Dienstag, 23. September 2014

Süße Träume (Vater, siehst du nicht, dass ich brenne?)

Liebe Leserin, lieber Leser,

lasst mich euch eine Gutenachtgeschichte erzählen. Eine Klientin von Freud kam zu ihm und erzählte von einem Vater, der folgenden Traum gehabt hat (aus „Traumdeutung“ von Sigmund Freud):

Ein Vater hat tage- und nächtelang am Krankenbett seines Kindes gewacht. Nachdem das Kind gestorben, begibt er sich in einem Nebenzimmer zur Ruhe, läßt aber die Tür geöffnet, um aus seinem Schlafraum in jenen zu blicken, worin die Leiche des Kindes aufgebahrt liegt, von großen Kerzen umstellt. Ein alter Mann ist zur Wache bestellt worden und sitzt neben der Leiche, Gebete murmelnd. Nach einigen Stunden Schlafs träumt der Vater, daß das Kind an seinem Bette steht, ihn am Arme faßt und ihm vorwurfsvoll zuraunt: „Vater, siehst du denn nicht, daß ich verbrenne?“ Er erwacht, merkt einen hellen Lichtschein, der aus dem Leichenzimmer kommt, eilt hin, findet den greisen Wächter eingeschlummert, die Hüllen und einen Arm der teuren Leiche verbrannt durch eine Kerze, die brennend auf sie gefallen war.“

Wie kann so ein Traum entstehen? Eine These wäre, dass der Vater den Rauch oder den Schein im Traum wahrgenommen und verarbeitet hat. Das ist, angeblich, wie wir oft träumen. Wir verarbeiten Erlebnisse vom Tag und/oder aktuelle Sinneseindrücke finden sich im Traum wieder. Eine logische Erklärung. Was aber nicht erklärt, warum immer wieder Menschen im Bett verbrennen, nachdem sie eingeschlafen sind mit glühender Zigarette oder ähnlichem. Auch über Hypnose und Trance heißt es, wenn wir wirklich wach sein müssen, weil Gefahr droht, würden wir sofort aus der Hypnose bzw. Trance erwachen und handlungsfähig sein. Ohne es tatsächlich erlebt zu haben, glaube ich, dass es auf Hypnose und Trance zutrifft. Aber es erklärt nicht die Verbrennungsopfer.

Nächste Theorie. Wir träumen gerne. Ähnlich wie viele Menschen gerne in Trance sind. Das heißt um aufzuwachen, brauchen wir entweder einen starken äußerlichen Reiz oder der Traum wird so unangenehm, dass der Wachzustand für uns angenehmer erscheint und wir deshalb aufwachen. Der Vater träumte von seinem Sohn, um ihm nah zu sein. Doch das Feuer war ein Reiz, das zur Handlung zwang. Also träumte er von seinem Sohn, der ihn weckte. Klingt logisch? Vielleicht. Doch wie im obigen Absatz, müssten wir dann nicht bei Feuer immer aufwachen? Entweder vom Feuer selbst oder durch Träume, die uns zum Aufwachen zwingen?

Wenn man die Möglichkeit in Betracht zieht, dass es ein Leben nach dem Tod gibt oder die Seele nach dem Tod weiter lebt oder ähnliches, könnte auch der Sohn seinen Vater durch oder in dem Traum tatsächlich kontaktiert haben. Allerdings schließe ich persönlich diese Theorie für mich aus. Denn ich weiß, dass Harry Houdini sehr daran gelegen war, seine Mutter zu kontaktieren. Nachdem er gestorben war, hätte er alles daran gesetzt, seine noch lebende Frau zu kontaktieren. Selbst wenn er es versucht hat, ist jedenfalls bis heute nicht bekannt, dass es ihm geglückt wäre.

Wie also ist dieser Traum nun zu deuten? Eure Theorien?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen