Dienstag, 24. Dezember 2013

M&M: Nightmare Before Christmas

Liebe Leserinnen und Leser,

habt ihr euch schon einmal Gedanken gemacht über die Feiertage, die wir feiern? Ostern, Valentinstag, Halloween, Weihnachten? Der Zeichentrickfilm „Nightmare Before Christmas“ von Tim Burton hat genau das zum Thema!

Jack Skellington, ein dürres Skelett im schwarz-weißen Anzug, ist der Anführer von Halloween Town, deren Bewohner für Halloween zuständig sind. Jack ist unglücklich. Seit einer Weile schon macht ihm der Grusel keinen Spaß mehr und er will etwas anderes. Nur weiß er nicht genau was.Während eines Spaziergangs kommt er in eine andere Stadt: Christmas Town. Dort ist alles voll Schnee und duftet herrlich und alle haben Spaß und sind fröhlich. Außerdem gibt es da jemanden, der groß und rot sein soll und Geschenke bringt. Jack findet heraus, dass dieser Jemand „Nicki Graus“ (im Englischen: Sandy Claws) heißt. Herrlich!

Für Jack steht fest: er möchte dieses Weihnachten auch haben. Das nächste will er selbst ausrichten.
Drei Kinder, die sonst Süßigkeiten sammeln würden, beauftragt Jack damit, Nicki Graus zu entführen, damit Jack aktiv sein kann. Obwohl Jack den Kindern noch sagt, sie sollen Nicki Graus nicht zu Oogie Boogie bringen, machen sie genau das. Oogie Boogie ist die einzige wirklich böse und gruselige Person in Halloween Town und bereit zu seiner eigenen Unterhaltung andere auch umzubringen, vor allem den ach so großen Nicki Graus.

Jack ahnt davon nichts und alle sind begeistert. Nur Sally ist mehr als besorgt. Sie ist ein bisschen wie das Frankenstein Monster zusammengenäht und wird von ihrem Erschaffer, Doktor Finkelstein, im Schloss gefangen gehalten wird. Sie mag Jack sehr. Jack selbst merkt das nicht so recht. Als sie eine Vision hat, in der Weihnachten völlig schief geht, tut sie alles, um Jacks Plan zu verhindern. Jack hört ihr gar nicht zu. Weihnachten geht völlig schief und endet damit, dass Jack in seinem fliegenden Schlitten abgeschossen wird. Da wird dem armen Jack klar, was er da angerichtet hat, so gut seine Absichten auch waren. Nicki Graus muss zurück! Schafft Jack es noch rechtzeitig ihn und damit auch Weihnachten zu retten? Das müsst ihr selbst herausfinden!

Wie viele Zeichentrickfilme von Tim Burton, hat auch „Nightmare Before Christmas“ immer wieder Lieder und ist damit eine Art Musical. Geschrieben wurde die Musik von Tim Burtons ständigen Partner, dem Komponisten Danny Elfman. Dieser hat Jack Skellington auch die Singstimme gegeben. Obwohl Danny Elfman zwar für Demos von Liedern selbst singt, ist er sonst nicht in den Filmen nicht zu hören. Insofern ist „Nightmare Before Christmas“ schon etwas besonderes für Fans. Als ich den Film zum ersten Mal sah, war mir Tim Burton, ich muss es gestehen, nicht in dem Sinne bewusst oder bekannt. Ich kannte zwar Filme von ihm – im Nachhinein – aber der Name wurde mir erst durch „Nightmare Before Christmas“ wirklich bewusst. Gesehen habe ich den Film zufällig als im Studium eine Professorin den Film kurz vor Weihnachten an einem Nachmittag als kleine Filmaktion zeigte. Als selber Behinderte mit einigen Narben im Gesicht begeisterte mich Sally mit ihren zusammengenähten Körperteilen. Genial ist eine Szene, in der sie aus dem Schloss des Doktors abhaut, um Jack zu sehen. Sie springt aus dem Fenster. Einen Moment glaubt man fast, sie hätte den Sturz nicht überlebt. Sie liegt regungslos am Boden. Aber dann rappelt sie sich auf und näht sich einen Arm, der locker geworden ist, ganz resolut wieder zusammen.

