Liebe Leserinnen und Leser,
Hypnose ist, wenn jemand eine
Taschenuhr hin und her schwingt und zählt und auf dich einredet,
dann kannst du irgendwann die Augen nicht mehr offen halten und
schläfst. Das ist bestenfalls wie sich viele Show-Hypnose
vorstellen.
Das hier sollte eigentlich ein Eintrag
werden, um einige Hypnose-Menschen vorzustellen, vor allem
Hypnotherapeuten, also Leuten, die Hypnose als Therapie anwenden,
kombiniert mit ein bisschen Geschichte der Hypnose. Das war für
Februar geplant. Wie ihr sehen könnt, habe ich daraufhin im Februar
gar nichts geschrieben.
Die Wahrheit ist, dass ich fast keine
Ahnung habe über die Geschichte von Hypnose. Ich habe zwei, drei
allgemeine Bücher über Hypnose gelesen. Darin stand natürlich auch
etwas zur Geschichte und Namen berühmter Leute aus vergangener Zeit.
YouTube sei Dank konnte ich einige Hypnotiseure und Hypnotherapeuten
in Interviews und bei Demonstrationen oder Seminaren sehen. Doch bis
auf Dr. Milton Erickson kenne ich die meisten kaum mehr als mit
Namen.
Hinzu kommt, dass ich in den letzten
Monaten gemerkt habe, wie ich Dinge, die mir, sagen wir ein halbes
Jahr vorher, noch vertraut waren, heute vergessen habe. Inklusive
Begriffen, die ich zu der Zeit problemlos hätte erklären oder
zumindest verwenden können. Werde ich alt? Oder werde ich wie
Sherlock Holmes, der keine Ahnung hat, dass die Erde sich um die
Sonne dreht, weil es irrelevant für sein Leben ist?
Hier ist, was ich weiß und euch gerne
mitteilen möchte, ohne dass ich (meine) Bücher konsultieren müsste:
meine Geschichte der Hypnose. (Geständnis: Ich habe zwar kein Buch
benutzt, aber die Daten bei wikipedia nachgeschaut.)
Der Name, der oft genannt wird als
quasi der Vater der Hypnose bzw. Hypnotherapie, ist Franz Anton
Mesmer (1734-1815). Vor Jahren mochte ich den Schauspieler Alan
Rickman sehr. Ich mag ihn noch heute, nur dass ich über aktuellere
Projekte und Filme von ihm jetzt nicht mehr so vertraut bin wie vor
einigen Jahren. 1994 hat er jedenfalls in dem Film „Mesmer“ eben
jenen gespielt. Die Rahmenhandlung des Filmes ist eine
Gerichtsverhandlung, der sich Mesmer stellen muss. Die
Behandlungsmethoden dieses Arztes sind so ungewöhnlich für seine
Zeit, dass er für viele ein Scharlatan sein muss. Deshalb steht er
vor Gericht. Ich las später ein paar Bücher über Mesmer, um
herauszufinden, was von der Geschichte im Film wirklich passiert war.
Ohne es zu wissen, war das wohl meine Einstieg zur Hypnose und
Hypnotherapie. Wobei Mesmer das, was er praktizierte nicht Hypnose
nannte. Anfangs arbeitete er mit Magneten. In einem Buch las ich die
Geschichte, dass er in einer Art Parade dabei war und gebeten wurde
zu helfen, da kein anderer Arzt unmittelbar in der Nähe war. Er ließ
sich zu der kranken Person führen und stellte erst dort fest, dass
er seine Magnete in der Kutsche bei der Parade hatte liegen lassen.
Wenn leblose Steine und Magnete helfen konnten und er, Mesmer doch
ein warmes Lebewesen voll Energie ist, müsste es doch möglich sein,
dass er durch Berührung und Streichen mit den Händen helfen könnte.
Er konnte dann tatsächlich helfen, wobei er nach diesem Erlebnis auf
die Magnete verzichtete. Er bezeichnete das, was er machte als
„animalen Magnetismus“. Heute ist es auch als „Mesmerismus“
bekannt. Sein Name ist sogar zu einem Adjektiv im Englischen geworden
als „mesmerising“ (um etwas zu beschreiben, was faszinierend,
hypnotisierend ist).
