Freitag, 20. März 2015

Was zur... Hypnose

Liebe Leserinnen und Leser,

Hypnose ist, wenn jemand eine Taschenuhr hin und her schwingt und zählt und auf dich einredet, dann kannst du irgendwann die Augen nicht mehr offen halten und schläfst. Das ist bestenfalls wie sich viele Show-Hypnose vorstellen.

Das hier sollte eigentlich ein Eintrag werden, um einige Hypnose-Menschen vorzustellen, vor allem Hypnotherapeuten, also Leuten, die Hypnose als Therapie anwenden, kombiniert mit ein bisschen Geschichte der Hypnose. Das war für Februar geplant. Wie ihr sehen könnt, habe ich daraufhin im Februar gar nichts geschrieben.

Die Wahrheit ist, dass ich fast keine Ahnung habe über die Geschichte von Hypnose. Ich habe zwei, drei allgemeine Bücher über Hypnose gelesen. Darin stand natürlich auch etwas zur Geschichte und Namen berühmter Leute aus vergangener Zeit. YouTube sei Dank konnte ich einige Hypnotiseure und Hypnotherapeuten in Interviews und bei Demonstrationen oder Seminaren sehen. Doch bis auf Dr. Milton Erickson kenne ich die meisten kaum mehr als mit Namen.

Hinzu kommt, dass ich in den letzten Monaten gemerkt habe, wie ich Dinge, die mir, sagen wir ein halbes Jahr vorher, noch vertraut waren, heute vergessen habe. Inklusive Begriffen, die ich zu der Zeit problemlos hätte erklären oder zumindest verwenden können. Werde ich alt? Oder werde ich wie Sherlock Holmes, der keine Ahnung hat, dass die Erde sich um die Sonne dreht, weil es irrelevant für sein Leben ist?

Hier ist, was ich weiß und euch gerne mitteilen möchte, ohne dass ich (meine) Bücher konsultieren müsste: meine Geschichte der Hypnose. (Geständnis: Ich habe zwar kein Buch benutzt, aber die Daten bei wikipedia nachgeschaut.)

Der Name, der oft genannt wird als quasi der Vater der Hypnose bzw. Hypnotherapie, ist Franz Anton Mesmer (1734-1815). Vor Jahren mochte ich den Schauspieler Alan Rickman sehr. Ich mag ihn noch heute, nur dass ich über aktuellere Projekte und Filme von ihm jetzt nicht mehr so vertraut bin wie vor einigen Jahren. 1994 hat er jedenfalls in dem Film „Mesmer“ eben jenen gespielt. Die Rahmenhandlung des Filmes ist eine Gerichtsverhandlung, der sich Mesmer stellen muss. Die Behandlungsmethoden dieses Arztes sind so ungewöhnlich für seine Zeit, dass er für viele ein Scharlatan sein muss. Deshalb steht er vor Gericht. Ich las später ein paar Bücher über Mesmer, um herauszufinden, was von der Geschichte im Film wirklich passiert war. Ohne es zu wissen, war das wohl meine Einstieg zur Hypnose und Hypnotherapie. Wobei Mesmer das, was er praktizierte nicht Hypnose nannte. Anfangs arbeitete er mit Magneten. In einem Buch las ich die Geschichte, dass er in einer Art Parade dabei war und gebeten wurde zu helfen, da kein anderer Arzt unmittelbar in der Nähe war. Er ließ sich zu der kranken Person führen und stellte erst dort fest, dass er seine Magnete in der Kutsche bei der Parade hatte liegen lassen. Wenn leblose Steine und Magnete helfen konnten und er, Mesmer doch ein warmes Lebewesen voll Energie ist, müsste es doch möglich sein, dass er durch Berührung und Streichen mit den Händen helfen könnte. Er konnte dann tatsächlich helfen, wobei er nach diesem Erlebnis auf die Magnete verzichtete. Er bezeichnete das, was er machte als „animalen Magnetismus“. Heute ist es auch als „Mesmerismus“ bekannt. Sein Name ist sogar zu einem Adjektiv im Englischen geworden als „mesmerising“ (um etwas zu beschreiben, was faszinierend, hypnotisierend ist).

