetzt nicht mehr darüber. Also eigentlich ein durchaus spannender Aspekt deutscher Geschichte. Trotzdem habe ich mir den Film bis heute bewusst nicht angesehen. Die Tatsache, dass Tom Cruise in dem Film mitspielt und ich ihn nicht ganz so gerne mag, kam noch hinzu. Mag sein, dass es ein guter Film ist. Ich lasse mich gerne überzeugen und schaue ihn mir doch einmal an, wenn er wirklich lohnenswert wäre. Aktuell reiht sich der Film der Film für mich eher nur in die "die bösen deutschen ewigen Nazis" Filme ein.

Bei allem Respekt vor dem, was passiert ist und für die Personen, die gelitten haben und noch heute leiden, bei allem Respekt vor der Geschichte: langsam reicht es mir. Schreibt mir. Wenn ihr gute Filme kennt, ich bin durchaus offen, auch wenn ich heute böse, genervt und verschlossen klingen mag. Ich bin offen dafür, Filme anzuschauen, die in der Nazi-Zeit oder zur Zeit des Mauerfalls spielen oder so. Aber ich werde nicht mehr einfach so diese Filme anschauen, weil sie gerade im Fernsehen laufen oder weil alle ins Kino pilgern dafür. Denn ich denke, diese Massen an Nazi-Filmen helfen vor allem in anderen Ländern nicht, das Bild der bösen deutschen ewigen Nazis zu verändern. Sicher sind auch nicht alle Briten oder andere Nicht-Deutsche so unaufgeklärt wie die traurigen Freunde der Studentin. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass es langsam auch einmal andere Filme über Deutschland und die Deutschen gibt und Deutsche in Filmen nicht nur die Bösewichte sind des Films sind.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 27. September 2014

Erinnere dich nicht zu vergessen

Liebe Leserinnen und Leser,

ich denke, Albert Einstein hatte Recht, als er sagte: "Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." Leider passiert das viel zu oft und viel zu schnell, wenn man etwas sucht und nicht findet. Jedenfalls geht es mir so. Ganz aktuell ist mir das vorgestern passiert.

Normalerweise habe ich ein paar ausgewählte Dinge nur an sehr wenigen Plätzen und nirgends sonst. Ich habe mir dieses Verhalten angewöhnt und automatisiert, damit ich meine Hausschlüssel beispielsweise nicht lange suchen muss und nicht verlieren kann. Die Schlüssel zur Wohnung meines Vaters etwa habe ich eigentlich immer in einem bestimmten Rucksack und dort in einer ausgewählten Innentasche. Allerdings war ich einige Tage vorher noch mit einem anderen Rucksack zwar nicht bei meinem Vater, aber ich hatte vorsichtshalber die Schlüssel mit, weil ich in der Nähe war. Ich hatte in der Zeit bis vorgestern auch immer wieder die Schlüssel in der anderen, untypischen Tasche gesehen. Ich wusste also, wo die Schlüssel waren. In der Vordertasche vom kleineren Rucksack. Dort hatte ich sie die Tage bis vorgestern immer wieder gesehen, wenn ich den Rucksack in der Hand hatte und die vordere Tasche auf gewesen war. Nachgeschaut habe ich aber nur das große Fach und auch den großen Rucksack mehrmals(!) komplett ausgeräumt. Ich brauchte gut eine Viertelstunde, bis ich endlich noch einmal den kleineren Rucksack griff und in der vorderen Tasche die Schlüssel wieder fand.

Vor Jahren suchte ich einmal eine Sonnenbrille mit blauen Gläsern, die ich gehabt hatte. Aber hatte ich sie immer noch? Früher trug ich immer eine Brille. Erst seit einigen Jahren trage ich nur manchmal eine. Deshalb hatte ich die Sonnenbrille mit den blauen Gläsern nie getragen, weil sie ohne Stärke in den Gläsern waren und damit nicht so nützlich für mich. Hatte ich also die Brille überhaupt noch? Sämtliche Schubladen von insbesondere 2 Schränken bei mir schaute ich nach, auch zwei Schubladen im Flur schaute ich nach. Mehrmals. Weil es ja so viel Spaß macht und plötzlich die größten Dinge so klein und versteckt sein könnten, dass man sie übersieht. Nach dem zweiten Mal dachte ich an Einstein. Nach dem dritten Mal schimpfte ich über mich selbst, schon wieder und nochmal alles durch zu suchen, obwohl ich schon vorher nichts gefunden hatte. Ich dachte mir: „Ich gehe jetzt ins Wohnzimmer meine Mutter fragen. Eventuell habe ich die Brille ja gar nicht mehr. Dann bringt auch 100 Mal suchen nichts. Vielleicht weiß sie etwas. Wenn ich die Brille aber noch habe, vertraue ich mir und meinem Unbewussten und wünsche mir, dass ich zur richtigen Schublade gehe, um sie dort endlich zu finden.“ Ich ging also zu meiner Mutter. Sie wusste zwar, was ich suchte, aber konnte mir nicht sagen, ob wir die Brille noch hatten oder wenn ja wo. Ich ging zurück in mein Zimmer. Zielsicher fand ich mich stehend vor der Kommode, wo die Meerschweinchen mit ihrem Käfig stehen. Es gibt eine Schublade dort, wo ich Kecken, Ohrringe und auch eine größere Lupe mit einem Horn als Griff aufbewahre. Wenn überhaupt wäre die Brille dort. Die anderen Schubladen enthalten Papier, Notizbücher und Notizen. Ich zog die Schublade weit heraus und relativ weit hinten lag tatsächlich in ihrer schmalen blauen Hülle aus Pappe die Brille mit den blauen Gläsern. Ich dankte meinem Unbewussten, mich so zur Brille geführt zu haben.