Jack war eine besondere Figur für Danny Elfman als der Film 1993 entstanden ist. Seine musikalische Karriere fing etwa um 1972 in der Musikgruppe seines Bruders, Richard Elfman, an. Als Richard aufhören wollte, übernahm Danny die Gruppe, die von 20 auf 8 Mann verkleinert und eine New Wave/Ska/Punk/Rock Band wurde: Oingo Boingo. 1980 entstand dann das erste Album „Only A Lad“. Aus Gründen, die Danny Elfman nach eigenen Aussagen bis heute nicht versteht wollte der junge Regisseur Tim Burton ausgerechnet ihn 1985 als Komponist für seinen ersten großen Film „Pee-wee's Big Adventure“ (Pee Wee's irre Abenteuer). Dadurch kam Danny Elfman zum Film. Da er als Komponist für Filme immer gefragter wurde, war ihm klar, dass er nicht auf ewig Oingo Boingo und Filmmusik machen konnte. Beides zusammen kostete zu viel Zeit und Energie. Doch wie sollte er sich entscheiden? Wie sollte es weiter gehen für ihn? Eine unklare Zukunft also für Jack Skellington im Film und Danny Elfman im richtigen Leben. Diese Verbundenheit zu Jack, nicht nur durch das Schreiben der Texte und Musik, sondern auch ganz persönlich, war es, weshalb Danny Elfman den Part von Jack Skellington selber singen wollte – letztlich auch gesungen hat.

Bis zum nächsten Blog,
sarah





Montag, 23. Dezember 2013

Meine Weihnachtslieder "Liste" 2013

Liebe Leserinnen und Leser,

die "üblichen" Weihnachtslieder sind eine Weile ganz nett für mich. Ich mag es lieber ungewöhnlich. Hier ein paar Lieder, die ich habe und höre, die weihnachtlich sind:

"Christmas Time Will Soon Be Over" von Jack White

Zum ersten Mal hörte ich es im Film bzw. Soundtrack von "Cold Mountain". Eine peppige, fröhliche Melodie, mal was anderes als die vielen langsamen Weihnachtslieder. Das Lied erzählt von einer Gruppe, die wenn die Weihnachtszeit bald vorbei ist, der Band beitreten will.

(Im Videolink Royal Albatross. Konnte leider kein Video bzw. Audio mit Jack White finden, youtube sperrt einiges für Deutschland, GEMA Richtlinien...):
http://www.youtube.com/watch?v=qPoJE92yvvM

"Christmas In Hollis" von Run DMC

Dieses Lied lernte ich durch den Film "Stirb Langsam" kennen. Bruce Willis wird in einer Limousine vom Flughafen zum Geschäftsgebäude gefahren, wo seine Frau arbeitet und wohin auch er eingeladen ist. Er beschwert sich noch, dass das doch kein Weihnachtslied ist und es ist klangmäßig auch Rap und damit weit entfernt, was wir für Klänge und Musik für Weihnachten erwarten. Aber wie der Fahrer Bruce Willis erklärt "Das ist Weihnachtsmusik!" Der Text erzählt die Geschichte von jemanden, der zu Weihnachten im Park ist und jemanden scheinbar mit seinem Hund sieht. Der Hund stellt sich als Rentier heraus, dem es gar nicht gut geht und der Mann neben dem Rentier ist nicht irgendwer, sondern der Weihnachtsmann.

Hier das Musikvideo zum Lied:
http://www.youtube.com/watch?v=OR07r0ZMFb8

"The Stowaway" von Murray Gold/gesungen von Yamit Mamo

"Doctor Who" Fans könnten dieses Lied vom 10. Doctor (David Tennant) kennen. Es findet sich auf dem Soundtrack zur 3. Staffel. Mir gefällt es, weil es eine fröhliche, dynamische Melodie hat. Obwohl der Text eher etwas traurig ist. Der Erzähler berichtet von einem "stowaway" auf seinem Schiff. "Stowaway" ist im Englischen ein blinder Passagier. Was der Doctor in "Voyage of The Damned", wo das Lied gespielt wird, auch ist. Er befindet sich in dieser Weihnachtsepisode nämlich auf der Titanic. Der Stowaway des Liedes will unbedingt Weihnachten bei seiner Geliebten sein.

Auf youtube gibt es das Lied zu hören:
http://www.youtube.com/watch?v=hoXF6H_venI

"Christmas Hell" (Variante von "Jingle Bells") von Danny Elfman

Kein Lied in dem Sinne, eher eine kurze Werbung von Danny Elfman, dem Komponisten der Filmmusik von "Nightmare Before Christmas" mit seiner ganz eigenen Variation von "Jingle Bells". Mehr zu "Nightmare Before Christmas" später... Ich dachte, ich füge sie hier ein, auch wenn es kein richtiges Lied ist:

http://www.youtube.com/watch?v=YcgtOkj9ubU

"White Wine In The Sun" von Tim Minchin

Ein Weihnachtslied? Oder eher ein Lied an und für seine kleine Tochter? Oder beides? Ich mag Tim Minchin, wie sicher auch schon aus anderen Einträgen ersichtlich wurde und ich mag dieses Lied. Er ist Australier und in Australien gibt es zu Weihnachten natürlich keinen Schnee. Weiß ist bei ihm nur der Wein.

Im Video gibt er das Lied als Zugabe, ich glaube während seiner "Ready For This" Tour:
http://www.youtube.com/watch?v=7iwfLN4K1hA

Habt ihr Weihnachtslieder, die ihr gerne hört? Wenn ja welche?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Freitag, 20. Dezember 2013

Nachtrag: Habt kein Mitleid, aber Mitgefühl!

