Dienstag, 30. September 2014

M&M: Patch Adams

Liebe Leserinnen und Leser,

der elfte August diesen Jahres war ein seltsamer Tag für mich und sicher auch für eine Freundin von mir (du weißt, wer du bist). Am Abend zuvor hatten wir uns nämlich noch über Komödien und Schauspieler unterhalten. Wir stellten fest, dass wir beide Adam Sandler gut finden und auch Robin Williams mögen. Ich dachte mir noch, dass ich länger nichts mehr bewusst von ihm gehört hatte die letzten Jahre. Aber ich war zu müde, um noch nachzuschauen. Ich ging schlafen und las am nächsten Morgen mit Schrecken und völliger Überraschung meine tägliche Mail vom Guardian Zeitung mit neuesten Berichten. Robin Williams war tot. Als ich dann online ging mit meinen Chatprogrammen online ging, las ich, dass auch meine Freundin diese traurige Nachricht bereits gelesen hatte.

Insofern, wenn auch mit Verspätung, dieser M&M heute in Erinnerung an Robin Williams. Philip Seymour Hoffman ist ein Schauspieler, der für die meisten Deutschsprachigen zumindest, wahrscheinlich wenig bis gar nicht bekannt ist. Er spielt in "Patch Adams" einen Studienkollegen und Zimmerkollege von Patch Adams. Philip Seymour Hoffman starb dieses Jahr (am zweiten Februar) und auch ihm sei dieser Eintrag gewidmet.

Patch Adams ist ein Film aus dem Jahr 1998 und erzählt die wahre (wie immer in Filmen auch aus dramaturgischen Gründen nicht ganz wahre) Geschichte von Hunter "Patch" Adams. Okay, ich weiß fast nichts über den echten Patch Adams und viele (online) Kritiken über den Film sind eher negativ. Da ich nur sehr wenig über den "echten" Patch Adams weiß und das hier ohnehin eine Filmbesprechung sein soll, werde ich mich im Folgenden nur auf den Film beziehen.

Hunter Adams ist suizidgefährdet und weißt sich freiwillig in eine Klinik ein. Dort ist ein anderer Mann mit auf seinem Zimmer, der ihn durch ein quietschendes Bett wach hält nachts, weil er zwar auf die Toilette muss, aber sich wegen Eichhörnchen, die er sieht und vor denen er Angst hat, nicht traut. Adams fängt daraufhin an, die Eichhörnchen zu erschießen (mit seiner zur Pistole geformten Hand). Nach einer wilden Eichhörnchen Schießerei, kann der Zimmerkollege endlich auf die Toilette gehen. Adams ist so beeindruckt, einem anderen Menschen mit Humor geholfen zu haben, dass er beschließt, Medizin zu studieren und mehr helfen zu können.

Im Studium merkt Adams dann, dass er nicht viel lernen muss. Tatsächlich sehen wir ihn nie in Bücher vertieft. (Wie weit das den Tatsachen entspricht, weiß ich nicht. Wobei es ja Glückspilze gibt, die wirklich nicht tun müssen, um zu lernen und sich Dinge zu merken.) Noch etwas fällt Adams auf: die Ärzte wirken oft sachlich und ernst und distanziert zu den Patienten. Einmal wird im Krankenhaus eine Patientin besprochen, die umringt von diesen Studenten und dem Arzt im Bett liegt. Ihre Krankheit (Diabetes mit reduzierter Durchblutung und Neuropathie unter anderem) wird besprochen, Therapiemaßnahmen (zum Schock der Patientin "vielleicht Amputation"). Dann platzt Adams heraus: "Wie heißt sie?" Alle starren ihn an. "Ich wollte nur wissen, ob die Patientin auch einen Namen hat", sagt er. Der Arzt muss erst auf das Krankenblatt schauen. "Marjorie." "Hi Marjorie", grüßt Adams schließlich als Einziger und lächelnd die Patientin selbst an.