Viele Wissenschaftler sind sich mittlerweile einig, dass unser Gehirn nichts vergisst und wir uns, theoretisch, an alles erinnern können, was jemals war. Die einzelnen Informationen werden lediglich von anderen Erlebnissen und Informationen überlagert und geraten dadurch teils so sehr in den Hintergrund, dass wir sie scheinbar vergessen. Methoden wie ein Gedächtnispalast können helfen, Gedanken und Erinnerungen im Gedächtnis zu ordnen und sortieren und damit schneller abrufbar und "griffbereit" zu haben.

Dr. John Watson beschreibt die Funktionsweise eines Gedächtnispalastes recht gut in "Die Hunde von Baskerville" (Sherlock Staffel 2, Episode 2). Sherlock Holmes weiß, dass er wichtige Informationen in seinem Kopf hat "irgendetwas. Ganz tief vergraben." Er schickt John und Dr. Stapleton aus dem Raum, er würde jetzt in seinen Gedächtnispalast gehen.
"Seinen was?" Stapleton ist verwirrt.
John erklärt ihr: "Ach, seinen Gedächtnispalast. Das ist eine Mnemotechnik. Eine Art mentaler Karte. Man entwirft eine Karte von einem bestimmten Ort, der nicht real sein muss und dann legt man dort Erinnerungen ab. Theoretisch kann man so nie etwas vergessen. Man muss nur den Weg dort hin zurück finden."
"Und dieser imaginäre Ort könnte alles mögliche sein?, fragt Stapleton. "Ein Haus? Eine Straße?"
"Ja", bestätigt John.
"Aber er hat Palast gesagt", platzt Stapleton heraus. "Es wäre ein Palast!"
"Ja, das sieht ihm ähnlich, oder?", sagt John daraufhin fast gelangweilt und vielleicht ein bisschen genervt von seinem Freund, der mit einem Palast in seinem Kopf angeben muss.

Der Weg zur Information oder Erinnerung ist tatsächlich auch entscheidend und muss nicht immer mental gegangen werden oder im Gedanken visuell sein, gesehen werden. In Dynamic Learning von Robert Dilts und Tod Epstein, beschreibt Epstein seine Arbeit mit ein älteren Dame. Mit schwindender Sehkraft traten bei ihr auch Probleme auf, sich an gewisse Dinge zu erinnern, was sonst vorher unproblematisch gewesen war. Epstein stellte fest, dass die Dame visuell war und in Bildern dachte, um an die Erinnerungen zu kommen. Da aber ihre Sehkraft gerade nach ließ, bekam sie auch Schwierigkeiten, in ihrem Kopf zu sehen. Epstein half ihr dabei, auf anderen Wegen, mit anderen Sinnen an Erinnerungen zu kommen. Daraufhin verbesserte sich ihre Erinnerungsfähigkeit wieder deutlicher. Vor Dynamic Learning hatte ich nur von Thomas Harris Büchern vom Gedächtnispalast gelesen und durch Derren Browns Buch Tricks Of The Mind angefangen auch in meinen Gedanken systematischer zu sein und mir etwas in der Art aufzubauen. Der Hinweis, dass auch die Art, also mit welchen Sinnen, wir zur Information kommen, relevant ist, war für mich ein neuer und wichtiger Aspekt. Für mich persönlich hat es bisher noch nichts merklich verändert in der Art, wie ich mir Informationen merke. Trotzdem ist es etwas, was gerade Personen, die mit anderen Menschen arbeiten, insbesondere älteren, im Kopf haben sollten. Scheinbare Erinnerungslücken müssen nicht unbedingt etwas damit zu tun haben, sich nicht zu erinnern.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Dienstag, 23. September 2014

Süße Träume (Vater, siehst du nicht, dass ich brenne?)