Liebe Leserinnen und Leser,

Susanne war so lieb, mich auf etwas wichtiges hinzuweisen bezüglich meines letzten Eintrages: es gibt einen Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl. Darauf möchte ich jetzt näher eingehen. Vielen Dank auch Lisa für den anregenden Austausch!

Mitleid ist für mich, was ich in meinem letzten Beitrag beschrieben habe. Die Professorin hat keine Arme. Ich gehe in meiner Vorstellung davon aus, dass wir Arme bräuchten. Sie hat keine Arme, also bemitleide ich sie. Doch wie ich schon geschrieben habe, scheint es zumindest so, als wäre die Professorin trotzdem zufrieden, auch ohne Arme! Es gibt also keinen Grund lange traurig oder entsetzt oder was auch immer zu sein. Ihr geht es gut, so wie es ist. Mir scheint, als hat Mitleid viel mit Annahmen zu tun, die wir anstellen. Diese Annahmen sollten überprüft werden und nach Möglichkeit anschließend gehandelt werden. Ein bisschen wie Sherlock Holmes. Es wäre schlecht in einer Annahme fest zu stecken und das war's dann.

Mitgefühl ist etwas anderes. Bei Mitgefühl kann jemand im ersten Moment geschockt oder entsetzt sein. Zum Beispiel zu erfahren, dass mir mein rechter Fuß fehlt. Ein wichtiger nächster Schritt könnte sein, zu fragen ob oder wie ich Hilfe brauche. Wenn ich erkläre, dass ich normal gehen, laufen und Rad fahren kann, ist es für alle auch wieder in Ordnung, dass ich nur einen Fuß habe. Hilfe bräuchte ich nur beim Schwimmen. Weil ich dafür die Prothese abnehmen muss. Das heißt, ich muss an den Rand vom Schwimmbecken oder nah ans Meer mit der Prothese, aber dann sollte die Prothese vom Wasser entfernt bleiben, damit sie nicht völlig nass wird. Wenn ich dann wieder aus dem Wasser komme, brauche ich die Prothese und jemand muss sie mir holen oder mir helfen, dass ich zur Prothese komme.

Das ist wichtig und nötig. Grundsätzlich kommen die Professorin und ich klar mit unserer Behinderung. Es ist auch in Ordnung für einen Moment zu bedauern, dass uns Arme bzw. ein Fuß fehlt. Wichtig ist die langfristigere Reaktion und Umgang damit. Dass wir, wenn wir Hilfe brauchen nicht nur Menschen um uns haben, die unsere Situation bedauern und sich nicht trauen zu helfen oder aus welchen Gründen auch immer nicht reagieren. Wenn wir einmal Hilfe brauchen ist es wichtig, dass wir verständnisvolle Menschen haben, die uns helfen.

Im sozialen Bereich oder unter Menschen im Bereich Kommunikation wird oft der Begriff "Empathie" benutzt. Erkennen und verstehen, was der andere fühlt. Das bedeutet unter Umständen auch gemeinsam weinen. Das ist wichtig und richtig. Sollte aber nur eine begrenzte Zeit sein. Danach ist es wichtig gemeinsam zu überlegen, wie es weiter gehen kann. Das ist ganz wichtig. Denn wenn jemand wirklich in einer schlechten Situation ist, braucht die Person Hilfe und nicht nur jemanden, der mit ihr weint. Auch wenn es heißt: geteiltes Leid ist halbes Leid. Noch besser ist, wenn das Leid ein Ende hat und gemeinsam lässt sich aus einer schlechten Situation oft besser und schneller heraus kommen als alleine.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Habt kein Mitleid!

Liebe Leserinnen und Leser,

viele Menschen, gerade die ich über das Internet kennen lerne, tut es leid, wenn sie erfahren, dass ich behindert geboren wurde. Mir fehlt von Geburt an mein rechter Fuß. Aber, wie ich den Menschen immer wieder erkläre: ich kann normal laufen, rennen, Rad fahren mit einer Prothese. Trotzdem ist die erste Reaktion von vielen: "Das tut mir leid." Warum überhaupt? Manchmal sage oder schreibe ich ihnen dann, dass sie wahrscheinlich mehr Mitleid mit mir haben, als ich mir jemals selbst leid tue.

