Donnerstag, 25. Dezember 2014

Himmliche Musik

Liebe Leserinnen und Leser,

ich höre eher wenig "reine" klassische Musik. Wenn höre ich mehr Filmmusik. Filmmusik spricht mich mehr an, weil gute Filmmusik auch ohne die Bilder eine eigene Geschichte erzählt.

Vor Jahren kam dann mein Interesse für Zauberei wieder und ich entdeckte Derren Brown. In seiner Bühnenshow "Something Wicked This Way Comes" findet der zweite Akt damit an, dass er eine Frau aus dem Publikum zu sich holte, sie an den Tisch auf der Bühne setzte, einen Holzblock unterschrieb für sie mit Widmung und sich dann einen Nagel in die Nase bzw. durchs Nasenloch hämmerte. Abschließend schlug er den Nagel in den Holzblock (perfekt abgestimmt auf die Musik, die spielt) und gab ihn der Frau als Geschenk. Das ganze geschieht fast ohne Sprache, er flüstert lediglich, wenn sie den Nagel festhalten soll bzw. als er nach ihrem Namen fragt für die Widmung. Untermalt wird das Ganze von Beethoven's fünften Klavierkonzert, im englischsprachigen Raum auch bekannt als "The Emperor". Es ist ein seltsamer Anblick, wenn jemand sich einen Nagel in die Nase schlägt, obwohl ich mir bewusst bin, dass dieser Akt keine Zauberei, kein Trick, sondern real möglich ist. Wer solche Bilder nicht gut sehen kann, sollte das Video anklicken und wegschauen oder die Augen schließen. Alle anderen können natürlich auch die Augen schließen und nur die Musik genießen. Das Stück selbst ist das mittlere der drei Teile, etwa 9 Minuten lang. Wer das gesamte Klavierkonzert hören will und noch nicht gehört hat, sei gewarnt: der Übergang vom zweiten zum dritten Teil ist sehr abrupt und sehr laut.

Der zweite Teil ist, nicht zuletzt durch Derren Brown, mein Lieblingsteil. Obwohl geübte Leute keinen Schmerz empfinden, sich einen Nagel in die Nase zu schlagen, ist es trotzdem für mich Inbegriff von Entspannung und vor allem Schmerzfreiheit geworden.

Ihr seid gewarnt worden, Derren Brown schlägt sich einen Nagel in die Nase und zwar hier:

https://www.youtube.com/watch?v=fNbnuZR2wd4

Das zweite, meiner Meinung nach, göttliche Stück, hörte ich in dem Film "Master & Commander". Eine Crew ist auf einem Schiff unterwegs. Wobei der Kapitän gerne Geige und der Arzt Cello spielen. Vorzugsweise und sehr zum Verdruss der Rest der Mannschaft, spielen sie klassische Stücke. Wodurch auch auf der CD zum Soundtrack neben der Filmmusik, wenigstens Auszüge der klassischen Stücke zu hören sind. Genialer Film mit der Kombination von klassischen Stücken durch den Kapitän und Arzt übrigens. Normalerweise spielen die beiden immer zusammen. Entsprechend sind alle Stücke auch für Violine und Cello. Nur nicht als sie Halt machen auf den Galapagosinseln, um den verwundeten Arzt zu behandeln und Ruhe zu gönnen. Der ist auf der Insel, auf dem Land und unter vielen interessanten, neuen Tieren in seinem Element. Das ist der einzige Moment, in dem ein bekanntes Stück nur für Cello erklingt, nämlich Bachs Cello Suite No. 1 in G Major, BWV 1007.

Mein Lieblingsstück allerdings ist zu hören, als sie einen Matrosen leider aufgeben müssen, eine gekürzte Version (von etwa 16 Minuten auf knapp 5 Minuten gekürzt) von "Fantasia on a theme by Thomas Tallis" von Ralph Vaughun Williams. Ist etwas umständlich, ich weiß. Thomas Tallis lebte so um 1500 bis 1580 rum und hat eine Hymne komponiert. Vaughun Williams ist etwa um 1890 geboren und ungefähr 1960 gestorben. Er hat sich sehr für englische Volkslieder interessiert und war von der Hymne von Tallis inspiriert. Vaughun Williams komponierte sein wunderbares Stück 1910 und es wurde auch im gleichen Jahr zum ersten Mal in der Gloucester Kathedrale aufgeführt. Das Besondere dabei ist, dass die Musiker nicht alle zusammen sitzen, sondern ein Teil von ihnen in kleinerer Besetzung etwas abseits. Das hat Vaughun Williams für den Klang-Effekt gemacht. In dem Link, den ich gleich noch gebe, ist die Besetzung wie zur Uraufführung, übrigens auch in der Gloucester Kathedrale, mit der räumlichen Aufteilung zu sehen. Ich finde unglaublich spannend zu hören, wie die hohen Streicher anfangs ihre Melodie anspielen und die tiefen Streicher zupfend reagiert. Die Streicher brauchen eine ganze Weile, bis sie zueinander finden und richtig gemeinsam spielen.

Ich bin keine Musik-Theoretikerin. Andere könnten noch viel mehr zu dem Stück erzählen. Wen von euch es interessiert, der wird sicher selbst darüber lesen. Eine sehr aufschlussreiche quasi Audio-Dokumentation/Besprechung habe ich selbst zufällig gefunden. Sie dauert etwa 45 Minuten. Wer sie hören will, kann sich gerne bei mir melden. Für heute soll es genug an Erklärungen sein.

Hier nun die himmlische "Fantasia on a theme by Thomas Tallis" von Ralph Vaughun Williams: https://www.youtube.com/watch?v=ihx5LCF1yJY

In diesem Sinne: himmlische Weihnachten euch allen!

Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne in den Kommentaren eure eigene Lieblingsklassik vorstellen

Bis zum nächsten Blog,
sarah

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