Liebe Leserin, lieber Leser,

lasst mich euch eine Gutenachtgeschichte erzählen. Eine Klientin von Freud kam zu ihm und erzählte von einem Vater, der folgenden Traum gehabt hat (aus „Traumdeutung“ von Sigmund Freud):

Ein Vater hat tage- und nächtelang am Krankenbett seines Kindes gewacht. Nachdem das Kind gestorben, begibt er sich in einem Nebenzimmer zur Ruhe, läßt aber die Tür geöffnet, um aus seinem Schlafraum in jenen zu blicken, worin die Leiche des Kindes aufgebahrt liegt, von großen Kerzen umstellt. Ein alter Mann ist zur Wache bestellt worden und sitzt neben der Leiche, Gebete murmelnd. Nach einigen Stunden Schlafs träumt der Vater, daß das Kind an seinem Bette steht, ihn am Arme faßt und ihm vorwurfsvoll zuraunt: „Vater, siehst du denn nicht, daß ich verbrenne?“ Er erwacht, merkt einen hellen Lichtschein, der aus dem Leichenzimmer kommt, eilt hin, findet den greisen Wächter eingeschlummert, die Hüllen und einen Arm der teuren Leiche verbrannt durch eine Kerze, die brennend auf sie gefallen war.“

Wie kann so ein Traum entstehen? Eine These wäre, dass der Vater den Rauch oder den Schein im Traum wahrgenommen und verarbeitet hat. Das ist, angeblich, wie wir oft träumen. Wir verarbeiten Erlebnisse vom Tag und/oder aktuelle Sinneseindrücke finden sich im Traum wieder. Eine logische Erklärung. Was aber nicht erklärt, warum immer wieder Menschen im Bett verbrennen, nachdem sie eingeschlafen sind mit glühender Zigarette oder ähnlichem. Auch über Hypnose und Trance heißt es, wenn wir wirklich wach sein müssen, weil Gefahr droht, würden wir sofort aus der Hypnose bzw. Trance erwachen und handlungsfähig sein. Ohne es tatsächlich erlebt zu haben, glaube ich, dass es auf Hypnose und Trance zutrifft. Aber es erklärt nicht die Verbrennungsopfer.

Nächste Theorie. Wir träumen gerne. Ähnlich wie viele Menschen gerne in Trance sind. Das heißt um aufzuwachen, brauchen wir entweder einen starken äußerlichen Reiz oder der Traum wird so unangenehm, dass der Wachzustand für uns angenehmer erscheint und wir deshalb aufwachen. Der Vater träumte von seinem Sohn, um ihm nah zu sein. Doch das Feuer war ein Reiz, das zur Handlung zwang. Also träumte er von seinem Sohn, der ihn weckte. Klingt logisch? Vielleicht. Doch wie im obigen Absatz, müssten wir dann nicht bei Feuer immer aufwachen? Entweder vom Feuer selbst oder durch Träume, die uns zum Aufwachen zwingen?

Wenn man die Möglichkeit in Betracht zieht, dass es ein Leben nach dem Tod gibt oder die Seele nach dem Tod weiter lebt oder ähnliches, könnte auch der Sohn seinen Vater durch oder in dem Traum tatsächlich kontaktiert haben. Allerdings schließe ich persönlich diese Theorie für mich aus. Denn ich weiß, dass Harry Houdini sehr daran gelegen war, seine Mutter zu kontaktieren. Nachdem er gestorben war, hätte er alles daran gesetzt, seine noch lebende Frau zu kontaktieren. Selbst wenn er es versucht hat, ist jedenfalls bis heute nicht bekannt, dass es ihm geglückt wäre.

Wie also ist dieser Traum nun zu deuten? Eure Theorien?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 20. September 2014

Manchmal ist unbewusst besser

Liebe Leserinnen und Leser,

ich schreibe hier ganz bewusst vom "Unbewussten" und nicht "Unterbewustsein". Das "Unterbewusste" gibt es nicht. Es ist lediglich von vielen, leider auch Fachleuten z. B. Professoren während meines Studiums benutztes Wort für das "Unbewusste". Sogar das sonst von Lehrer und Professoren so verachtete Wikipedia weißt auf diese Tatsache hin und fürt bei einer Suche nach "Unterbewusstsein" weiter zu "Das Unbewusste". Völlig korrekt. Es gibt Bereiche, die in unserem Denken, Handeln und unserer Wahrnehmung bewusst sind und andere wiederum, die nicht bewusst sind. Unbewusst. Aber nicht unterbewusst. Ich werde niemanden korrigieren oder zurechtweisen, der den Begriff "Unterbewusstsein" verwendet. Ich finde es schade, dass selbst Fachleute nicht den richtigen Begriff verwenden. Ich vermute, weil alle sowieso wissen, wovon die Rede ist. Also wird "Unterbewusstsein" und "das Unbewusste" synonym verwendet. Ich jedenfalls werde hier jetzt und in Zukunft nur vom "Unbewussten" schreiben und nicht vom "Unterbewusstsein".

Ein Aspekt, der vor allem durch das Neuro-Linguistische Programmieren mehr ins Bewusstsein gerückt wurde, sind Gesten, Körperhaltung, Körperpositionen und Mimik. Es wird immer wieder empfohlen, um guten Kontakt zu einem Gesprächspartner herzustellen (Rapport), die eigene Körperhaltung oder Körperpositionen dem Partner anzugleichen. Wenn der Andere beispielsweise ein Bein über das andere geschlagen hat, macht man es ihm gleich. Entweder schlägt man das gleiche Bein über, also beide z. B. das rechte Bein oder wenn die andere Person das rechte Bein übergeschlagen hat, schlägt man selbst das linke Bein über.