Vor Jahren, während meines Studiums, hatte ich einige Seminare bei einer Professorin, die keine Arme hatte. Auch wenn ich mich nie getraut habe, sie direkt zu fragen, vermute ich, dass sie wegen Contergan keine Arme hat. Einmal war ihr Sohn im Seminar und wir erfuhren durch Erzählungen, dass sie einen zweiten Sohn hat. In einer Gesprächsrunde in einem Seminar erzählte sie, dass sie nie das Bedürfnis gehabt hätte, jemanden zu umarmen. Die Reaktion bei allen von uns war sicher erst einmal Schock. Wir sind so gewohnt, andere zu umarmen. Sei es zur Begrüßung oder zum Trost. Und sie hat doch zwei Söhne! Natürlich hätte ich das Bedürfnis meine Söhne zu umarmen, zu trösten, in den Arm zu nehmen und das kleine Kind zu wiegen. Nicht? Und doch wirkt sie wenigstens zufrieden mit ihrem Leben. Sie hatte ja selbst gesagt, sie hätte nie das Bedürfnis gehabt, jemanden zu umarmen. Warum also empfinde ich Mitleid mit ihr, dass sie, vor allem ihre Söhne, nicht umarmen konnte und kann? Ich glaube, wir haben schnell Mitleid mit anderen, wenn wir erfahren oder sehen, dass etwas, das für uns existiert und möglich ist, für andere nicht existiert oder nicht möglich ist. Aber was hilft da Mitleid? Gar nichts.

Meine Vermieterin und Freundin meiner Eltern, somit wohl auch von mir, erzählte mir neulich, dass sie einem ihrer Söhne Geld geben sollte. Das Geld wäre von einer anderen Person gekommen, die es allerdings nicht gegeben hatte, so dass auch der Sohn sein Geld rechtzeitig hätte haben können. Als der Sohn also nach dem Geld fragte, musste sie ihm mitteilen, dass sie das Geld nicht hätte... und entschuldigte sich bei ihm, dass es ihr leid täte. Im Gespräch mit mir stellte sie, im Nachhinein in Frage, warum es ihr denn leid getan hat. Es war doch nicht ihre Schuld, dass der andere das Geld nicht rechtzeitig gegeben hatte!

Hört auf euch selbst leid zu tun und vor allem hört auf, andere zu bemitleiden! Keiner hat etwas davon. Wer in einer misslichen Lage ist, der braucht Hilfe, kein Mitleid. Wenn ihr helfen wollt und die andere Person echte Hilfe braucht, helft. Mehr ist nicht zu machen. Alles andere endet in Bedauern eurerseits und dann? Dann fühlt ihr euch schlecht. Das hilft weder euch, noch der anderen Person.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 7. Dezember 2013

Effiziente Sprache

Liebe Leserinnen und Leser,

über eine lange Zeit dachte ich, dass die geschriebene Sprache "sauber und ordentlich" sein sollte. Nach bestem Wissen und Gewissen fehlerfrei schreiben. Ausnahmen bestätigen die Regel und die Ausnahme ist immer der Schreiber: also ich. Mein Ausnahme ist, jedenfalls in englischen Texten, meine K-PAX-Schreibeweise. In Chats nutze ich zwar Punkt und Komma als Satzzeichen, schreibe aber nicht unbedingt am Satzanfang groß. Wobei ich im Chat im Deutschen normalerweise alles groß schreibe, was groß geschrieben wird. Im englischen Chat schreibe ich dagegen eher alles klein, da es dort einfacher ist so. Was ich im Deutschen und Englischen fast nie mache, ist Abkürzungen zu benutzen, außer ich muss schnell schreiben, weil ich gleich weg möchte. Doch selbst dann ist ein ausgeschriebenes "bye" noch immer kurz genug.

Vor Jahren war ein Artikel in der Zeitung und online zu lesen über eine Schülerin, die einen kompletten Aufsatz im SMS-Stil (wie "I C U" für "I see you") verfasst hatte. Die Lehrerin war so entsetzt darüber, dass sie anonym bleiben wollte. Ich verstehe das bis heute nicht. Die Lehrerin hat, meiner Meinung nach, nichts damit zu tun, wie die Schülerin den Aufsatz verfasst hat. (Ein Auszug aus dem Aufsatz für Interessierte.)

Erst war ich der Meinung, wie viele Lehrer und Eltern sicher auch. Diese Kurzschrift ist unmöglich für einen Aufsatz in der Schule. Was ich tatsächlich für wichtig halte ist, zu wissen, wie die richtige Schreibeweise ist und die Schreibweise der Situation anzupassen.

Ist eine Kurzschrift dieser Art eine Rückentwicklung, da sie vor allem im Englischen oft einer Lautschrift gleich kommt, wie man sie höchstens von Erstklässlern kennt und nur von diesen duldet? Ich bin mir nicht mehr so sicher wie damals, als ich zum ersten Mal von dem Aufsatz gelesen habe.

Ich weiß, Sherlock Holmes ist eine erfundene Figur und sollte daher kein Maßstab für eigenes, reales Verhalten oder Meinungen sein und dennoch:

Als Watson in der 5. Episode der 1. Staffel von "Elementary" immer mehr SMS im Kurzstil von Holmes bekommt, beschwert sie sich bei ihm darüber: "Ihre Abkürzungen werden immer schwerer zu entziffern", sagt sie. "Und ich weiß nicht warum, da Sie offensichtlich in der Lage sind, sich zu artikulieren."

