Dienstag, 30. September 2014

M&M: Patch Adams

Liebe Leserinnen und Leser,

der elfte August diesen Jahres war ein seltsamer Tag für mich und sicher auch für eine Freundin von mir (du weißt, wer du bist). Am Abend zuvor hatten wir uns nämlich noch über Komödien und Schauspieler unterhalten. Wir stellten fest, dass wir beide Adam Sandler gut finden und auch Robin Williams mögen. Ich dachte mir noch, dass ich länger nichts mehr bewusst von ihm gehört hatte die letzten Jahre. Aber ich war zu müde, um noch nachzuschauen. Ich ging schlafen und las am nächsten Morgen mit Schrecken und völliger Überraschung meine tägliche Mail vom Guardian Zeitung mit neuesten Berichten. Robin Williams war tot. Als ich dann online ging mit meinen Chatprogrammen online ging, las ich, dass auch meine Freundin diese traurige Nachricht bereits gelesen hatte.

Insofern, wenn auch mit Verspätung, dieser M&M heute in Erinnerung an Robin Williams. Philip Seymour Hoffman ist ein Schauspieler, der für die meisten Deutschsprachigen zumindest, wahrscheinlich wenig bis gar nicht bekannt ist. Er spielt in "Patch Adams" einen Studienkollegen und Zimmerkollege von Patch Adams. Philip Seymour Hoffman starb dieses Jahr (am zweiten Februar) und auch ihm sei dieser Eintrag gewidmet.

Patch Adams ist ein Film aus dem Jahr 1998 und erzählt die wahre (wie immer in Filmen auch aus dramaturgischen Gründen nicht ganz wahre) Geschichte von Hunter "Patch" Adams. Okay, ich weiß fast nichts über den echten Patch Adams und viele (online) Kritiken über den Film sind eher negativ. Da ich nur sehr wenig über den "echten" Patch Adams weiß und das hier ohnehin eine Filmbesprechung sein soll, werde ich mich im Folgenden nur auf den Film beziehen.

Hunter Adams ist suizidgefährdet und weißt sich freiwillig in eine Klinik ein. Dort ist ein anderer Mann mit auf seinem Zimmer, der ihn durch ein quietschendes Bett wach hält nachts, weil er zwar auf die Toilette muss, aber sich wegen Eichhörnchen, die er sieht und vor denen er Angst hat, nicht traut. Adams fängt daraufhin an, die Eichhörnchen zu erschießen (mit seiner zur Pistole geformten Hand). Nach einer wilden Eichhörnchen Schießerei, kann der Zimmerkollege endlich auf die Toilette gehen. Adams ist so beeindruckt, einem anderen Menschen mit Humor geholfen zu haben, dass er beschließt, Medizin zu studieren und mehr helfen zu können.

Im Studium merkt Adams dann, dass er nicht viel lernen muss. Tatsächlich sehen wir ihn nie in Bücher vertieft. (Wie weit das den Tatsachen entspricht, weiß ich nicht. Wobei es ja Glückspilze gibt, die wirklich nicht tun müssen, um zu lernen und sich Dinge zu merken.) Noch etwas fällt Adams auf: die Ärzte wirken oft sachlich und ernst und distanziert zu den Patienten. Einmal wird im Krankenhaus eine Patientin besprochen, die umringt von diesen Studenten und dem Arzt im Bett liegt. Ihre Krankheit (Diabetes mit reduzierter Durchblutung und Neuropathie unter anderem) wird besprochen, Therapiemaßnahmen (zum Schock der Patientin "vielleicht Amputation"). Dann platzt Adams heraus: "Wie heißt sie?" Alle starren ihn an. "Ich wollte nur wissen, ob die Patientin auch einen Namen hat", sagt er. Der Arzt muss erst auf das Krankenblatt schauen. "Marjorie." "Hi Marjorie", grüßt Adams schließlich als Einziger und lächelnd die Patientin selbst an.