Nicht nur in äußerlicher Hinsicht kann man spiegeln. Auch Angleichung der Sprechgeschwindigkeit und Atmung sind möglich und noch anderes mehr. Details kann der Leser dazu bei Interesse selbst nachlesen.

Es ist wichtig und richtig, auf Dinge wie Körperhaltung, Körperposition, Mimik und Gestik, Sprechgeschwindigkeit und das alles zu achten. Vor allem ist es wichtig, bestimmte Signale zu erkennen und wahrzunehmen. Insbesondere wenn diese Ablehnung oder andere negative Ausdrücke zeigen. Jeder sollte solche Zeichen sehen und erkennen können, um unangenehme Verläufe in Gesprächen, vor allem Verhandlungsgesprächen, vermeiden zu können.

Viel zu oft wird dabei vergessen auch zu erwähnen, dass das Spiegeln vorsichtig zu verwenden ist und keinesfalls strikt und bewusst über den gesamten Verlauf eines vor allem längeren Gespräches zu nutzen ist. Wenn man zu oft und zu lange Aspekte des Gengeüber quasi nach macht, wird es zur lächerlichen Kopie und statt positiven Rapport bekommt der Gegenüber bestenfalls ein seltsames Gefühl oder fühlt sich beleidigt. Selbst wenn die Leute nicht genau wissen oder merken, was ihr macht. Ich garantiere euch, dass es zumindest ein seltsames Gefühl gibt.

Ich persönlich würde empfehlen, Körperhaltung und ähnliches am Anfang des Gesprächs bewusst zu nutzen und wenn das Gespräch läuft eher zurück zu fahren und diese Sachen den Unbewussten zu überlassen, lediglich wachsam zu sein für Signale, aber nicht zum ausnutzen, nur als Wahrnehmung. Es kann viel Spaß machen, ein gutes Gespräch auf dieser unbewussten Ebene zu führen, aber bewusst zu merken, wie Bewegungen und Positionen im Gleichklang fließen. Nicht nur macht es Spaß, so ein Gespräch zu führen, auch zwei oder mehrere Personen einfach nur zu sehen, wie sie in einem guten Gespräch sind, kann Freude bereiten. Bei aller Kenntnis über Körpersprache, die man sich aneignen kann und auch im gewissen Rahmen sollte, hat es sicher seine Gründe, warum so vieles uns eher unbewusst ist. Manches Unbewusste bleibt besser bewusst unbewusst.

Für den Anfang kann es sehr hilfreich sein bewusst zu tricksen. Ich hatte einmal in einem Englischkurs ein Referat vorzutragen. Ich war sehr nervös. Aber ich wusste genug über Körpersprache, um zumindest einen selbstbewussten Eindruck zu geben. Am Anfang war ich nervös und mir meiner Körperhaltung sehr bewusst. Oft hilft es, bewusst eine Körperhaltung vorzutäuschen, um darüber in das Gefühl tatsächlich rein zu kommen. Ganz wie Charlie Brown es beschreibt und ich bereits in meinem Post über "Gefühle zeigen" erwähnte. Meine Lehrerin gab mir sogar gleich als erstes die Rückmeldung, dass ich selbstbewusst und selbstsicher gewirkt hätte. Hatte die eine Ahnung...

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Freitag, 29. August 2014

M&M: Pans Labyrinth

Liebe Leserinnen und Leser,

Kinder sind oft Sinnbilder der Unschuld. Doch auch wenn die Kinder alles daran setzen, gut zu sein und zu helfen, muss das längst nicht ebenfalls auf die Eltern zutreffen. Das bekommt Ofelia (Ivana Baquero) in Guillermo del Toros "Pans Labyrinth" aus dem Jahr 2006 besonders zu spüren. Die Geschichte spielt wenige Jahre nach dem spanischen Bürgerkrieg im Jahr 1944.Ofelia und ihre schwangere Mutter, Carmen (Ariadna Gil), sind auf dem Weg zum Stiefvater von Ofelia, dem faschistischen Hauptmann Vidal (Sergi López).

Der Hauptmann führt einen erbitterten Krieg gegen die Partisanen und hat auch für Ofelia nichts übrig. Das wird ihr schon bei ihrer ersten Begegnung klar. In der Nacht kann sie nicht schlafen. Ein Insekt, dem sie schon auf der Fahrt zum Hauptmann begegenet ist, taucht wieder auf. Es ist kein gewöhnliches Insekt. Nicht nur, weil es so groß ist. Als Ofelia dem Insekt ihr Märchenbuch zeigt, verwandelt es sich in eine Fee, wie aus dem Buch. Die Fee führt Ofelia zum in der Nähe befindlichen Labyrinth. In deren Mitte vom Labyrinth, an einer Statue eines Mädchens mit einem Baby, erwacht Pan gerade aus dem Schlaf. Er erzählt Ofelia, dass sie eine Mensch gewordene Prinzessin wäre und nach der Verwandlung ihre wahre Identität vergessen habe. Ihr Vater, der König, würde auf sie warten. Sie müsste drei Prüfungen bestehen, um den Fluch zu brechen.

