Donnerstag, 31. Juli 2014

M&M: Stay

Liebe Leserinnen und Leser,

2005 kam "Stay" in die Kinos, der einer meiner Lieblingsfilme ist. Die Geschichte ist eher etwas düster und das Ende frustrierend offen. Was mir aber besonders gefällt sind die visuellen Elemente: der Einsatz von Farben und wie Übergänge zwischen einzelnen Szenen gestaltet wurden. Außerdem mag ich Ewan McGregor und Ryan Gosling, die beide die Hauptrollen in diesem Film spielen.

Ryan Gosling spielt Henry Letham, einen jungen Mann, den wir anfangs ein Auto fahrend sehen. Dann platzt ein Reifen, es kommt zu einem Unfall. Schnitt. Er sitzt auf der Straße und während die Kamera von ihm weg uns eine weitere Sicht zeigt, sehen wir, dass das Auto hinter ihm brennt. Er steht auf und geht einfach die Straße entlang weg.

Der Psychiater Dr. Sam Foster (Ewan McGregor) hatte eine schlechte Nacht und verschläft. Doch das ist erst der Anfang von ein paar sehr seltsamen Tagen für ihn. Als er auf dem Campus der Schule seine Freundin und Lehrerin Lila (Naomi Watts) trifft, fragt sie ihn was los ist. Das Baby der Nachbarn hätte ihn wach gehalten. Lila ist verwirrt. Denn die Nachbarn sind 80 Jahre alt. Sam übernimmt Stunden für seine kranke Kollegin und damit auch Henry als Patienten. Der ist erst gar nicht begeistert, dass plötzlich jemand anderes sein Therapeut ist. Ist seine Therapeutin etwa überfordert mit ihm und hat ihn deshalb einfach abgegeben? Aber er öffnet sich Sam schließlich und erzählt von seinem Plan: "Samstag um Mitternacht." Dann will er sich umbringen. Zu seinem 21. Geburtstag.

Im Verlauf des Films sehen wir Henry und andere Leute im Auto fahren. Die Szenen im Auto sind eine andere Zeit oder gar eine andere Welt(?) als der Rest und tatsächlich der größte Teil des Films. Ich glaube, ich nehme nicht zu viel vorweg, wenn ich schreibe, dass Henry tatsächlich vom Autounfall schwer verletzt praktisch im Sterben liegt. Die Psychiater-"Geschichte" spielt sich in seinem Kopf ab und ist seine Überlegung, ob er leben oder sterben soll und will. Eigentlich will er leben. Sonst hätte er sich auch nicht an Sam gewandt, der eigentlich ein Fahrer in einem anderen Auto ist und nun erste Hilfe leistet. Eine andere Frau, die Henry in seinem Kopf zu Sams Freundin macht, schaut im Auto nach und sagt ihm, dass die anderen tot sind. Vieles im Film ist eigentlich in Henrys Kopf verdreht und genutzt für die Realität in seinem Kopf. Einzelne Sachen davon zu erkennen, was wie genutzt wurde und was nun wie Wirklichkeit ist, macht für mich den Film durchaus interessant. Henrys voller Name ist Henry Letham. Letham als Annagramm von Hamlet. Eine Hamlet Vorführung probt dann auch eine junge Frau, die Henry einige Male in einem Diner bedient hat und die möglicherweise Henry helfen könnte.

Manche fragen sich am Ende, wie sich Henry denn nun entschieden hat. Denn es wird nie klar gezeigt, dass er tot ist oder lebt. Viele sind sich einig, dass die Entscheidung trotzdem eindeutig ist. Seht euch den Film an und entscheidet dann selbst. Wer von euch eher ruhige Filmmusik mag könnte Gefallen finden an der Filmmusik von "Stay" die Asche & Spencer geschrieben und gemacht haben.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 19. Juli 2014

Multitasking ist Blödsinn

Liebe Leserinnen und Leser,

es wird oft gesagt, dass wir Frauen eher wähig sind mehrere Dinge auf einmal zu machen als Männer. Frauen sind multitasking fähig, Männer nicht. Oder sind wir letztlich doch alle unfähig zu Multitasking? Mag sein, dass ich hier gerade schreiben kann und gleichzeitig die Musik läuft und ich zusätzlich ein Chatfenster auf habe. Ich könnte sicherlich auch irgendwelche Übungen im Sitzen machen, während ich hier schreibe. Mental wäre meine Aufmerksamkeit allerdings definitiv geteilt und bei keinem der Dinge so ganz. Ohne jetzt Studien dazu recherchiert zu haben, würde ich stark annehmen, dass die Konzentration und Produktivität darunter leidet, verschiedene Dinge quasi "gleichzeitig" zu machen. Denn keines der Dinge wäre mit voller Aufmerksamkeit gemacht. Mal ganz abgesehen von der Frage, wie lange man es aushält, länger mehrere Dinge so geteilt gleichzeitig zu machen und dabei geistig und körperlich gesund zu bleiben.