Im Verlauf schließt er auch Freundschaften mit Patienten und kann ihnen mehr oder weniger große Freuden machen und Wünsche erfüllen. Manche finden es "ein bisschen verstörend" (a little disturbing), dass er sich ein einen Raum voll Kinder (die Kinderkrankenstation) schleicht und einen auf Clown macht. Sicher war er exzentrisch in dieser Szene. Sicher würde ich persönlich nicht dermaßen aus mir raus gehen können. Einfach, weil ich zu schüchtern und introvertiert bin für so etwas. Aber verstörend? Weil er ein Mann ist unter Kindern? Er ist kein Kinderschänder! Er wollte die Kinder zum Lachen bringen und sie haben sich gefreut! Was ist so falsch daran?

Wie so viele Hollywood Filme, kommt auch dieser nicht ohne Liebesgeschichte aus. Patch Adams freundet sich mit einer Studentin an. Anfangs will sie nur studieren und keine Freundschaften knüpfen, sagt ihm das auch. Manche sagen, Patch Adams wäre schlicht penetrant und rücksichtslos und zwingt allen seinen Willen und Fröhlichkeit auf. Diese Dinge las ich gerade, als ich im imdb.com Patch Adams Forum Kommentare gelesen habe. Ich kann nur sagen, dass ich den Film und gewisse Szenen so bisher nicht gesehen habe. Jedenfalls gerät seine Freundin im Verlauf des Films an einen psychisch gestörten Patienten, was Patch Adams kurzzeitig in eine Glaubens- und Lebenskrise stürzt. (Was ich so gelesen habe, soll diese Studentin/Freundin gar nicht existiert haben. Könnte man jetzt diskutieren, was das dann im Film soll.) Kontakt zu diesem Patienten bekommt sie, als sie Patch Adams mit anderen Hilft, eine kostenloses Krankenhaus aufzubauen, noch während sie studieren. Adams ist nämlich entsetzt, als er sehen muss, dass verzweifelte Angehörige gebeten werden erstmal alle möglichen Formulare auszufüllen und Angaben zu machen, während die Kranken deutlich leiden und direkte Hilfe benötigen würden.

Die Tatsache, dass Patch Adams ständig fröhlich ist, scheinbar nie lernt und trotzdem die besten Noten hat und dann auch noch ohne Doktortitel Medizin praktiziert, führt dazu, dass ihm gedroht wird, das Studium nicht beenden zu können. Es geht also vor Gericht und der Kampf dort füllt die letzten etwa 15 Minuten des Films.

Wie bereits geschrieben, ich weiß nicht viel über das Leben und Wirken des echten Patch Adams. Es ist vielleicht auch fragwürdig, warum Patch Adams diese Freundin bekommt, die dann erlebt, was im Film dargestellt wird. Keine Ahnung, wie exzentrisch der echte Patch Adams ist oder nicht und ob Robin Williams' Darstellung realistisch ist oder nicht. Manche Kritiker fragen provokant, ob man sich ernsthaft von einem Arzt untersuchen lassen wollen würde, der eine rote Clown-Nase trägt. Diesen Menschen möchte ich eine Sache erzählen. Vor einigen Jahren nämlich war ein heißer Sommer und ich war bei einer Ärztin. Es war so heiß, dass die meisten Mädchen und Frauen eher kurze T-Shirts oder ärmellose Tops trugen. Als die Ärztin ins Zimmer kam, trug sie keinen Kittel. Sie fragte mich, ob das in Ordnung wäre. Ich weiß nicht mehr, was ich ihr geantwortet habe. Irgendwas bestätigendes sicher. Heute und im Nachhinein hätte ich sie vielleicht gefragt, ob ihr Wissen im Kittel oder im Kopf wäre und abhängig davon auf Kittel bestanden oder nicht.

