Halloween. Die Zeit der Kostüme und
Verkleidungen. Einer der wenigen Tage im Jahr, in der sie akzeptiert
sind und bewusst und offener auch in der Öffentlichkeit getragen
werden als sonst. Zeit für mich, einen Beitrag zu schreiben über
Masken, eine Art der Verkleidung für das Gesicht.
Asiatische Kulturen und auch Filme sind
mir eher unbekannt. Es entspricht einfach nicht meinem
Interessengebiet, dass ich mir asiatische Filme ansehe oder näher
mit diesen Kulturen auseinandersetze, zumindest nicht im näheren
Detail. Ein Freund, mit dem ich bisher nur über E-Mails Kontakt
hatte, schrieb mir vor einer Weile, dass ihn die ausdruckslosen
Masken des japanischen No Theaters faszinieren.
Vor zwei Tagen schaute ich den alten
Zweiteiler „Es“ (aus dem Jahr 1990). Kein Wunder, dass Leute
Angst vor Clowns haben nach so einem Film. Clowns geschminkt oder mit
Masken machen vielen Menschen Angst. Ich selbst kann es nicht ganz
nachvollziehen. Es gibt gruselige Masken und speziell Clownmasken.
Zusammen mit dem aggressiven Verhalten der Maskenträger im letzten
Jahr, kann ich die Angst vor diesen Leuten nachvollziehen, nicht aber
die allgemeine und grundsätzliche Angst vor Clowns als solche. Das
meine ich nicht als Vorwurf. Ich würde gerne verstehen, was den
Leuten so Angst macht an Clowns. Vielleicht gibt es hier Leser, die
diese Angst vor Clowns haben und sie erklären können. Schreibt mir
gerne in den Kommentaren!
Masken von Verbrechern sind dazu
gedacht, die wahre Identität zu verschleiern, damit sie unerkannt
sind und somit einer Strafe entgehen können. Superhelden wiederum
nutzen Masken, um ihre eigene Identität zu schützen vor den
Verbrechern, die sie sonst möglicherweise ohne ihren Schutz des
restlichen Kostüms und dazugehöriger Waffen leichter verletzen oder
sogar töten könnten. Aber auch das Leben der Personen, die den
Superhelden lieb sind, sind durch die Masken der Helden geschützt.
Denn es kann ein Druckmittel für die Verbrecher sein, wichtige
Personen zu entführen und ihr Leben zu bedrohen, um den Superhelden
zu gewissen Taten zu zwingen wie zum Beispiel in „The Dark Knight“
zu sehen, nachdem der Joker erfahren hat, dass Batman/Bruce Wayne
sehr an Rachel Dawes gelegen ist und der Joker sie entführen lässt.
Eine Maske der besonderen Art trägt
der Antiheld Rorschach aus „Watchmen“ von Alan Moore und Dave
Gibbons. Als Rorschach im Verlauf der Geschichte gefasst wird,
beschreibt der Psychiater, der mit ihm Gespräche führt, ihn
körperlich als „auf faszinierende Weise hässlich“
(fascinatingly ugly). Der Name Rorschach hat seinen Ursprung in dem
vom Psychiater und Psychoanalytiker Hermann Rorschach entwickelten
und nach ihm benannten „Rorschach Test“, bei dem Tintenflecken
Bilder beurteilt und gedeutet werden sollen nach dem, was der
Befragte in ihnen sieht. Die Flecken sind alle symmetrisch und meist
schwarz. Es gibt auch einige Karten mit Farben. Rorschach aus
Watchmen hat als junger Mann mit Stoffen gearbeitet und dabei
speziell einen Stoff bekommen, der weiß ist als Grundfarbe mit
schwarzen, sich kontinuierlich bewegenden Flecken. Ursprünglich
schneiderte er daraus ein Kleid, das von der Kundin dann jedoch als
hässlich abgelehnt wird. Später nutzt er den Stoff und macht sich
daraus eine Maske, die symmetrische schwarze Flecken hat, die sich
verändern. Rorschach nennt diese Maske sein „Gesicht“. Als er
nach einem Hinterhalt von der Polizei gefasst wird, wird ihm die
Maske heruntergerissen und er ruft: „Mein Gesicht! Gebt es mir
zurück!“ (No! My face! Give it back!) Unabhängig von Rorschachs
eigener Einstellung zu seiner Maske, scheint diese Bezeichnung von
„mein Gesicht“ für seine (eigentlich) Maske durchaus treffend.
Ein Gesicht ist normalerweise beweglich und verändert sich in
Abhängigkeit mit den Emotionen. Der Psychiater stellt fest, dass
Rorschachs Gesicht ausdruckslos ist und empfindet es daher schwierig
festzustellen, was emotional tatsächlich in ihm vorgeht. Unabhängig
von Rorschachs eigener Einstellung zu seiner (eigentlich) Maske,
scheint seine Bezeichnung von „mein Gesicht“ in diesem Fall also
durchaus zutreffend. Seine (eigentliche) Maske ist beweglich und sein
(eigentliches) Gesicht ausdruckslos oder unbeweglich wie andere
Masken es sonst sind. Es fällt dem Leser oder auch Zuschauer des
Films nicht unbedingt auf, aber die Flecken auf Rorschachs „Gesicht“
sind nicht nur beweglich, sondern tatsächlich eng verbunden mit
seinen Emotionen und zeigen in unterschiedlichen Momenten, in denen
ähnliche oder die gleiche Emotion zu vermuten ist auch identische
Fleckenmuster!