Im Verlauf schließt er auch Freundschaften mit Patienten und kann ihnen mehr oder weniger große Freuden machen und Wünsche erfüllen. Manche finden es "ein bisschen verstörend" (a little disturbing), dass er sich ein einen Raum voll Kinder (die Kinderkrankenstation) schleicht und einen auf Clown macht. Sicher war er exzentrisch in dieser Szene. Sicher würde ich persönlich nicht dermaßen aus mir raus gehen können. Einfach, weil ich zu schüchtern und introvertiert bin für so etwas. Aber verstörend? Weil er ein Mann ist unter Kindern? Er ist kein Kinderschänder! Er wollte die Kinder zum Lachen bringen und sie haben sich gefreut! Was ist so falsch daran?

Wie so viele Hollywood Filme, kommt auch dieser nicht ohne Liebesgeschichte aus. Patch Adams freundet sich mit einer Studentin an. Anfangs will sie nur studieren und keine Freundschaften knüpfen, sagt ihm das auch. Manche sagen, Patch Adams wäre schlicht penetrant und rücksichtslos und zwingt allen seinen Willen und Fröhlichkeit auf. Diese Dinge las ich gerade, als ich im imdb.com Patch Adams Forum Kommentare gelesen habe. Ich kann nur sagen, dass ich den Film und gewisse Szenen so bisher nicht gesehen habe. Jedenfalls gerät seine Freundin im Verlauf des Films an einen psychisch gestörten Patienten, was Patch Adams kurzzeitig in eine Glaubens- und Lebenskrise stürzt. (Was ich so gelesen habe, soll diese Studentin/Freundin gar nicht existiert haben. Könnte man jetzt diskutieren, was das dann im Film soll.) Kontakt zu diesem Patienten bekommt sie, als sie Patch Adams mit anderen Hilft, eine kostenloses Krankenhaus aufzubauen, noch während sie studieren. Adams ist nämlich entsetzt, als er sehen muss, dass verzweifelte Angehörige gebeten werden erstmal alle möglichen Formulare auszufüllen und Angaben zu machen, während die Kranken deutlich leiden und direkte Hilfe benötigen würden.

Die Tatsache, dass Patch Adams ständig fröhlich ist, scheinbar nie lernt und trotzdem die besten Noten hat und dann auch noch ohne Doktortitel Medizin praktiziert, führt dazu, dass ihm gedroht wird, das Studium nicht beenden zu können. Es geht also vor Gericht und der Kampf dort füllt die letzten etwa 15 Minuten des Films.

Wie bereits geschrieben, ich weiß nicht viel über das Leben und Wirken des echten Patch Adams. Es ist vielleicht auch fragwürdig, warum Patch Adams diese Freundin bekommt, die dann erlebt, was im Film dargestellt wird. Keine Ahnung, wie exzentrisch der echte Patch Adams ist oder nicht und ob Robin Williams' Darstellung realistisch ist oder nicht. Manche Kritiker fragen provokant, ob man sich ernsthaft von einem Arzt untersuchen lassen wollen würde, der eine rote Clown-Nase trägt. Diesen Menschen möchte ich eine Sache erzählen. Vor einigen Jahren nämlich war ein heißer Sommer und ich war bei einer Ärztin. Es war so heiß, dass die meisten Mädchen und Frauen eher kurze T-Shirts oder ärmellose Tops trugen. Als die Ärztin ins Zimmer kam, trug sie keinen Kittel. Sie fragte mich, ob das in Ordnung wäre. Ich weiß nicht mehr, was ich ihr geantwortet habe. Irgendwas bestätigendes sicher. Heute und im Nachhinein hätte ich sie vielleicht gefragt, ob ihr Wissen im Kittel oder im Kopf wäre und abhängig davon auf Kittel bestanden oder nicht.

Geschmäcker sind verschieden. Niemand muss den Film "Patch Adams" mögen oder ansehen. Einige Gedanken des Filmes finde ich trotzdem wichtig: freundlich zu den Patienten zu sein, sie ab und an einmal zu fragen, wie es ihnen geht oder was sie sich wünschen, statt quasi von "Frau Beinbruch" und "Herr Krebs im Endstadium" in deren Anwesenheit über sie zu reden. Gerade das amerikanische Gesundheitssystem ist mehr als verbesserungswürdig. Die Idee einer kostenlosen Klinik ist daher lobens- und unterstützenswert. Für Fans von Robin Williams, die Patch Adams bzw. sein Werk und Wirken nicht kannten, hat er ihnen zumindest dies näher gebracht und das finde ich eine gute Sache.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

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