Geschmäcker sind verschieden. Niemand muss den Film "Patch Adams" mögen oder ansehen. Einige Gedanken des Filmes finde ich trotzdem wichtig: freundlich zu den Patienten zu sein, sie ab und an einmal zu fragen, wie es ihnen geht oder was sie sich wünschen, statt quasi von "Frau Beinbruch" und "Herr Krebs im Endstadium" in deren Anwesenheit über sie zu reden. Gerade das amerikanische Gesundheitssystem ist mehr als verbesserungswürdig. Die Idee einer kostenlosen Klinik ist daher lobens- und unterstützenswert. Für Fans von Robin Williams, die Patch Adams bzw. sein Werk und Wirken nicht kannten, hat er ihnen zumindest dies näher gebracht und das finde ich eine gute Sache.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Montag, 29. September 2014

Wir sind alle Menschen Teil 2 oder Warum ich keine Spielfilme in Deutschland spielend mehr schaue

Liebe Leserinnen und Leser,

ich schaue mir keine Spielfilme mehr an, die in Deutschland spielen. Spielfilme, die zu keiner bestimmten Zeit spielen schon. Aber wenn es einer gewissen Zeit spielt, scheint es in der deutschen Filmindustrie und in anderen Ländern ohnehin nichts anderes zu geben als die Nazi-Zeit. Sicherlich ist es wichtig, dass diese Zeit nicht vergessen wird. Es tut mir auch leid, was passiert ist für die, die diese Zeit erleben mussten. Muss trotzdem jeder einzelne Film, der in Deutschland spielt und wo die Zeit in der der Film spielt relevant ist zur Nazi-Zeit sein. Oh, fast hätte ich vergessen. Alternativ: die Zeit, in der die Mauer noch existierte oder Mauerfall. Es ist wichtig sich zu erinnern und so etwas sollte auch nie wieder passieren. Mich nervt es nur, dass das quasi historische Deutschland in Spielfilmen auf diese Zeit reduziert wird sowohl in deutschen als auch ausländischen Filmen.

Während meines Studiums erzählte eine Studentin, die etwa 20 Jahre alt war, dass sie einmal in England gewesen war. Sie hatte dort nette Freunde gefunden. Diese wandten sich allerdings von ihr ab, nachdem sie erfuhren, dass sie eine Deutsche war. Nazi. Na klar. Jemand, der gerade mal 20 Jahre alt ist, ist gleich ein Nazi, weil sie deutsch ist. Okay, es gibt heute auch noch die Neo-Nazis. Insofern kann jemand tatsächlich noch heute Nazi sein und jung zu sein heißt nicht, dass man möglicherweise ein Nazi ist. Das heißt aber nicht, dass jeder Deutsche gleich ein Nazi ist! Gehen wir davon aus, dass ihre Eltern sie mit etwa 30 Jahren bekommen haben. Das würde die Eltern jetzt etwa 50 Jahre alt machen. Selbst ihre Eltern sind also nicht mal mehr in der Nazi-Zeit aufgewachsen, geschweige denn zwangsläufig Nazis, weil sie deutsch sind.

Mir gefielen die Hellboy Filme von Guillermo del Toro. Seinen Film Pans Labyrinth habe ich ja bereits letzten Monat besprochen. Was mir beim ersten Hellboy Film aber überhaupt nicht gefällt ist der Prolog, der Anfang. Der ist nämlich zur Nazi-Zeit, ja, mit den bösen Deutschen. Und weil Hellboy, also ein Teufel, schon zu den Guten gehört und die Nazis nicht mehr so mächtig sind nach Hitlers Tod, braucht der Film andere Bösewichte. Der klassische Bösewicht der russischen Geschichte ist da Grigorij Rasputin, der sogenannte "Wunderheiler", der dem Zarensohn regelmäßig geholfen hat. Manche sehen bis heute tatsächlich eine Art Teufel oder "den" Teufel in Person in ihn. Egal, was er denn nun war (allem voran erst einmal ein Mensch, so wie wir alle), war er durchaus eine interessante Persönlichkeit. Ich werde in einem eigenen Eintrag über ihn mehr schreiben. Wann weiß ich noch nicht.