Doug Jones ist als Pan, wie schon in Guillermo del Toros Hellboy Filmen als Abe Sapien, völlig in Kostüm und Maske gehüllt. Seine Figur ist irgendwie seltsam. Einerseits hilft er Ofelia, andererseits bringen die Prüfungen, die er ihr auferlegt, sie immer wieder in Schwierigkeiten. Die Prüfungen und Schwierigkeiten aus der fabelhaften Märchenwelt stehen in Gefahr und Brutalität denen der Erwachsenenwelt in nichts nach. Das gilt insbesondere für den Stiefvater. Als dieser herausfindet, dass die Hausangestellte Mercedes und der Arzt Dr. Ferreiro Partisanen unterstützen, wird der Stiefvater mehr als ungehalten.

Ist Pan am Ende auf Ofelias Seite? Oder hat er sie von Anfang an nur für seine Zwecke genutzt? Hat Hauptmann Videl doch ein Herz für seine Stieftochter? Oder hat ihn der Krieg völlig herzlos gemacht? Seht und entscheidet selbst.

Mich persönlich beeindruckt der Film, weil reale Geschichte auf höchst interessante Weise mit Elementen aus Märchen verbunden sind. Zumal auf Guillermo del Toro in Sachen Horror und Fantasy ohnehin Verlass ist. Für mich kommt deutlich rüber, mit wie viel Liebe und Sorgfalt der Film gestaltet ist. Insbesondere die Ausgestaltung der Charaktere und Darstellung der Wesen aus der Märchenwelt. Obwohl der Film deutliche Elemente von Märchen nutzt, ist er alles andere als ein Kinderfilm. Bestenfalls ist es ein Märchenfilm für Erwachsene. Ein sehr beeindruckender Film, aber nichts für sanfte, zimperliche Gemüter.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Sonntag, 24. August 2014

Gefühle zeigen

Liebe Leserinnen und Leser,

Arno Funke dürfte deutschen Lesern unter Umständen noch bekannt sein unter seinem Namen "Dagobert", den er sich als Kaufhaus-Erpresser zwischen 1988 und 1994 selbst gab. Er arbeitete als Lackierer von Motorrädern und Sportwagen. Um sich einen Neustart in Selbstständigkeit zu finanzieren, erpresste er Kaufhäuser. Später sagte er, die eingeatmeten Lösungsmittel während der Lackarbeiten hätten sein Gehirn verändert und zu Depression geführt. In seiner Autobiografie (Mein Leben als Dagobert) schreibt er, dass der schleichende Prozess in die Depression und Gefühllosigkeit ihm damals nicht bewusst war. Seine Festnahme und Therapie, die dazu führten dazu, dass er wieder Zugang zu seinen Gefühlen bekam. Dadurch konnte er auch wieder zeichnen und kreativ sein.

Sherlock Holmes und sein Bruder Mycroft werden als eher gefühllos dargestellt. In der BBC Serie "Sherlock" gibt es eine Szene in "Ein Skandal in Belgravia" (A Scandal in Belgravia, Staffel 2, Episode 1) wo Sherlock und Mycroft in der Leichenhalle vom St. Bartholomew's Hospital in London zusammen stehen. Sherlock hat gerade eine Leiche als Irene Adler identifiziert. Im Treppenhaus hört Sherlock Trauernde vorbei gehen. "Es geht ihnen allen so nah. Fragst du dich je, ob irgendwas mit uns nicht stimmt?", fragt Sherlock seinen Bruder. Denn obwohl Sherlock Irene Adler vorher getroffen hat und auf gewisse Weise von ihr fasziniert war, scheint ihr Tod jetzt zu Weihnachten weder ihn, noch Mycroft irgendwie zu berühren. "Alles Leben endet. Alle Herzen werden gebrochen. Mitgefühl bringt keinen Vorteil. Sherlock", antwortet Mycroft drauf. Ein bisschen Mitgefühl zeigt Mycroft trotzdem, denn er gibt seinem kleinen Bruder eine Zigarette und das, obwohl Sherlock eigentlich bemüht ist, mit dem Rauchen aufzuhören.

Sherlock Holmes ist sicherlich eine erfundene Person. Daher ist fraglich, wie realistisch so ein gefühlloser Mensch ist. Wobei Soziopathen tatsächlich kein Mitgefühl haben und insofern abgeschottet sind von ihren Gefühlen, insbesondere anderen gegenüber.