Penn Jillette vom Zauberer Duo Penn & Teller hat einmal darüber gelesen, dass man lieber keine Musik hören sollte beim Radfahren. Weil es eben die Konzentration im Straßenverkehr beeinträchtigt. Streng genommen müsste man auch im Auto die Musik, das Radio, ausgeschaltet lassen. Hat Penn dann auch eine Zeit lang gemacht. Seine Erkenntnis ist nicht besonders überraschend: er stellte fest, dass er deutlich aufmerksamer war und mehr mitbekam im Verkehr.

Es gibt verschiedene Varianten einer Geschichte eines Zen-Meisters. Er wurde gefragt, was das Geheimnis seiner Erleuchtung wäre. " Wenn ich schlafe, dann schlafe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich", sagte der Zen-Meister. Der Schüler war verwirrt. Er waren fest überzeugt, dass er das auch machte. "Nein", sagte der Zen-Meister. "Wenn du aufsteht, denkt du daran, was du essen wirst. Wenn du isst, denkst du daran, wohin du gehen wirst."

Für Kenner dieser Geschichte gibt es quasi eine Fortsetzung. Der Zen-Meister sitzt am Morgen am Tisch, isst sein Frühstück und liest die Zeitung. "Meister", sagt der Schüler. "Hast du nicht gesagt, wenn du isst, dann isst du nur. Wenn du gehst, dann gehst du nur? Jetzt sitzt du hier und isst dein Frühstück und liest gleichzeitig die Zeitung. Ist das nicht ein Widerspruch zu deiner Lehre?" Darauf der Zen-Meister: "Wenn ich die Zeitung lese und frühstücke, lese ich die Zeitung und frühstücke nur."

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Montag, 14. Juli 2014

Erinnert euch einfach nur zu atmen

Liebe Leserinnen und Leser,

es gibt diverse Entspannungstechniken, Kurse, Therapien und was nicht noch alles, um wieder entspannter zu werden, klarer denken zu können und/oder einfach mal wieder zur Ruhe zu kommen. Das einfachste und offensichtlichste wird dabei oft vergessen: einfach mal nur zu atmen. In einer angespannten Situation oder wenn wir nervös sind, reagieren wir viel zu oft mit flacher Atmung oder halten sogar die Luft an, statt tief durchzuatmen oder wenigstens normal weiter zu atmen.

Viele, die mit Bauchreden anfangen, werden wahrscheinlich feststellen, dass die Atmung, die man anwendet dafür, auf die Bauchmuskeln geht. Vor allem auf die, die wir sonst eher nicht so sehr beanspruchen. Oft liest man etwas von vernachlässigter Zwerchfellatmung. Als ob wir jemals wirklich ohne Zwerchfell atmen würden. Es stimmt schon, dass wir eher flach atmen und nicht bewusst tief in und aus dem Bauch heraus. Der Darm wird immer wieder das zweite Gehirn genannt. Genau so, wie wir manchmal gähnen, um unser Gehirn im Kopf zu durchlüften, tut es gut, den Bauch zu entspannen durch bewusstes Atmen. Kostet nichts!

In dieser hektischen Zeit täte es uns allen gut wieder mehr zur Ruhe zu kommen. Meditation in dem Sinne ist nicht einmal zwingend nötig. Vielen fällt es sogar schwer, eine Weile nichts zu denken. Ich kenne Leute, die behaupten, sie würden besser unter Zeitdruck arbeiten. Manchen wird plötzlich langweilig, wenn sie nicht wenigstens noch fünf Dinge auf ihrer "To-Do Liste" haben. Irgendwann haben sie dann Burnout. Wer während einer Zeit der Ruhe mit dem Denken nicht völlig aufhören will, kann alternativ zum Beispiel von 1 bis 10 zu zählen und nach 10 wieder bei 1 anzufangen. Mit ein paar Wiederholungen, ohne darauf zu achten, wie viele male die 10 erreicht wurde.