In meinem Eintrag Stolz und Vorurteil schrieb ich bereits, dass ich den Filmmusikkomponisten James Newton Howard mag und seine Musik gerne höre. 2008 kam der Film Unbeugsam - Defiance in die Kinos. Vielleicht mache ich darüber irgendwann einmal einen M&M Eintrag. Auch wenn es nicht gerade einer meiner "Lieblingsfilme" ist. Es ist ein guter Film. Ich kam auf den Film, weil ich zum einen ein wenig aufmerksamer war, was Daniel Craig machte und ihn in den James Bond Filmen gesehen hatte. Als ich dann las, dass James Newton Howard die Filmmusik komponiert hatte, hörte ich mir diese an. "Natürlich" gefiel mir, was er komponiert hatte. Bei bestimmten Personen weiß ich, dass selbst wenn mir der Film nicht gefällt, ich mich auf diese Personen verlassen kann und durch diese den Film trotzdem noch genießen kann. James Newton Howards Musik gefiel mir gut genug, dass ich neugierig war. Ich las, dass es in dem Film um Geschwister in Russland ging, die sich im Wald versteckten und anderen Flüchtlingen der Nazis halfen. Der Film basierte zudem auf einer wahren Geschichte. Es schien mir mehr eine quasi moderne Version von Robin Hood als "die bösen Nazis mal wieder" Geschichte. So würde ich den Film auch für andere beschreiben. Ja, Menschen flüchten vor den Nazis. Aber es geht gar nicht so sehr um die Nazis als solche in diesem Film. Es geht um eine Gruppe von Menschen, die sich ein Leben im Wald aufbauen und bereit sind ihr neues Zuhause um jeden Preis sicher zu machen und zu verteidigen. Es ist, aus meiner Sicht, wirklich mehr eine Art Robin Hood Geschichte und ohne die echten, historischen Details um das Leben der Brüder zu kennen, finde ich den Film gut und sehenswert. Unbeugsam ist aber wirklich der einzige Film, den ich mir in den letzten Jahren bewusst angeschaut habe, der historisch zur Nazi-Zeit spielt. Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat wiederum hat, meines Wissens nach, gute Kritiken bekommen. Das Stauffenberg Attentat haben wir mit Sicherheit in Geschichte auch kurz angesprochen. Viel weiß ich jetzt nicht mehr darüber. Also eigentlich ein durchaus spannender Aspekt deutscher Geschichte. Trotzdem habe ich mir den Film bis heute bewusst nicht angesehen. Die Tatsache, dass Tom Cruise in dem Film mitspielt und ich ihn nicht ganz so gerne mag, kam noch hinzu. Mag sein, dass es ein guter Film ist. Ich lasse mich gerne überzeugen und schaue ihn mir doch einmal an, wenn er wirklich lohnenswert wäre. Aktuell reiht sich der Film der Film für mich eher nur in die "die bösen deutschen ewigen Nazis" Filme ein.

Bei allem Respekt vor dem, was passiert ist und für die Personen, die gelitten haben und noch heute leiden, bei allem Respekt vor der Geschichte: langsam reicht es mir. Schreibt mir. Wenn ihr gute Filme kennt, ich bin durchaus offen, auch wenn ich heute böse, genervt und verschlossen klingen mag. Ich bin offen dafür, Filme anzuschauen, die in der Nazi-Zeit oder zur Zeit des Mauerfalls spielen oder so. Aber ich werde nicht mehr einfach so diese Filme anschauen, weil sie gerade im Fernsehen laufen oder weil alle ins Kino pilgern dafür. Denn ich denke, diese Massen an Nazi-Filmen helfen vor allem in anderen Ländern nicht, das Bild der bösen deutschen ewigen Nazis zu verändern. Sicher sind auch nicht alle Briten oder andere Nicht-Deutsche so unaufgeklärt wie die traurigen Freunde der Studentin. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass es langsam auch einmal andere Filme über Deutschland und die Deutschen gibt und Deutsche in Filmen nicht nur die Bösewichte sind des Films sind.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 27. September 2014

Erinnere dich nicht zu vergessen

Liebe Leserinnen und Leser,

ich denke, Albert Einstein hatte Recht, als er sagte: "Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." Leider passiert das viel zu oft und viel zu schnell, wenn man etwas sucht und nicht findet. Jedenfalls geht es mir so. Ganz aktuell ist mir das vorgestern passiert.