Holmes erklärt ihr daraufhin: "Die Sprache entwickelt sich weiter, Watson, wird zu einer effizienteren Version. Ich liebe Kurznachrichten. Es ermöglicht einen Inhalt und Ton zu übermitteln, ohne einen Geschwindigkeitsverlust."

Hat er Recht, weil er Sherlock Holmes ist und ich Sherlock Holmes mag? Oder hat er Recht, weil er Recht hat? Hat er Recht?

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Warum ich nicht Sherlock Holmes bin

Liebe Leserinnen und Leser,

ich sehe Dinge, die andere übersehen und denke über Dinge nach, die für andere normal und selbstverständlich sind. Manche, die mein Interesse für Sherlock Holmes kennen, ziehen schon Vergleiche. Ich weiß, dass einige bewundern, dass ich bestimmte Dinge weiß, die andere sonst nicht wissen. Dafür bin ich völlig unwissend in anderen alltäglichen Dingen, die für die meisten selbstverständlich sind. Ähnlich wie Sherlock nicht einmal weiß, wie die Sonne, der Mond und die Erde im Verhältnis zu einander stehen.

Gerade lese ich Die Kunst des logischen Denkens: Scharfsinnig analysieren und clever kombinieren wie Sherlock Holmes von Maria Konnikova. Erst gestern las ich einen Abschnitt darüber, dass wir fremde Menschen unbewusst sympathisch oder unsympathisch finden aufgrund von Ähnlichkeiten mit anderen Personen, die wir kennen und mögen oder nicht mögen. Dr. John Watson fällt diesem unbewussten Verhalten zum Opfer, als er in "Das Zeichen der Vier" auf Mary Morstan trifft und sie sofort hübsch findet und auf Anhieb mag. Sherlock Holmes dagegen ist sich dieser Denkprozesse bewusst. Auch wenn Mary Morstan gut aussieht, zieht er nicht gleich den Schluss, dass sie sympathisch ist, geschweige denn ein Unschuldlamm. John hält Mary Morstan sofort für eine gute Person. Sherlock dagegen nimmt zwar ihre physische Schönheit wahr, aber behält sich Urteile über ihren Charakter bis auf weiteres offen. John ist sich nicht bewusst, dass er Frauen mit ähnlichem Aussehen wie Mary Morstan im Kopf hat und die positiven Eigenschaften dieser Frauen auf die bisher fremde Mary Morstan projiziert. Wie Maria Konnikova schreibt, verliert der Zauber seine Wirkung, sobald wir uns dieser Prozesse bewusst werden.

Ich bin noch weit entfernt davon, wie Sherlock Holmes zu sein. Obwohl ich mittlerweile bis auf ganz wenige Ausnahmen nur noch Rolltreppen benutze, die funktionieren. Alles andere ist noch zu sehr John Watson, wie ich feststellen musste. Ich war beim einem neuen Orthopädietechniker wegen meiner Prothese. Herein kam ein älterer Mann, schlank, graue, lockige Haare. Mit anderen Worten: Peter Capaldi, dem 12. Doctor, den wir ab nächstes Jahr sehen werden, sehr ähnlich. Zu ähnlich. Ich merkte, wie mein Gesicht warm wurde. Oh nein! Erst als ich wieder draußen war, wurde mir bewusst, was passiert war. Die Verbindung zu Peter Capaldi war mir nicht sofort klar. Trotzdem ist der Mann mir weiterhin sympathisch. Wenn er mir jetzt noch eine gute, neue Prothese macht um so besser.

Bis zum nächsten Blog,

sarah

 

Samstag, 30. November 2013

M&M: Skellig


Liebe Leserinnen und Leser,

als heutiger M&M Beitrag möchte ich euch den Film „Skellig“ vorstellen. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von David Almond. Obwohl es ein Kinderbuch bzw. für Jugendliche ist, hat es mir auch als Erwachsene viel Freude bereitet zu lesen. Es ist eines der wenigen Bücher, die irgendwie ohne Alter sind. So wie Harry Potter von Jugendlichen wie Erwachsenen gelesen und geliebt wird.

Den Film gibt es (bisher) nur auf Englisch. Immerhin mit englischen Untertiteln. Ich habe selbst vor einiger Zeit deutsche Untertitel dazu gemacht. Wer den Film also sehen möchte und deutsche Untertitel bräuchte, kann mich gerne fragen.

Das Buch gibt es auf englisch unter dem Titel „Skellig“ oder auf deutsch mit dem Titel „Zeit des Mondes“. Fragt mich nicht, warum der Titel so heißt. Einiges in der Geschichte spielt sich nachts ab, in der „Zeit des Mondes“ eben, aber mehr auch nicht.