Überhaupt wäre es manchmal nicht schlecht "erst zu denken, dann zu reden". Vor allem in Konfliktsituationen. In Noel Cowards "Private Lives" finden sich zwei Paare während ihrer Flitterwochen in einem Hotel. Wie es der Zufall so will, ist der Mann eines der Paare mit der Frau des anderen Paares früher zusammen gewesen. Durch angrenzende Zimmer finden sie sich nun wieder und streiten sich auch wieder. Eigentlich wollen sie nicht streiten. Sie schließen eine Abmachung: wenn einer der beiden merkt, dass sie wieder anfangen zu streiten, sagt die Person ein verabredes Schlagwort. Danach sprechen beide für zwei Minuten nicht mehr. Zwei Minuten mit der Option zur Verlängerung. Mir gefällt diese Abmachung sehr.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Mittwoch, 9. Juli 2014

Sinnliche Sinne

Liebe Leserinnen und Leser,

oft wünschen wir uns ein negatives Gefühl weg. Ich habe bereits in einem anderen Eintrag über die Möglichkeit von Schmerzkontrolle geschrieben. Schmerzen sind aber nicht die einzige Wahrnehmung, die wir bei uns oder anderen beeinflussen können. Positive Gefühle könnten wir genau so verstärken.

Im Neuro-Linguistischen Programmieren (NLP) wird davon ausgegangen, dass wir für alle Gefühle eine Art Programm haben, das abläuft. Bestimmte Programme laufen ab und dann sind wir traurig. Bestimmte andere Programme laufen ab und dann sind wir fröhlich. Der Auslöser ist natürlich nicht immer gleich. Auch das Programm für ein bestimmtes Gefühl ist nicht bei allen Menschen gleich. Für einen bestimmten Menschen ist z. B. das Programm "Lachen" aber immer gleich. Das heißt, die Prozesse, die ablaufen, bis die Person lacht, sind gleich. In vielen Demonstrationen kann man Richard Bandler, einer der Entwickler des NLP, sehen, wie er bewusst Personen zum Lachen bringt. Nicht durch Witze, sondern er setzt, was man im NLP "Anker" nennt, quasi Auslöser. Werden diese wieder genutzt, hat die Person sofort wieder das Gefühl. Das mag als Demonstration lustig sein, wenn man jemanden nur beispielsweise auf die rechte Schulter tippen muss und sie krümmen sich vor Lachen.

Interessanter ist es erst dieses Wissen und diese Art Kontrolle über Gefühle und Wahrnehmungen bewusst im realen Leben steuert. Vor einigen Jahren muss ich mir einen Anker für Wärme gesetzt haben, ohne es zu merken. Leider viel zu oft passiert es eher mit negativen Ankern. Schockmomente führen zu Phobien oder jemand hat euch in einer bestimmten Weise grob angefasst oder auch nur zum Beispiel auf einer festen Weise auf die Schulter geklopft. Wenn jemand anderes euch in einer ähnlichen Weise anfässt oder auf die Schulter klopft, kommen (oft) unbewusst Erinnerungen wieder hoch und ihr spannt euch an, euch geht es schlecht. Auch lieb gemeinte Berührungen, können daher beim anderen negativ ankommen. Ich würde vor allem Personen im sozialen Bereich empfehlen auf solche Reaktionen zu achten und entsprechend die Berührung nicht zu wiederholen, wenn mit Anspannung oder ähnlich reagiert wird. Zurück zu meinem Anker für Wärme. Ich konnte mir mit der rechten Hand an die linke Schulter fassen und mir wurde deutlich wärmer. Auf einer Studienfahrt habe ich dies genutzt. Eine Terrasse im Freien befand sich einige Stockwerke unter unseren Zimmern. Ich wollte nicht umständlich hoch, eine Jacke oder Pullover holen und die interessanten Gespräche verlassen. Also fasste ich mir immer wieder an die linke Schulter.