Normalerweise habe ich ein paar ausgewählte Dinge nur an sehr wenigen Plätzen und nirgends sonst. Ich habe mir dieses Verhalten angewöhnt und automatisiert, damit ich meine Hausschlüssel beispielsweise nicht lange suchen muss und nicht verlieren kann. Die Schlüssel zur Wohnung meines Vaters etwa habe ich eigentlich immer in einem bestimmten Rucksack und dort in einer ausgewählten Innentasche. Allerdings war ich einige Tage vorher noch mit einem anderen Rucksack zwar nicht bei meinem Vater, aber ich hatte vorsichtshalber die Schlüssel mit, weil ich in der Nähe war. Ich hatte in der Zeit bis vorgestern auch immer wieder die Schlüssel in der anderen, untypischen Tasche gesehen. Ich wusste also, wo die Schlüssel waren. In der Vordertasche vom kleineren Rucksack. Dort hatte ich sie die Tage bis vorgestern immer wieder gesehen, wenn ich den Rucksack in der Hand hatte und die vordere Tasche auf gewesen war. Nachgeschaut habe ich aber nur das große Fach und auch den großen Rucksack mehrmals(!) komplett ausgeräumt. Ich brauchte gut eine Viertelstunde, bis ich endlich noch einmal den kleineren Rucksack griff und in der vorderen Tasche die Schlüssel wieder fand.

Vor Jahren suchte ich einmal eine Sonnenbrille mit blauen Gläsern, die ich gehabt hatte. Aber hatte ich sie immer noch? Früher trug ich immer eine Brille. Erst seit einigen Jahren trage ich nur manchmal eine. Deshalb hatte ich die Sonnenbrille mit den blauen Gläsern nie getragen, weil sie ohne Stärke in den Gläsern waren und damit nicht so nützlich für mich. Hatte ich also die Brille überhaupt noch? Sämtliche Schubladen von insbesondere 2 Schränken bei mir schaute ich nach, auch zwei Schubladen im Flur schaute ich nach. Mehrmals. Weil es ja so viel Spaß macht und plötzlich die größten Dinge so klein und versteckt sein könnten, dass man sie übersieht. Nach dem zweiten Mal dachte ich an Einstein. Nach dem dritten Mal schimpfte ich über mich selbst, schon wieder und nochmal alles durch zu suchen, obwohl ich schon vorher nichts gefunden hatte. Ich dachte mir: „Ich gehe jetzt ins Wohnzimmer meine Mutter fragen. Eventuell habe ich die Brille ja gar nicht mehr. Dann bringt auch 100 Mal suchen nichts. Vielleicht weiß sie etwas. Wenn ich die Brille aber noch habe, vertraue ich mir und meinem Unbewussten und wünsche mir, dass ich zur richtigen Schublade gehe, um sie dort endlich zu finden.“ Ich ging also zu meiner Mutter. Sie wusste zwar, was ich suchte, aber konnte mir nicht sagen, ob wir die Brille noch hatten oder wenn ja wo. Ich ging zurück in mein Zimmer. Zielsicher fand ich mich stehend vor der Kommode, wo die Meerschweinchen mit ihrem Käfig stehen. Es gibt eine Schublade dort, wo ich Kecken, Ohrringe und auch eine größere Lupe mit einem Horn als Griff aufbewahre. Wenn überhaupt wäre die Brille dort. Die anderen Schubladen enthalten Papier, Notizbücher und Notizen. Ich zog die Schublade weit heraus und relativ weit hinten lag tatsächlich in ihrer schmalen blauen Hülle aus Pappe die Brille mit den blauen Gläsern. Ich dankte meinem Unbewussten, mich so zur Brille geführt zu haben.

Viele Wissenschaftler sind sich mittlerweile einig, dass unser Gehirn nichts vergisst und wir uns, theoretisch, an alles erinnern können, was jemals war. Die einzelnen Informationen werden lediglich von anderen Erlebnissen und Informationen überlagert und geraten dadurch teils so sehr in den Hintergrund, dass wir sie scheinbar vergessen. Methoden wie ein Gedächtnispalast können helfen, Gedanken und Erinnerungen im Gedächtnis zu ordnen und sortieren und damit schneller abrufbar und "griffbereit" zu haben.