So schwer und nervig es manchmal auch ist, von Gefühlen überwältigt zu sein. Letztlich ist es wahrscheinlich doch besser und menschlicher, Gefühle zu haben und sie zu zeigen. Den Spruch von wegen "Indianer kennen keinen Schmerz" und deshalb dürften vor allem Jungen nicht weinen, ist völlig absurd. Mädchen und Frauen sind wohl allgemein emotionaler. Sie sind letztlich für die Versorgung der Kinder meist hauptverantwortlich. Da macht es Sinn, dass sie besonders Gefühle zeigen können und bei anderen, bei den Kindern, erkennen und entsprechend reagieren. Das heißt trotzdem nicht als Konsequenz, dass Jungen und Männer deshalb die "Starken" sein müssen und gar keine Gefühle zeigen sollten. Gefühle gehören zum Leben. Gefühle gehören zum Menschsein. Ob es uns gefällt oder nicht. Auf Dauer wäre es nicht gut, Gefühle zu verstecken oder immer nur runter zu schlucken. Wie im Fall von Arno Funke, führt so etwas eher zu negativen Entwicklungen und dabei geht uns einiges verloren. Auch wenn Gefühle manchmal blockieren und überwältigen und wir nicht mehr klar denken können, obwohl wir es uns wünschen würden. Gefühle sind wie ein Fluss, sie verändern sich. Eine Situation, die uns in einem Moment völlig fertig macht, wird mit der Zeit besser verkraftet und dann geht es weiter.

Falls ihr doch einmal deprimiert oder depressiv sein wollt, befolgt wenigstens Charlie Brown's Rat:

http://www.mmdiesein.de/ARCHIV/BLOG/Peanuts-Depressionen.jpg

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Montag, 18. August 2014

Mein Wundergarten (oder Schnell einschlafen Teil 2)

Liebe Leserinnen und Leser,

ich hatte schon einmal beschrieben, was helfen kann, um (schneller) einzuschlafen (Schnell einschlafen... wenn man will und daran denkt...). Heute möchte ich eine weitere Methode vorstellen, die mir vor Jahren geholfen hat. Ich wende sie länger nicht mehr an, weil ich ganz gut auch so schnell einschlafen kann und mir die im ersten Eintrag vorgestellten Methoden ausreichend helfen. Trotzdem halte ich sie für effektiv. Als ich damit anfing, war mir nicht bewusst, dass es eigentlich eine Hypnose-Methode ist. Erst als ich später über Hypnose las, erkannte ich eben diese Methode wieder. Was ich im folgenden beschreibe ist meine eigene Vorstellung. Natürlich steht es euch frei, Elemente davon abzuwandeln nach euren Wünschen und Vorstellungen.

Ich hatte die Augen geschlossen und stellte mir eine Steintreppe in einem Gebäude aus Stein vor. Etwas wie ein Gang in einer Burg. Die Stufen waren deutlich zu sehen, auch wenn es nicht in dem Sinne hell war. Ich habe nie die Stufen gezählt und bin längst nicht jede bewusst runter gegangen. Manchmal habe ich auf der ersten Stufe gesessen und einen Moment gewartet, ehe ich aufstand und anfing runter zu gehen. Manchmal war ich nach ein paar Stufen "einfach unten". Am Ende der Stufen war eine geschlossene runde Tür aus Holz mit einem Türknauf.

Hinter der Tür befindet sich ein Garten mit einem Weg, der eine Biegung hat. Der Garten blüht mit vielen bunten Blumen. Der Leser mag Freude daran finden sich zu einigen Blumen zu beugen und zu schnuppern. Gibt es auch in eurem Garten Schmetterlinge? Gehen wir weiter den Weg entlang. Erst ein Stück gerade aus. Dann kommen wir zur Biegung. Noch ein Stück weiter. Der Weg führt zu einem Tisch mit ein paar Stühlen und einer Bank.

Es ist für mich jedes Mal eine Freude und Überraschung wer dieses Mal am Tisch sitzt und auf mich wartet. Manchmal sind die zwei Stühle, die ich dort habe besetzt und auch auf der Bank sitzen ein oder zwei Personen. Manchmal sitzt nur eine Person dort. Dabei ist es nie eine Person, die ich real kenne, aber immer welche, von der ich vermuten würde, dass ihre Gesellschaft mir Freude bereiten würde oder Gespräche mit ihnen mich inspirieren könnten. Zauberer, wie Derren Brown, der als "psychologischer Illusionist", wie er sich nennt, selbst viel Hypnose anwendet und mich in den Schlaf "hypnotisieren" könnte. Obwohl bisher im Garten noch keiner jemals gesprochen hat. Oder Teller vom Zauberer Duo Penn & Teller. Während seiner Auftritte spricht er zwar nie, oder wenn versteckt (mit dem Rücken zum Publikum oder sonst wie den Mund verdeckt. Es gibt trotzdem auf Youtube Videos, in denen er spricht. Daher ist mir seine Stimme durchaus bekannt. Im Garten würde er trotzdem nicht sprechen. Die meiste Zeit treffe ich ihn dort mit einer Münze in der Hand, die er über seine Fingerknöchel wandern lässt. Seine Jahrzehnte der Übung und Erfahrung lassen solche Kunststücke einfacher erscheinen als sie für mich sind. Bei ihm ist es eine fließende Bewegung und er könnte es ganz nebenbei machen. Beeindruckend. Bezaubernd. Verzaubernd.