Unabhängig von Mesmer damals, geht auch die chinesische Medizin von einer Energie aus, dem Chi oder Qi. Das Reiki ist bis heute eine praktizierte Methode, bei der die Hände zur Heilung genutzt werden.

Doch Mesmer war nicht ganz der Anfang. Schon die Ägypter und Griechen kannten Schlaftempel. Priester, die zu der Zeit auch als Ärzte fungierten, heilten durch Rieten und indem sie die Kranken in einen heilenden Schlaf versetzten von vielen verschiedenen Krankheiten.

Die Wunderheilungen von Jesus, seinen Jüngern und den frühen Christen dürften größtenteils genau so auf Hypnose zurückzuführen sein. Handauflegungen und Fixierung der Augen (Fixation) z. B. durch eine glänzende Metallscheibe, sind dabei typische Praktiken.

Ein weiterer bekannter Chirurg, den man kennen sollte ist der Schotte James Braid (1795-1860). Auch er beschäftigte sich mit Magnetismus und prägte den Begriff „Neurypnology“ (Neurohypnotismus), also immer noch nicht „Hypnose“ als Begriff. Zur Zeit von Braid steckte die Anästhesie noch in den Kinderschuhen. Sein Buch heißt: Neurypnology; Or, the Rationale of Nervous Sleep Considered in Relation with Animal Magnetism

James Esdaile (1808–1859) wiederum erinnert mich ein wenig an Erickson. Esdaile litt an Asthma und zog von Großbritannien nach Indien, in der Hoffnung, dass ihm das Klima dort besser bekäme. Erickson ließ sich nach einem Fahrradunfall impfen, bekam allerdings von der Impfung einen anaphylaktischen Schock, an dem er fast starb und in dessen Folgen er Allergien entwickelte. Er zog daraufhin nach Phoenix, Arzizona. Es sollte jedenfalls nicht groß wundern, dass Esdailes Buchtitel lautet: Mesmerism in India and Its Practical Application in Surgery and Medicine.

Ein weiterer Arzt, der erwähnt werden sollte ist der Psychiater und Neurologe Hippolyte Bernheim (1840-1919), der sich mit der Wirkung von Suggestionen beschäftigte. Suggestionen sind ein wichtiger Aspekt bei Hypnose und in der Hypnotherapie. Entsprechend war seine Therapieform die „suggestive Therapie“, über die er auch mehrere Bücher schrieb, zum Beispiel: Über die Suggestion und ihre Anwendung in der Therapie.

Der sogenannte russische Wunderheiler Rasputin (1869-1916) hat übrigens auch Hypnose angewendet, vor allem um den Zarensohn zu helfen, wenn er wieder Blutungen hatte. Von Wunderheilungen im Bezug auf den Zarensohn zu sprechen, halte ich allerdings für unangebracht. Denn geheilt hat Rasputin ihn von der Bluterkrankheit (Hämophilie) nicht. Er hat lediglich die Blutungen gestoppt. Mehr über Rasputin in einem späteren Eintrag.

Was viele sicher nicht wissen: bevor Sigmund Freud (1856-1939) seine Psychoanalyse entwickelte, studierte er bei dem Neurologen Jean-Martin Charcot (1825-1893) und wandte Hypnose an. Später wendete er sich von er Hypnose ab. Sicherlich teils, um sich seinen eigenen Ideen und der Psychoanalyse zu widmen. Zum Teil könnte ich mir auch vorstellen, dass ihm Nähe zu Klienten und evtl. diese zu berühren nicht gefiel, wo doch gerade ein Aspekt der Psychoanalyse ist, dass man Abstand hält und so wenig wie möglich eingreift.

Wenn ich ausführlicher schreiben sollte, könnte ich ein Buch schreiben und müsste doch mehr nachschauen. Für heute soll es mit den genannten Personen erst einmal genug sein. Sollten Hypnotiseure und Hypnotherapeuten oder Hypnose-Enthusiasten diesen Eintrag lesen, würde ich mich über ergänzende Namen und Anmerkungen freuen.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

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