Dr. John Watson beschreibt die Funktionsweise eines Gedächtnispalastes recht gut in "Die Hunde von Baskerville" (Sherlock Staffel 2, Episode 2). Sherlock Holmes weiß, dass er wichtige Informationen in seinem Kopf hat "irgendetwas. Ganz tief vergraben." Er schickt John und Dr. Stapleton aus dem Raum, er würde jetzt in seinen Gedächtnispalast gehen.
"Seinen was?" Stapleton ist verwirrt.
John erklärt ihr: "Ach, seinen Gedächtnispalast. Das ist eine Mnemotechnik. Eine Art mentaler Karte. Man entwirft eine Karte von einem bestimmten Ort, der nicht real sein muss und dann legt man dort Erinnerungen ab. Theoretisch kann man so nie etwas vergessen. Man muss nur den Weg dort hin zurück finden."
"Und dieser imaginäre Ort könnte alles mögliche sein?, fragt Stapleton. "Ein Haus? Eine Straße?"
"Ja", bestätigt John.
"Aber er hat Palast gesagt", platzt Stapleton heraus. "Es wäre ein Palast!"
"Ja, das sieht ihm ähnlich, oder?", sagt John daraufhin fast gelangweilt und vielleicht ein bisschen genervt von seinem Freund, der mit einem Palast in seinem Kopf angeben muss.

Der Weg zur Information oder Erinnerung ist tatsächlich auch entscheidend und muss nicht immer mental gegangen werden oder im Gedanken visuell sein, gesehen werden. In Dynamic Learning von Robert Dilts und Tod Epstein, beschreibt Epstein seine Arbeit mit ein älteren Dame. Mit schwindender Sehkraft traten bei ihr auch Probleme auf, sich an gewisse Dinge zu erinnern, was sonst vorher unproblematisch gewesen war. Epstein stellte fest, dass die Dame visuell war und in Bildern dachte, um an die Erinnerungen zu kommen. Da aber ihre Sehkraft gerade nach ließ, bekam sie auch Schwierigkeiten, in ihrem Kopf zu sehen. Epstein half ihr dabei, auf anderen Wegen, mit anderen Sinnen an Erinnerungen zu kommen. Daraufhin verbesserte sich ihre Erinnerungsfähigkeit wieder deutlicher. Vor Dynamic Learning hatte ich nur von Thomas Harris Büchern vom Gedächtnispalast gelesen und durch Derren Browns Buch Tricks Of The Mind angefangen auch in meinen Gedanken systematischer zu sein und mir etwas in der Art aufzubauen. Der Hinweis, dass auch die Art, also mit welchen Sinnen, wir zur Information kommen, relevant ist, war für mich ein neuer und wichtiger Aspekt. Für mich persönlich hat es bisher noch nichts merklich verändert in der Art, wie ich mir Informationen merke. Trotzdem ist es etwas, was gerade Personen, die mit anderen Menschen arbeiten, insbesondere älteren, im Kopf haben sollten. Scheinbare Erinnerungslücken müssen nicht unbedingt etwas damit zu tun haben, sich nicht zu erinnern.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Dienstag, 23. September 2014

Süße Träume (Vater, siehst du nicht, dass ich brenne?)

Liebe Leserin, lieber Leser,

lasst mich euch eine Gutenachtgeschichte erzählen. Eine Klientin von Freud kam zu ihm und erzählte von einem Vater, der folgenden Traum gehabt hat (aus „Traumdeutung“ von Sigmund Freud):

Ein Vater hat tage- und nächtelang am Krankenbett seines Kindes gewacht. Nachdem das Kind gestorben, begibt er sich in einem Nebenzimmer zur Ruhe, läßt aber die Tür geöffnet, um aus seinem Schlafraum in jenen zu blicken, worin die Leiche des Kindes aufgebahrt liegt, von großen Kerzen umstellt. Ein alter Mann ist zur Wache bestellt worden und sitzt neben der Leiche, Gebete murmelnd. Nach einigen Stunden Schlafs träumt der Vater, daß das Kind an seinem Bette steht, ihn am Arme faßt und ihm vorwurfsvoll zuraunt: „Vater, siehst du denn nicht, daß ich verbrenne?“ Er erwacht, merkt einen hellen Lichtschein, der aus dem Leichenzimmer kommt, eilt hin, findet den greisen Wächter eingeschlummert, die Hüllen und einen Arm der teuren Leiche verbrannt durch eine Kerze, die brennend auf sie gefallen war.“

