Liebe Leserinnen und Leser,
ich wollte noch kurz beim Penny Salat
für die Meerschweinchen holen und ging die Straße entlang, als mir
nah am Straßenrand ein dunkler Haufen auffiel. Als ich näher kam,
sah ich, dass es eine tote Amsel war. Ein Flügel war abgespreizt.
Vermutlich im Flug von einem Auto erwischt. Mir war sofort klar, dass
ich sie aufheben und in den Park gegenüber bringen würde. Aber ich
wollte sie nicht mit den Händen anfassen und es war nicht so kalt,
dass ich Handschuhe dabei hatte. Also bin ich erst einkaufen gegangen
und nahm mir von dort als erstes eine kleine Tüte von der Obst- und
Gemüseabteilung. Ich steckte die Tüte in die Jackentasche und griff
nach dem Salat und bezahlte dann an der Kasse. Den Salat steckte ich
in meinen Rucksack.
Auf dem Rückweg wendete ich die Tüte,
so dass das Innere außen war und steckte sie wieder in die
Jackentasche. Eine Querstraße vor der Amsel bemerkte ich, dass
jemand hinter mir ging. Ich wollte nicht, dass jemand mich sah, also
ging ich ein kleines bisschen langsamer und die Person überholte
mich nach wenigen Schritten dann auch.
Als ich kurz vor der Amsel war, schaute
ich mich noch kurz um, ob jemand in der Nähe war. Das war nicht der
Fall. Ich bückte mich und indem ich die Tüte wieder wendete,
bemühte ich mich vorsichtig die Amsel in die Tüte zu bekommen. Ich
hielt eine Hand unter die Amsel und den anderen Arm und die Hand
seitlich darum. So ging ich ein Stück die Straße wieder zurück zur
Kreuzung und wartete, um auf die andere Straßenseite zu kommen. Ich
ging die großen Treppen zum Park rauf und stellte fest, dass ich
ziemlich untrainiert bin. Jemandem, der sportlicher ist als ich, wäre
es einfacher gefallen, die Treppen zu gehen, auch wenn ich nicht aus
der Puste war. Oben angekommen hielt ich mich rechts. Ich ging am
Spielplatz vorbei. Ich wollte Bäume und etwas weicheres als Weg
haben, um die Amsel dort hinzulegen. Kaum Leute unterwegs. Ich hätte
erwartet, dass mehr Leute die Gelegenheit für einen Spaziergang im
alten Jahr nutzten. Ein Paar ging mit Abstand hinter mir. Ich wollte
nicht, dass sie mich sehen, wie ich die Amsel ablegte. Ich war nicht
sicher, was andere davon halten würden, wenn ich einen toten Vogel
im Park ablegte. Ich ging also ein wenig schneller, um noch mehr
Abstand zwischen mich und dem Paar zu bringen. Knapp hinter einer
Brücke waren mehrere Bäume, die nah zusammenstanden. Das schien mir
ein guter Platz. Aber ich musste mich beeilen. Ich hockte mich hin,
faltete die Tüte vorsichtig an den Seiten nach unten, so dass sie
nur noch unter meiner Hand war. So konnte ich die Amsel auf den Boden
legen. Lebe wohl, Amsel. Mögest dein Tod der letzte in diesem Jahr
sein. Jetzt schnell aufstehen. Die Tüte ging wieder mit. Aber ich
behielt sie jetzt zusammengeknüllt in der Hand. Das Pärchen war
nah. Hatten sie gesehen, was ich getan hatte? Ich ging schnell ein
Stück zurück und dann den Weg rechts entlang. Hatten sie gesehen,
was ich getan hatte? Noch immer keine Rufe. Im Grunde war es sowieso
egal. Die Amsel gehörte in den Park, nicht von der Müllabfuhr oder
ähnliches abgeholt und in irgendeinem Ofen verbrannt oder was auch
immer mit toten Tieren getan wird.
Zurück zum Parkeingang. Die Tüte
landete im nächsten Mülleimer. Mir war nicht danach, wieder an der
Ampel zu warten, also nutzte ich den Eingang hinunter zur U-Bahn, um
auf der anderen Seite wieder raus zu gehen und so die Straßenseite
zu wechseln. Zurück nachhause. Hoffentlich war die Amsel der letzte
Tod in diesem Jahr.
Bis zum nächsten Blog,
sarah