In der Geschichte geht es um den Jungen, Michael (Bill Milner), der mit seinem Vater Dave (John Simm) und Mutter Louise (Kelly Macdonald) von einer Wohnung in der Stadt in eine Bruchbude von Haus weiter weg von der Stadt zieht. Das Haus ist eine Bruchbude und muss komplett renoviert werden. Ohne seine Freunde fühlt Michael sich sehr alleine. Sein Vater ist nur mit der Renovierung beschäftigt und sieht in dem Haus seinen Lebenstraum. Michael versteht das überhaupt nicht. Das Baby wird geboren und hat einen Herzfehler. Also ist die Mutter und immer wieder auch der Vater im Krankenhaus mit der Kleinen. Michael fühlt sich noch verlassener als sowieso.

Aber er findet eine Freundin in dem Mädchen, was nebenan wohnt. Mina (Skye Bennett) heißt sie. Sie weiß auch sehr viel, vor allem dafür, dass sie gar nicht mal zur Schule geht, sondern ihre Mutter sie zuhause unterrichtet.

Außerdem ist da noch der seltsame Mann (Tim Roth) im Gartenschuppen. Er scheint irgendwie krank zu sein und völlig den Lebensmut verloren zu haben. Er will nur in Ruhe gelassen werden. Aber er hat seine Rechnung ohne Michael und Mina gemacht. Michael hat nicht das Gefühl von seinen Eltern beachtet zu werden oder ihnen helfen zu können. Vielleicht kann er dafür ja dem Mann helfen.

Hilfe bekommt Michael nicht nur von Mina, sondern auch von der alten Grace (Edna Doré), der er im Krankenhaus begegnet. Sie geht immer die Gänge auf und ab, um Arthur fern zu halten, Arthur-itis. Michael erzählt ihr von seinem traurigen Freund und Grace gibt ihm daraufhin von ihren Lebertrantabletten einige ab. Vielleicht helfen sie ja auch ihm.

Lange Zeit ist für Michael und Mina unklar, was für ein Mann da im Schuppen lebt und es braucht eine Weile, ehe er ihnen überhaupt seinen Namen verrät: Skellig. Einmal machen die beiden es ihm bequemer und ziehen ihm seine Jacke dafür aus. Da bemerken sie Flügel ans einem Rücken. Während ihrer Recherchen über Wesen mit Flügeln stoßen sie natürlich auch auf Engel. Ist Skellig etwa ein Engel? Sind die Schulterblätter der Menschen vielleicht Rest oder Anfänge von Flügeln von höher entwickelten Wesen?

Eines nachts ist der Vater völlig verzweifelt über das Haus und die Situation mit dem Baby im Krankenhaus und überhaupt alles, dass er den Schuppen einfach abbrennen will. Doch Skellig ist noch drin und es braucht viel Kraft und Überredung, dass Michael ihn in letzter Sekunde, unbemerkt vom Vater, aus dem Schuppen holen und im nahe gelegenen Wald verstecken kann. Bei dieser Aktion verbrennt Michael sich die Hand. Dank Michaels und Minas Fürsorge geht es Skellig allerdings bald besser, wenn auch noch nicht gut. Dann passiert etwas seltsames: Skellig heilt Michaels Hand innerhalb von wenigen Minuten völlig! Als es Michaels kleinen Schwester schlechter geht, bittet er Skellig um Hilfe. Sicher kann er ihr mit ihren Herzproblemen helfen, wenn er Michaels Hand heilen konnte. Aber Skellig ist immer noch mürrisch.

Schafft Michael es noch rechtzeitig, Skellig zu überreden? Das müsst ihr selbst herausfinden und lesen oder sehen oder beides.

Und was ist Skellig nun für ein Wesen? Er selbst sagt den beiden Kindern: „Ich bin so etwas... wie ihr. So etwas wie ein Vogel.“ „So etwas wie ein Engel?“, fragt Michael. „Ja“, sagt Skellig. „So etwas in der Art.“ Tim Roth sagte einmal in einem Interview, dass Skellig für ihn ein „atheistischer Engel“, ein Engel, der genug von all dem hat, bis er Michael begegnet.

Bis zum nächsten Blog,
sarah





Freitag, 29. November 2013

Es werde Lightman

Liebe Leserinnen und Leser,

um Hypnose zu machen und besonders Hypnotherapie, gehört es dazu den Klienten zu beobachten. Sherlock Holmes würde dem sicher auch zustimmen. Wichtig ist nach Inkongruenz zu schauen. Das ist, wenn der Körper dem gesprochenen Wort widerspricht. Vielleicht habt ihr das schon in eurem Leben erlebt. Normalerweise, vermute ich, haben wir ein komisches Gefühl. „Etwas“ ist nicht ganz richtig. Ich bin mit einem Freund zusammen und ihn frage, ob er zu mir kommen will. Sein Mund sagt „ja“, aber er schüttelt den Kopf „nein“. Was denn nun?