Wie kann so ein Traum entstehen? Eine These wäre, dass der Vater den Rauch oder den Schein im Traum wahrgenommen und verarbeitet hat. Das ist, angeblich, wie wir oft träumen. Wir verarbeiten Erlebnisse vom Tag und/oder aktuelle Sinneseindrücke finden sich im Traum wieder. Eine logische Erklärung. Was aber nicht erklärt, warum immer wieder Menschen im Bett verbrennen, nachdem sie eingeschlafen sind mit glühender Zigarette oder ähnlichem. Auch über Hypnose und Trance heißt es, wenn wir wirklich wach sein müssen, weil Gefahr droht, würden wir sofort aus der Hypnose bzw. Trance erwachen und handlungsfähig sein. Ohne es tatsächlich erlebt zu haben, glaube ich, dass es auf Hypnose und Trance zutrifft. Aber es erklärt nicht die Verbrennungsopfer.

Nächste Theorie. Wir träumen gerne. Ähnlich wie viele Menschen gerne in Trance sind. Das heißt um aufzuwachen, brauchen wir entweder einen starken äußerlichen Reiz oder der Traum wird so unangenehm, dass der Wachzustand für uns angenehmer erscheint und wir deshalb aufwachen. Der Vater träumte von seinem Sohn, um ihm nah zu sein. Doch das Feuer war ein Reiz, das zur Handlung zwang. Also träumte er von seinem Sohn, der ihn weckte. Klingt logisch? Vielleicht. Doch wie im obigen Absatz, müssten wir dann nicht bei Feuer immer aufwachen? Entweder vom Feuer selbst oder durch Träume, die uns zum Aufwachen zwingen?

Wenn man die Möglichkeit in Betracht zieht, dass es ein Leben nach dem Tod gibt oder die Seele nach dem Tod weiter lebt oder ähnliches, könnte auch der Sohn seinen Vater durch oder in dem Traum tatsächlich kontaktiert haben. Allerdings schließe ich persönlich diese Theorie für mich aus. Denn ich weiß, dass Harry Houdini sehr daran gelegen war, seine Mutter zu kontaktieren. Nachdem er gestorben war, hätte er alles daran gesetzt, seine noch lebende Frau zu kontaktieren. Selbst wenn er es versucht hat, ist jedenfalls bis heute nicht bekannt, dass es ihm geglückt wäre.

Wie also ist dieser Traum nun zu deuten? Eure Theorien?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 20. September 2014

Manchmal ist unbewusst besser

Liebe Leserinnen und Leser,

ich schreibe hier ganz bewusst vom "Unbewussten" und nicht "Unterbewustsein". Das "Unterbewusste" gibt es nicht. Es ist lediglich von vielen, leider auch Fachleuten z. B. Professoren während meines Studiums benutztes Wort für das "Unbewusste". Sogar das sonst von Lehrer und Professoren so verachtete Wikipedia weißt auf diese Tatsache hin und fürt bei einer Suche nach "Unterbewusstsein" weiter zu "Das Unbewusste". Völlig korrekt. Es gibt Bereiche, die in unserem Denken, Handeln und unserer Wahrnehmung bewusst sind und andere wiederum, die nicht bewusst sind. Unbewusst. Aber nicht unterbewusst. Ich werde niemanden korrigieren oder zurechtweisen, der den Begriff "Unterbewusstsein" verwendet. Ich finde es schade, dass selbst Fachleute nicht den richtigen Begriff verwenden. Ich vermute, weil alle sowieso wissen, wovon die Rede ist. Also wird "Unterbewusstsein" und "das Unbewusste" synonym verwendet. Ich jedenfalls werde hier jetzt und in Zukunft nur vom "Unbewussten" schreiben und nicht vom "Unterbewusstsein".