Vor ein paar Jahren hatte ich eine Infektion erst an meiner rechten Hand, aber da sie eine Woche lang falsch behandelt wurde, übertrug sie sich auch auf die linke Hand. Manche Nächte wachte ich auf, bewusst um zu kratzen. Nur wenn ich wach war, konnte ich das unglaublich starke Bedürfnis zu kratzen meistens kontrollieren und beherrschen. Ich stellte mir dabei, ähnlich wie bereits im Schmerzkontrolle Eintrag beschrieben vor, dass ich in einem Wald wäre und meine Hände von kaltem Flusswasser umspült würden. Die Farbe blau half mir sehr und auch der Gedanke an Kühle von einem fließenden Fluss. Es wäre wie eine leichte Massage oder etwas ähnliches und blau ist ein Kontrast zu den von der Infektion roten Händen. In einer Nacht konnte ich länger nicht einschlafen und die Hände juckten sehr. Kratzen würde natürlich nichts nützen. Also stellte ich mir vor, dass die Hände eingegipst wären in blauem Gips. Selbst wenn ich mit eine Hand zur anderen reichen würde zum Kratzen, käme ich gar nicht ran. Der Gips wäre dazwischen. Also lag ich da, die Hände unbeweglich und sclief endlich ein.

Einmal kam ich nachts erst mit der U-Bahn nach Hause und musste dann den Rest, wie üblich, mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Ich hatte nur eine dünne Jacke. In der Bahn hatte ich Musik gehört. Für die Fahrt mit dem Fahrrad machte ich den Player aus. Ich stieg aufs Fahrrad und fuhr los. Ich summte irgendeine Melodie vor mich hin. Als ich aus keinem bestimmten Grund einfach aufhörte zu summen, wurde mir plötzlich deutlich kalt. Seltsam, dachte ich mir. Ich fing wieder an zu summen und mir wurde wieder warm. Summen machte mich warm? Noch einmal hörte ich kurz auf zu summen, bis ich entschloss, den restlichen Weg über zu summen.

An kalten Winternächten hilft mir das gelbe Licht der Straßenlampen, dass mir etwas wärmer wird. Ich werde jetzt nicht im Detail darauf eingehen, sondern in einem anderen Eintrag separat darüber schreiben. Aber Musik kann, unter Umständen, meine Wahrnehmung der Zeit beeinflussen, dass sie für mich gefühlt schneller oder langsamer vergeht als real objektiv.

Wir alle können Einfluss nehmen auf unsere eigene Wahrnehmung und auf die anderer. Dafür müssen wir nur wissen, welche Sinne jeweils in welcher Art beeinflussen. Spinnen sind nicht an sich beängstigend, sondern werden es erst, wenn wir sie uns riesig groß vorstellen mit ihren langen dünnen Beinen und möglicherweise als seltsam pelzige Wesen mit vielen Augen, idealerweise noch in Farbe und wie sie sich bewegt und auf uns zu krabbelt. Ich habe normalerweise keine Angst vor Spinnen, obwohl ich keine unbedingt anfassen will. Wenn ich mir nun die Spinne in der beschriebenen Weise vorstelle, wird sie auch mir gruselig und unangenehm.

Eine so genannte NLP Fast Phobia Cure, eine kurze und schnelle Behandlung von Phobien, dauert bei Könnern unter Umständen gerade einmal 5 bis 10 Minuten. Vereinfacht und kurz ausgedrückt, wird dabei die Darstellung im Kopf überprüft, vor allem bildlich-visuelle Aspekte und Geräusche. Das heißt es können auch mehrere Sinne verändert werden. Je mehr Sinne verändert werden, desto intensiver ist das Erleben. Eine deutliche Veränderung kann aber auch schon bringen, wenn nur in einem Sinn verändert wird. Durch eine Umkehrung möglichst vieler Aspekte wird das, was vorher so beängstigend wirkte, ins harmlose Gegenteil gekehrt. Kalt wird heiß und heiß wird kalt. Schnell wird zu langsam und langsam wird zu schnell. Und vieles mehr. Ich kann jeden nur dazu einladen, zu experimentieren und bei sich selbst zu testen, was Einflussfaktoren sind und diese einfach zum Spaß zu verändern, um zu prüfen, was dann passiert. Im ungünstigsten Fall machen solche Veränderungen ein bisschen Spaß, im günstigsten Fall können sie wirklich helfen. So wie ich sie nutzt, um nicht zu kratzen oder damit mir nicht mehr kalt wäre.

Bis zum nächsten Blog,
sarah