Nach einiger Zeit dort zu sitzen und Teller mit der Münze zu sehen oder einfach nur die Anwesenheit von Personen dort zu genießen, bin ich dann eingeschlafen. Wenn die Bank frei genug ist, konnte ich mich auch oft dort liegend ausbreiten und so im Garten und real einschlafen.

Wie bereits oben geschrieben, steht es euch gestalterisch frei, was ihr davon übernehmt. Trotzdem einige Anregungen von mir, die ihr möglichst berücksichtigen solltet für den besten Effekt:

- Wer eine klare Anzahl Stufen zur Tür haben möchte, dem würde ich 20 empfehlen.
- Außerdem würde ich empfehlen zumindest einmal im Garten zu schnuppern und Gerüche aufzunehmen, selbst wenn ihr euch nicht konkret zu einer Blume beugt. Viel zu oft werden nur visuelle Aspekte bei solchen Übungen und Methoden angesprochen und angeregt. Tatsache ist aber, dass wir uns eher in eine Situation versetzen können, je mehr Sinne aktiviert werden. Geruch und Geschmack wird bei so etwas oft vernachlässigt. Durch das Riechen an einer Blume ist zumindest der Geruchssinn einmal kurz dabei.
- Eine Sitzecke ist natürlich keine Pflicht und auch keine Person oder Personen, die dort sitzen. Baut ruhig auch Überraschungen ein, so wie ich mich überraschen lasse, wer dort sitzt.
- Aus quasi "Sicherheitsgründen" würde ich empfehlen, wenn ihr Personen einbringt, dass es Personen sind, die ihr nicht direkt kennt oder wahrscheinlich eher nie kennen lernen würdet. Bekannte Personen könnten euch einmal verletzen oder enttäuschen. Diese Personen währen wahrscheinlich ohnehin dann nicht mehr im Garten. Allgemein ist es trotzdem ratsamer, von Anfang an keine bekannten Personen zu nutzen für Orte wie diesen Garten. Damit bleibt der Garten in jedem Fall ein sicherer Ort voll Freude.

Meine Hypnose-Freunde (ihr wisst, wer ihr seid) könnten sicher noch andere Empfehlungen aussprechen. Eventuell erweitere ich die Empfehlungen in meinem Text noch entsprechend den Kommentaren oder falls mir so noch wichtige Aspekte einfallen. Für's erste war's das. Ich wünsche euch viel Spaß und Freude in eurem Garten und süße Träume. Wer mag, kann seine Erfahrungen gerne hier mitteilen.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 16. August 2014

Wir sind alle Menschen

Liebe Leserinnen und Leser,

am 1. Juni diesen Jahres berichtete Barbara Frost im Guardian unter der Überschrift Two girls died looking for a toilet. This should make us angry, not embarrassed (Zwei Mädchen starben auf der Suche nach einer Toilette. Das sollte uns wütend machen, nicht beschämt) über das Schicksal zweier Cousinen in Indien, die 14 und 16 Jahre alt waren. Die beiden wurden vergewaltigt und anschließend getötet auf der Suche nach einer Toilette. Der Zugang zu Wasser und einer Toilette sollten jedem Menschen möglich sein und jeder sollte Zugang dazu haben und sich sicher fühlen dabei.

Nur wenige Tage später brauchte ich fast zwei Stunden zu meinem Vater. Normalerweise 30 bis 40 Minuten, wenn es nicht gerade sonntags ist mit größeren Abständen von Fahrtzeiten. Es war mitten in der Woche an diesem Tag. Als erstes war die Anzeige der U-Bahn hier falsch. Die nächste Bahn käme in 1 Minute. Ich wartete effektiv 20 Minuten. Es kam auch keine Anzeige über die Verspätung, wie sonst üblich. Auch keine Durchsage. Hätte ich das gewusst, wäre ich die eine Haltestelle zur nächsten Bahn gelaufen. Wären 10 Minuten gewesen und ich hätte sowieso dort umsteigen müssen. Auf den Anschluss wartete ich dann noch 10 Minuten. Vier Haltestellen vom Bahnhof, der Endstation für mich, wurde die Bahn dann angehalten. Ich kann es kaum glauben, dass ich gerade zögere und um Worte ringe für das, was ich schreiben möchte. Ich hoffe und denke, dass Leser meines Blogs wissen, wie ich es meine. Eine Schulgruppe war in der Bahn und eine Schülerin hatte sich wohl über einen dunkelhäutigen Mann lustig gemacht, der sie daraufhin geschubst hatte. Die Bahn wurde angehalten und die Polizei gerufen. Genervt von den Verzögerungen meiner Fahrt stieg ich aus und ging die letzten Haltestellen zu Fuß zum Bahnhof die Einkaufsstraße runter. Was ich noch mitbekam war, dass der Mann wohl nur Englisch konnte. Was eine Verständigung wohl etwas erschwerte.