Ich möchte noch auf den Beitrag „The
Hidden Genius of RORSCHACH's Mask! (Watchmen)“ von Scott Niswander von NerdSync
hinweisen. Er weist in seinem Beitrag unter anderem auch auf die
Tatsache hin, dass die Demaskierung und der Zeitpunkt der
Demaskierung oft etwas seltsam gewählt scheint. Meistens ist die
maskierte Person bewusstlos oder zumindest gefesselt oder anders an
Widerstand gehindert und ihre Identität unbekannt. Die Entfernung
der Maske stellt daher eine Art Demütigung dar, weil damit die
Identität bekannt wird, mindestens für die Person, die der
maskierten Person die Maske entfernt. Interessant dabei ist, dass
dadurch die Möglichkeit besteht, die maskierte Person völlig
auszuschalten, will sagen zu töten. Aber die Demaskierung und damit
Lüftung des Geheimnisses, wer hinter der Maske steckt, scheint oft
ein größeres Verlangen zu sein von der Person, die in dem Moment
bei der maskierten Person ist. Scott Niswander nennt dabei eine Szene aus
„Spider-Man 2“ und „The Dark Knight“.
Im Hinblick auf Demaskierungen bzw.
Entfernung der Maske sei noch einmal auf Watchmen
verwiesen.Rorschachs wahre Identität (oder in seinem Fall vielleicht
besser: Identität ohne „sein Gesicht“) wird im Verlauf der
Geschichte durch die erwähnte Festnahme dem Leser und den anderen
Figuren der Geschichte bekannt. Er hat für die letzte Schacht
trotzdem „sein Gesicht“. Normalerweise würde jede maskierte
Person sich wehren, wenn auch nur gedroht wird, dass die Maske
entfernt wird. Verständlich, denn es steht die bis dahin geheime
Identität auf dem Spiel und auch möglicherweise der Schutz
geliebter Personen, wie oben erwähnt. Auch Rorschach versucht sich
zu wehren und schreit bei der Festnahme nach seinem Gesicht. Am Ende
von Watchmen jedoch entfernt er selbst sein Gesicht, seine Maske und
stellt sich seinem letzten Gegner auf diese Weise.
2012 kam eine Reihe von Büchern auf
den Markt, die einzelne Charaktere von Watchmen vor den Ereignissen
aus Watchmen behandelten. Entsprechend heißt die Serie „Before
Watchmen“. Natürlich gibt es auch eine Geschichte von Rorschach
von Brian Azzarello und Lee Bermejo. Die Geschichte selbst scheint
damals wie heute den meisten eher nicht zu gefallen. Wie alle
Geschichten ist dies meiner Meinung nach Ansichtssache und die
Ansichten sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Zum Thema
Demaskierung gibt es allerdings auch in „Before Watchmen:
Rorschach“ einen interessanten Moment. Rorschach wird im Verlauf
der Geschichte von einem Bösen und mehreren Handlangern verprügelt
und wird schließlich festgehalten von Handlangern. Einer der anderen
Handlanger ist neugierig und will Rorschach die Maske entfernen, um
zu sehen, wie dieser gefürchtete Rorschach ohne Maske aussieht. Doch
sein Boss hält ihn zurück und ist merklich enttäuscht von dem eher
kleinen Mann (in Watchmen als 168 cm angegeben), der zu einfach zu
fassen nun wehrlos vor ihm ist: „Rorschach. Hm, irgendwie dachte
ich... Mann, du bist deinem Mythos nicht gerecht, ich meine, da denke
ich mir diesen gewieften Plan aus nur um dich zu kriegen? Was habe ich
nur gedacht? Der große Rorschach. Nicht so
groß. Ehrlich, ich bin enttäuscht, dass ich auf dein Niveau
runtergehe. He-- nicht doch, Lucky. Willst wissen, was unter der
Maske ist? Nichts von Bedeutung. Nur 'ne weitere Leiche.“
(Rorschach. Huh. For some reason, I thought... Dude, you don't
measure up to your myth. I mean, what the hell?
I cocked up this elaboriate sceme ust to take you
down? What was I thinking? Big bad Rorschach.
Well, bad anyway
Frankly, I'mdisappointed in myself. That I stooped to your level. No,
no, lucky Pierre. You know what's under that mask? Nothing that
matters. In tis case, the mask
makes the corpse.) Nachdem sie ihn noch mehr verprügeln und
vermeintlich sterbend liegen lassen, fügt er noch hinzu: „Und
'ne Schlagzeile.“ (And
the front page.“) In einem anderen Moment der Geschichte bekommt
einer der Bösen Rorschachs Maske in die Finger und kann so für
einen Moment Rorschachs Identität annehmen, denn wenn niemand weiß,
wer hinter der Maske steckt, könnten eine Menge Leute darunter
stecken. Hrhrm...
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