Ein gewisser Albert Mehrabian hat ein Experiment gemacht und herausgefunden, dass wir, wenn jemand inkongruent ist, seine non-verbalen und verbalen Mitteilung auseinandernehmen. Nach Mehrabian sind etwa 55% Körpersprache allgemein, 38% ist Sprache (wie schnell es gesagt wird und ähnliche Dinge) und nur 7% ist, was tatsächlich gesagt wurde. Das heißt, dass wenn wir Zweifel haben und jemand inkongruent ist, wir dazu tendieren, den non-verbalen Aspekten und Körpersprache mehr als der tatsächlichen Sprache zu trauen. Mehrabian fand das 1971 heraus. Leute zitieren noch immer gerne diese Studie. Aber sie zitieren sie dabei schlecht. Sie lassen dabei aus, dass seine Studie über Inkongruenz war und sagen, dass wir den Worten immer zu nur 7% trauen. Das ist falsch! Ich vermute, dass dieses falsche Zitieren und Falschinterpretation passiert, wenn Leute aus der Studie ziehen, was ihnen gefällt und andere Leute zitieren, was diese Leute wiederum zitiert haben aus der Studie. Ich glaube, dass eher wenige Leute die ursprüngliche Geschichte gelesen haben, aber sie weit übers Internet (falsch) zitieren. Das ist so traurig.

Eine andere Person, die es wert ist erwähnt zu werden, wenn beim Thema Körpersprache, Inkongruenz und Lügen ist Paul Ekman. Er ist der führende Experte von Täuschung und Lügen. Laut Ekman gibt es 7 Grundemotionen, die bei allen Menschen der Welt gleich sind. Das sind:

Wut: http://www.poptower.com/lie-to-me-picture-5708.htm

Verachtung: http://www.poptower.com/lie-to-me-picture-5709.htm
Ekel http://www.poptower.com/lie-to-me-picture-5710.htm
Furcht: http://www.poptower.com/lie-to-me-picture-5711.htm
Freude: http://www.poptower.com/lie-to-me-picture-5712.htm
Traurigkeit: http://www.poptower.com/lie-to-me-picture-5713.htm
Überraschung: http://www.poptower.com/lie-to-me-picture-5714.htm

Die obigen Bilder zeigen Tim Roth und sind wurden als Teil der Fernsehserie “Lie To Me” gemacht, in der er den Täuschungsexperten Dr. Cal Lightman spielt. Er wurde Paul Ekman nachempfunden, der auch als Berater der Sendung arbeitete. Also ist „Lie To Me“ nicht einfach eine möchte-gern-Wissenschaftsendung. Viel der Wissenschaft der Sendung ist wirklich wahr und funktioniert echt. FOX, die mittlerweile LTM mitten in der 3. Staffel abgesetzt hat, entfernte außerdem Paul Ekman's Blog, wo er Aspekte seiner Wissenschaft in fast allen Episoden erklärte. Ausgenommen sind nur einige wenige Episoden, in denen keine Besonderheiten im Bezug auf seine Wissenschaft aufkam. Ihr könnt die Kommentare und vieles mehr jetzt hier nachlesen: http://www.paulekman.com/lie-to-me/

Ich selbst habe bisher nur “Warum Kinder lügen” (Why Kids Lie) von Paul Ekman gelesen. Es ist ein schönes Buch. Vor allem fand ich interessant, dass das Buch praktisch ein Familienprojekt war. Paul machte den Anfang, dann übernahm sein Sohn aus der Sicht von Kindern zu schreiben, inklusive einiger Empfehlungen, was Eltern machen sollten oder können. Und dann schrieb seine Frau, die als Anwälting gearbeitet hat, die letzten Kapitel.

Was mich an Körpersprache und Lügen Erkennung fasziniert ist der Aspekt von sogenannten Mikroausdrücken. Das sind sehr kurze Ausdrücke, in denen wir unsere wirklichen Emotionen zeigen und sie dann hinter anderen Ausdrücken zu verstecken. Paul Ekman kann das besser erklären als ich, also lass ich ihn hier reden: http://www.youtube.com/watch?v=EXm6YbXxSYk
Ich denke, es ist hilfreich die Wissenschaft der Gesichtsausdrücke zu kennen. Wahrscheinlich müssen wir es nicht zur Perfektion bringen, Mikroausdrücke zu sehen. Die Wissenschaft der der Gesichtsausdrücke zu kennen kann trotzdem helfen. Lightman gibt das Argument am Ende der zweiten Episode der ersten Staffel. In der ersten Episode bekommen sie eine neue Mitarbeiterin, Ria Torres, die ein Naturtalent ist. Sie kann Gesichtsausdrücke, inklusive Mikroausdrücke, sehen und korrekt lesen ohne formelles Training. Lightman scheint ein bisschen genervt von ihr und ärgert sie ein wenig in der zweiten Episode. Es gibt Szenen, in denen Torres nichts sagt, aber Lightman liest ihr Gesicht und sie zeigt negative Emotionen. Sie gibt es ihm in der letzten Szene zurück, als sie sein Gesicht liest. Er aber zuckt nur mit den Schultern. Als sie ihn einen Lügner nennt, sagt er ihr lediglich, dass sie sich daran gewöhnen sollte. Dinge zu sehen ist eine Sache. Er sagt ihr, dass sie ohne die Wissenschaft nicht in der Lage wäre, das Gesamtbild zu sehen und Menschen verletzt werden. Ich muss ihm zustimmen, dass wir mit der Wissenschaft im Hinterkopf, ein tieferes Verständnis bekommen.

