Sonntag, 1. Februar 2015

M&M: Mein Kind vom Mars

Liebe Leserinnen und Leser,

ich weiß, der Titel hört sich möglicherweise etwas kitschig-dämlich an und das soll eine Geschichte sein, die es wert ist zu sehen und von mir besprochen zu werden? Ja!

Der Film erzählt die - wie immer in Filmen nur teilweise - wahre Geschichte von Schriftsteller David Gerrold und den Erlebnissen mit einem kleinen Jungen namens Dennis, den er beschloss zu adoptieren. Ich erzähle euch erst einmal ein wenig von der Geschichte im Film und dann etwas zum Buch, das ich auch gelesen habe.

David (gespielt von John Cusack) ist ein Science-Fiction Schriftsteller, dessen Bücher auch verfilmt werden. Noch vor dem Film ist seine Frau gestorben. Jetzt lebt er alleine mit seinem Hund. Eines Tages bekommt er die Idee, dass er ein Kind adoptieren könnte. Er hätte gerne wieder jemanden um sich und möchte etwas Gutes tun. Bei so vielen Kindern, die kein richtiges Zuhause haben, scheint es recht nahe liegend, ein Kind zu adoptieren. Auch wenn seine Schwester Liz (gespielt von John Cusacks realen älteren Schwester, Joan Cusack), ihn ausdrücklich davor warnt: "Hör zu. Das Problem mit Kindern, und ich würde meine für nichts auf der Welt eintauschen, ist, dass du sie immer an der Backe hast. Die sind wie Moskitos, saugen dir das Blut aus. Sie klauen dir dein Leben, deine Privatsphäre, deine Identität..."

Doch David hat bereits Kontakte zu einem Kinderheim und die haben auch einen möglichen besonderen Jungen für ihn. Das besondere an Dennis (beeindruckend gespielt von Bobby Coleman) ist, dass er fest überzeugt davon ist, vom Mars zu stammen. Es braucht eine Zeit, bis Dennis auftaut und zu David Kontakt aufnimmt. Er steckt im Heim nämlich ständig unter einem umgedrehten Karton, der ihn vor den Sonnenstrahlen schützen muss. Auf einer gemeinsamen Autofahrt mag Dennis den "Runterhalte-Gurt". Er garantiert, neben Gewichten an seinen Fußgelenken, die er ständig trägt, dass er auf der Erde bleibt.

Wie da nun mal so ist, darf man ein Kind nicht einfach so adoptieren. Es gibt auch Ärzte und andere Organisationen, die Kontrollen machen und Gespräche führen wollen. Gerade weil Dennis etwas schwierig ist mit seiner Idee vom Mars zu kommen und außerdem von anderen Kindern und auch von David Sachen klaut. Die Kontrollen kommen auch mal unangekündigt.

Auch wenn Dennis sicher etwas ungewöhnlich ist, ist er bei allem trotzdem sehr liebenswürdig und David ist ein sehr bemühter, sympathischer und geduldiger Vater für ihn. Sicherlich rettet die beiden die Tatsache, dass David als Schriftsteller einfach auch die Zeit hat, sich um Dennis zu kümmern und von Zuhause arbeitet, also nicht so oft weg ist, wie andere allein erziehende Eltern es zwangsläufig wären. Es gibt immer wieder lustige Momente. Mein Lieblingsspruch von Dennis ist allerdings etwas, was er während eines Baseball Spiels zu David sagt. David versucht ihm das Spiel zu erklären und was es bedeutet, wenn die Spieler richtig gut sind. Dann sind sie nämlich ein Superstar! Dennis sagt dazu in einem unglaublich sachlichen Ton: "Superstars gibt es nicht. Nur Supernovas oder weiße Zwerge."

Doch eines Abends als David bei einer Veranstaltung für seine Bücher ist, kommt er nachhause und seine Schwester muss ihm gestehen, dass Dennis unbemerkt weggelaufen ist. Und dann ist da noch das abschließende Gespräch mit den Behörden und Dennis, ob er überhaupt bei David bleiben darf. Wie diese zwei höchst aufregenden Momente sich auflösen verrate ich euch aber nicht. Das müsst ihr schon selbst ansehen. Es lohnt sich wirklich. Es gibt viele lustige Momente, wie zum Beispiel den Einkauf, das Baseball-Spiel, aber auch zumindest einen wirklich traurigen Moment und Drama und Spannung finden sich ebenfalls. Ich sehe den Film immer wieder gerne. Vor allem die Entwicklung zwischen Dennis und David und wie sie sich trotz aller Unsicherheit, die beide deutlich haben, zusammenraufen und zueinander finden, finde ich einfach nur schön anzusehen. Diese Entwicklung und die vielen unterschiedlichen Gefühle, die beim Ansehen zumindest bei mir aufkommen, macht den Film für mich immer wieder sehenswert. Der Titel sollte da wirklich nicht abschrecken!

Die Film Extra aus Amerika kann ich nicht beurteilen, da ich diese Version nicht besitze. Meine europäische Version zumindest enthält ein Interview mit dem "echten" Dennis und David und Einblicke in die Entwicklungsgeschichte vom Film. Insbesondere zu hören, wie es Dennis und David jetzt geht und wie sie über die Vergangenheit und die erste Zeit zusammen denken, fand ich ein nettes Extra. Die deutsche Synchronisation ist übrigens ganz gut gelungen. Mit einer Ausnahme, die ich absolut nicht verstehe und eigentlich unmöglich finde in der Ausführung. Denn es wäre durchaus anders gegangen, meiner Meinung nach. Davids Hund heißt im englischen "Somewhere" (irgendwo). Damit sie sagen mit "irgendwo" als Ortsangabe und als Namen spielen könnten, wenn sie sagen würden: "Irgendwo ein Hund bellte." (Somwhere a dog barked.) Im Film heißt er dann auf deutsch "Es war einmal". Ich denke, "Irgendwo" hätte auch funktioniert. Vielleicht bin ich aber nur kleinlich...

Im "wahren Leben" gestaltete sich die Adoption noch etwas komplizierter. Eine einzelne Person wird von den Behörden sowieso nicht so gerne gesehen als Adoptiv-Elternteil. Der "richtige" David Gerrold ist zudem auch noch schwul. Sicher nichts schlimmes, aber in den Augen der Behörden auch nicht gerade ein Pluspunkt. Insgesamt sind viele Momente aus dem Film auch im Buch zu finden und umgekehrt. Ich persönlich fand die Situation als Dennis wegläuft im Film zwar dramatisch und spannend geschildert. Im Buch stellt sich die Situation etwas anders dar, insbesondere die Beweggründe warum Dennis in dem Moment gerade wegläuft. Tatsächlich finde ich seine Motivation im Buch sogar um einiges trauriger und dramatischer, auch wenn die Situation im Film gefährlicher dargestellt ist. Ich hatte den Film als erstes gesehen und dann erst das Buch gelesen. Ich weiß nicht, ob es daran lag und ich dadurch schon gewisse Ideen im Kopf hatte. Jedenfalls hat mir in diesem Fall der Film doch ein bisschen besser gefallen. Das Buch ist manchmal etwas abgehackt und ich hätte mir gewünscht, dass der unmittelbare weitere Verlauf von bestimmten Momenten noch ein wenig weiter ausgeführt worden wären. Statt dessen kam dann aber mit einem neuen Absatz schon ein weiteres Erlebnis. Trotzdem lohnt sich auch das Buch zu lesen. Ich wüsste leider nicht, dass es eine deutsche Buchversion gibt. Daher unten nur der Link zur englischen Buchversion.

Bis zum nächsten Blog,
sarah