Es gibt Sprüche um das Thema, dass
nicht die Umstände oder Situationen schlimm sind, sondern
entscheidend ist, wie wir mit ihnen umgehen und sie wahrnehmen. Das
klingt klingt gut und schön. Manchmal ist es einfacher gesagt als
umzusetzen. Es stimmt allerdings.
Letzten Mittwoch war es heiß und der
Postbote jammerte. Ich sagte ihm, dass jetzt alle jammern würden,
dass es zu heiß ist, aber nächstes Mal, wenn es wieder kalt und
nass ist, werden wieder alle jammern. Dieses Mal, dass es zu kalt und
nass ist. Der Postbote meinte, dass ihm Regen lieber wäre. Ich sagte
ihm, dass ich es gerne kälter hätte, aber nass nicht so gerne mag.
Er meinte, er mag es nass.
Am Donnerstag kam dann die Abkühlung
und ich musste im Regen zur Arbeit. Ich mag Regenschirme nicht, weil
man dann 1. etwas in der Hand hat und sie nicht frei hat und 2. was
mache ich mit dem nassen Schirm? Mir ist eine nasse Jacke lieber und
Hände frei von Regenschirmen, trocken oder nass. Entsprechend wurde
meine Jacke auf dem Weg von meiner Wohnung zur Bahn nass. Ich hatte
meine Kapuze über den Kopf gezogen. In der Bahn schob ich die Kapuze
von meinem Kopf.
Als ich an der Haltestelle meiner
Arbeit ankam, hatte es noch immer nicht aufgehört zu regnen. Aus
einem irgendwie seltsamen Gefühl heraus zog ich mir die Kapuze nicht
wieder über den Kopf. Meine Haare wurden nass und es war mir auf
einmal egal. Nein, es war mir nicht egal. Es war gut. Ich hatte
Mittwoch unrecht gehabt. Der Regen machte meine Haare nass.
Ungünstig, da meine Haare sich dann kringeln mit ein wenig
Naturlocken, die ich habe. Es sieht durcheinander aus. Außerdem
keine Möglichkeit, die Haare sinnvoll und schnell trocknen zu
können. Immerhin habe ich kurze Haare.
Ich dachte an jemanden in einem Film,
der im Verlauf relativ viele Szenen hatte, in denen er vom Regen mehr
oder weniger nass wurde. Manchmal hat er einen Hut. Mehr als einmal
hat er nichts, um seinen Kopf und Haare zu schützen. Ich dachte an
den Schauspieler und seine Figur und der Regen war auf einmal völlig
in Ordnung und gut. Seltsam, wie eine simple gedankliche Verbindung
Gefühle für eine Situation verändern kann.
Nein, ich werde nicht verraten, welchen
Film, Schauspieler bzw. Figur ich im Kopf hatte. Das bleibt mein
kleines Geheimnis. Es ist ohnehin meine Verbindung. Wenn ihr Regen
nicht mögt, solltet ihr eure eigene Verbindung finden, damit Regen
angenehmer wird. Es kann eine Befreiung sein.