Unabhängig von Mesmer damals, geht
auch die chinesische Medizin von einer Energie aus, dem Chi oder Qi.
Das Reiki ist bis heute eine praktizierte Methode, bei der die Hände
zur Heilung genutzt werden.
Doch Mesmer war nicht ganz der Anfang.
Schon die Ägypter und Griechen kannten Schlaftempel. Priester, die
zu der Zeit auch als Ärzte fungierten, heilten durch Rieten und
indem sie die Kranken in einen heilenden Schlaf versetzten von vielen
verschiedenen Krankheiten.
Die Wunderheilungen von Jesus, seinen
Jüngern und den frühen Christen dürften größtenteils genau so
auf Hypnose zurückzuführen sein. Handauflegungen und Fixierung der
Augen (Fixation) z. B. durch eine glänzende Metallscheibe, sind
dabei typische Praktiken.
Ein weiterer bekannter Chirurg, den man
kennen sollte ist der Schotte James Braid (1795-1860). Auch er
beschäftigte sich mit Magnetismus und prägte den Begriff
„Neurypnology“ (Neurohypnotismus), also immer noch nicht
„Hypnose“ als Begriff. Zur Zeit von Braid steckte die Anästhesie
noch in den Kinderschuhen. Sein Buch heißt: Neurypnology; Or, the
Rationale of Nervous Sleep Considered in Relation with Animal
Magnetism
James Esdaile (1808–1859) wiederum
erinnert mich ein wenig an Erickson. Esdaile litt an Asthma und zog
von Großbritannien nach Indien, in der Hoffnung, dass ihm das Klima
dort besser bekäme. Erickson ließ sich nach einem Fahrradunfall
impfen, bekam allerdings von der Impfung einen anaphylaktischen
Schock, an dem er fast starb und in dessen Folgen er Allergien
entwickelte. Er zog daraufhin nach Phoenix, Arzizona. Es sollte
jedenfalls nicht groß wundern, dass Esdailes Buchtitel lautet:
Mesmerism in India and Its Practical Application in Surgery and
Medicine.
Ein weiterer Arzt, der erwähnt werden
sollte ist der Psychiater und Neurologe Hippolyte Bernheim
(1840-1919), der sich mit der Wirkung von Suggestionen beschäftigte.
Suggestionen sind ein wichtiger Aspekt bei Hypnose und in der
Hypnotherapie. Entsprechend war seine Therapieform die „suggestive
Therapie“, über die er auch mehrere Bücher schrieb, zum Beispiel:
Über die Suggestion und ihre Anwendung in der Therapie.
Der sogenannte russische Wunderheiler
Rasputin (1869-1916) hat übrigens auch Hypnose angewendet, vor allem
um den Zarensohn zu helfen, wenn er wieder Blutungen hatte. Von
Wunderheilungen im Bezug auf den Zarensohn zu sprechen, halte ich
allerdings für unangebracht. Denn geheilt hat Rasputin ihn von der
Bluterkrankheit (Hämophilie) nicht. Er hat lediglich die Blutungen
gestoppt. Mehr über Rasputin in einem späteren Eintrag.
Was viele sicher nicht wissen: bevor
Sigmund Freud (1856-1939) seine Psychoanalyse entwickelte, studierte
er bei dem Neurologen Jean-Martin Charcot (1825-1893) und wandte
Hypnose an. Später wendete er sich von er Hypnose ab. Sicherlich
teils, um sich seinen eigenen Ideen und der Psychoanalyse zu widmen.
Zum Teil könnte ich mir auch vorstellen, dass ihm Nähe zu Klienten
und evtl. diese zu berühren nicht gefiel, wo doch gerade ein Aspekt
der Psychoanalyse ist, dass man Abstand hält und so wenig wie
möglich eingreift.
Wenn ich ausführlicher schreiben
sollte, könnte ich ein Buch schreiben und müsste doch mehr
nachschauen. Für heute soll es mit den genannten Personen erst
einmal genug sein. Sollten Hypnotiseure und Hypnotherapeuten oder
Hypnose-Enthusiasten diesen Eintrag lesen, würde ich mich über
ergänzende Namen und Anmerkungen freuen.
Bis zum nächsten Blog,
sarah