Ein Aspekt, der vor allem durch das Neuro-Linguistische Programmieren mehr ins Bewusstsein gerückt wurde, sind Gesten, Körperhaltung, Körperpositionen und Mimik. Es wird immer wieder empfohlen, um guten Kontakt zu einem Gesprächspartner herzustellen (Rapport), die eigene Körperhaltung oder Körperpositionen dem Partner anzugleichen. Wenn der Andere beispielsweise ein Bein über das andere geschlagen hat, macht man es ihm gleich. Entweder schlägt man das gleiche Bein über, also beide z. B. das rechte Bein oder wenn die andere Person das rechte Bein übergeschlagen hat, schlägt man selbst das linke Bein über.

Nicht nur in äußerlicher Hinsicht kann man spiegeln. Auch Angleichung der Sprechgeschwindigkeit und Atmung sind möglich und noch anderes mehr. Details kann der Leser dazu bei Interesse selbst nachlesen.

Es ist wichtig und richtig, auf Dinge wie Körperhaltung, Körperposition, Mimik und Gestik, Sprechgeschwindigkeit und das alles zu achten. Vor allem ist es wichtig, bestimmte Signale zu erkennen und wahrzunehmen. Insbesondere wenn diese Ablehnung oder andere negative Ausdrücke zeigen. Jeder sollte solche Zeichen sehen und erkennen können, um unangenehme Verläufe in Gesprächen, vor allem Verhandlungsgesprächen, vermeiden zu können.

Viel zu oft wird dabei vergessen auch zu erwähnen, dass das Spiegeln vorsichtig zu verwenden ist und keinesfalls strikt und bewusst über den gesamten Verlauf eines vor allem längeren Gespräches zu nutzen ist. Wenn man zu oft und zu lange Aspekte des Gengeüber quasi nach macht, wird es zur lächerlichen Kopie und statt positiven Rapport bekommt der Gegenüber bestenfalls ein seltsames Gefühl oder fühlt sich beleidigt. Selbst wenn die Leute nicht genau wissen oder merken, was ihr macht. Ich garantiere euch, dass es zumindest ein seltsames Gefühl gibt.

Ich persönlich würde empfehlen, Körperhaltung und ähnliches am Anfang des Gesprächs bewusst zu nutzen und wenn das Gespräch läuft eher zurück zu fahren und diese Sachen den Unbewussten zu überlassen, lediglich wachsam zu sein für Signale, aber nicht zum ausnutzen, nur als Wahrnehmung. Es kann viel Spaß machen, ein gutes Gespräch auf dieser unbewussten Ebene zu führen, aber bewusst zu merken, wie Bewegungen und Positionen im Gleichklang fließen. Nicht nur macht es Spaß, so ein Gespräch zu führen, auch zwei oder mehrere Personen einfach nur zu sehen, wie sie in einem guten Gespräch sind, kann Freude bereiten. Bei aller Kenntnis über Körpersprache, die man sich aneignen kann und auch im gewissen Rahmen sollte, hat es sicher seine Gründe, warum so vieles uns eher unbewusst ist. Manches Unbewusste bleibt besser bewusst unbewusst.

Für den Anfang kann es sehr hilfreich sein bewusst zu tricksen. Ich hatte einmal in einem Englischkurs ein Referat vorzutragen. Ich war sehr nervös. Aber ich wusste genug über Körpersprache, um zumindest einen selbstbewussten Eindruck zu geben. Am Anfang war ich nervös und mir meiner Körperhaltung sehr bewusst. Oft hilft es, bewusst eine Körperhaltung vorzutäuschen, um darüber in das Gefühl tatsächlich rein zu kommen. Ganz wie Charlie Brown es beschreibt und ich bereits in meinem Post über "Gefühle zeigen" erwähnte. Meine Lehrerin gab mir sogar gleich als erstes die Rückmeldung, dass ich selbstbewusst und selbstsicher gewirkt hätte. Hatte die eine Ahnung...

Bis zum nächsten Blog,
sarah