Letztes Jahr war ich mit meinem Vater und Schwester in Frankreich zur Zeit des Geubrtstags meiner Mutter. Als ich in Paris aus der Bahn stieg, wurde ich von einem Polizisten am Bahnsteig angehalten. Ich verstand nicht, was er mich auf Französisch fragte. Er fragte mich dann auf Englisch, ob ich Englisch spreche. Ich kam nicht dazu ihm zu antworten. Mein Vater war zurück gekommen und auch meine Schwester. Als der Polizist die beiden sah, ließ er mich einfach weiter gehen. Erst viel später kam mein Vater darauf, dass eventuell mein Schal, den ich um die Schultern trug, der Grund dafür gewesen war, dass mich der Polizist angehalten hatte. Der Schal ist grau mit schwarzen Vierecken, die mit schwarzen Linien miteinander verbunden sind. Man könnte sie für quasi arabische oder muslimische Muster halten. Wegen eines Schals bin ich angehalten worden? Aber es ist tatsächlich der einzige Grund, der auch mir in den Sinn kommt. Im Nachhinein bedauere ich, nicht nachgefragt zu haben. Es hätte mich interessiert. Was spielt es für eine Rolle, was jemand trägt für den Charakter oder das, was die Person möglicherweise denkt oder tut?

Irgendwann hörte ich eine Mitteilung im Fernsehen von einer Französin, wenn ich es noch richtig im Kopf habe. Sie studierte wohl islamische Kultur oder Arabisch oder etwas in der Richtung und wollte einmal nach Amerika reisen. Die Einreise wurde ihr verweigert. Ich kann mich nicht daran erinnern ob oder dass ein Grund genannt wurde. Möglicherweise wurde befürchtet, dass sie eine potentielle Terroristin wäre aufgrund ihres Studiums.

Vor vielen Jahren hatte ich für einige Zeit per Chatprogramm Kontakt mit jemanden aus einer Gegend, in der Voodoo praktiziert wird. Ich weiß nicht mehr, wo er her kam. Ich hatte bei meinem Programm die Profilbilder deaktiviert. Er hatte ein Bild von sich eingestellt. Er war dunkelhäutig. Er mochte mich wohl und wollte mich als Freundin haben. Leider konnte er nur gebrochen Englisch. Also hatte ich Probleme ihm klar zu machen, dass ich in Deutschland schlicht nicht seine feste Freundin sein könnte. Er wurde schließlich sauer. Er schob es auf seine Hautfarbe. Ich würde ihn jetzt nur ablehnen, weil er schwarz wäre. Ich versuchte ihm klar zu machen, dass ich bis gerade eben gar nicht gewusst hätte, dass er schwarz wäre, weil ich die Bilder gar nicht aktiviert hatte. Er verstand mich nicht, egal wie einfach ich versuchte mich auszudrücken. Seine Hautfarbe wäre der Grund für meine Ablehnung. Er bestand darauf. Er meinte, er würde zu einem Voodoo Priester gehen, um mich zu verfluchen. Damit ich auf ewig unglücklich wäre und mir etwas Schlimmes passieren würde. Ich würde schon sehen.

Dann ist da noch das Lied Prejudices von Tim Minchin. Soweit ich weiß, entstand es nachdem er in einem seiner Lieder zumindest in früheren Versionen etwas über Schwarze singt. Eigentlich gerade mit dem Argument, dass es nicht "die Schwarzen" gibt, die "alle" etwas bestimmtes machen, weil sie alle schwarz sind. Nach einem Konzert, bei dem er diese Zeilen sang, sprachen ihn dann trotzdem ein paar Schwarze an und drohten, er sollte das doch nicht mehr singen, sonst würde ihm etwas passieren. Eigentlich traurig, denn sie verstanden wohl den Sinn des Liedes nicht. Das Lied heißt "If you really love me" (Wenn du mich wirklich liebst) und die Zeilen früher lauteten " “We go together like a cracker and brie, like racism and ignorance, like niggers and R&B.” (Wir gehören zusammen wie Cracker und Brie, wie Rassismus und Ignoranz, wie Nigger und R&B). Einen ähnlich, meiner Meinung nach, wichtigen Punkt spricht an (bzw. besingt er) in in Confessions im ersten Teil. Frauen sollten nachts eine Straße entlang gehen können und keine Angst um ihr Leben zu haben.

Penn Jillette vom Zauberer Duo Penn & Teller hatte vor einigen Jahren kurze Videos veröffentlicht, Vlogs. Ich weiß den Titel nicht mehr und finde ein bestimmtes leider nicht mehr online. Er sprach sich darin dafür aus, dass er Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt. Letztlich sind wir immerhin alle gleich. Wir sind alle Menschen. Die Hautfarbe spielt keine Rolle für wie wir sind. Unser Verhalten spiegelt unseren Charakter. Der Charakter hat aber mit der Hautfarbe nichts zu tun. Ich wünschte, mehr Menschen würden so denken. Die Hautfarbe eines Menschen sollte keine Rolle spielen für irgendwas.

Bis zum nächsten Blog,
sarah