Paul Ekman schuf Programme, damit man sich üben könnte Gesichtsausdrücke zu erkennen, genau so wie Mikroausdrücke. Wenn ihr Interesse habt an solchen Dingen, schaut einmal auf seine Website.

Eine Sache über Lügenerkennung: Es ist eine weit akzeptierter Mythos, dass Lügner den Blickkontakt zu einem unterbrechen. Die Idee dahinter ist, dass Lügner einem nicht über längere Zeit in die Augen schauen können. Möglicherweise, weil man ihm ansehen könnte, dass er lügt. Tatsächlich sagt Blickkontakt nichts darüber aus, ob eine Person lügt oder die Wahrheit sagt. Wie Lightman und seine Kollegen wiederholt klarstellen: das wichtigste ist, eine Grundlage zu haben. Eine Art Bezugspunkt, der einem sagt, wie die Person in einer relativ entspannten Lage ist. Wenn man nicht weiß, wie die Person in einer relativ entspannten Lage ist, ist es nicht möglich, irgendwas über die Person festzustellen. Wenn die Person eine zittrige Hand hat, selbst in einer small talk Situation, ist es wahrscheinlich ein normales Verhalten für die Person und hat nichts mit Nervosität zu tun oder Ungeduld oder irgendwas in der Art. Wenn die Person ruhige Hände hat in einer small talk Situation und die Hand zittert bei ernsteren Themen, ist es wahrscheinlich, dass jetzt etwas los ist. Aber eine zitterige Hand als solches sagt gar nichts aus. Ähnlich wie wenn jemand seine Arme und Beine gekreuzt hat, heißt dies nicht unbedingt Ablehnung. Stellt fest, wie die Person sich gibt, wenn ihr denkt, dass sie relativ entspannt ist und in die Wahrheit sagt. Macht die Person dann etwas anderes und bricht mit diesem Verhalten in einer allgemeinen Art, kann dies Anzeichen sein, dass Informationen zurückgehalten werden und/oder Lügen.

Der britische Zauberer, oder selbst ernannter „psychologische Illusionist“ Derren Brown bringt dieses Argument auch auf in seinem Buch „Tricks Of The Mind“, wenn er darüber schreibt, wie man Lügen erkennt. Er erklärt auch einen Trick/ein Experiment, dass ihr mit jeder Person machen könnt, die bereit ist mitzumachen. Wenn man die drei Hauptsinne nimmt, haben wir visuell (sehen), auditiv (hören) und kinästhetisch (fühlen). Fragt eine Person etwa fünf Fragen dieser Sinne. Sie sollen euch die Wahrheit sagen. Es können wirklich einfache Fragen sein. Stellt fest, wie sich ihre Augen bewegen. Wenn ihr denkt, dass ihr deren Muster wisst, könnt ihr sie eine Reihe von Dingen fragen (sagen wir wieder fünf) und eine soll eine Lüge sein. Die Lüge ist dann die, wo sie ihr gewohntes Muster von „Wahrheit sagen“, wie ihr es vorher festgestellt habt, ändern.

Derren Brown macht ein scheinbar noch interessanter und mysteriöser wenn er der Person sagt, sie soll die Antworten nur denken und nicht laut sagen. Hier ist ein Video von Derren Brown, wie er den Trick mit Autoverkäufern macht: http://www.youtube.com/watch?v=Gi2cvop3vbM

Macht es mit Derren mit und entscheidet selbst, welche die Lügen sind. Noch einmal: geht nicht ausschließlich nach Blickkontakt halten oder nicht halten. Blickkontakt oder nicht ist kein Anhaltspunkt für Lügen oder die Wahrheit!

Der Blogtitel heute kommt von... ihr habt es erraten, Cal Lightman. In der 2. Episode von Staffel 3, sehen wir, wie er Probleme hat, sein neues Buch zu schreiben. Stattdessen prokrastiniert er total, indem er Bohnen auf Toast macht um 4 Uhr morgens und sogar den Feueralarm auslöst, als ihm der Toast anbrennt. Er ist abgelenkt mit einem Video, das er auf seinem Laptop anschaut. Also kommt seine Tochter Emily runter, um zu sehen, was los ist. Sie schlägt ihm vor, einfach irgendeinen Satz zu schreiben. Lightman lehnt ihren ersten Satz ab, also tippt er in seinen Laptop: „Es werde Lightman.“ (Let there be Lightman.) und präsentiert es mit ausgestreckten Armen in einer Art „Ta-da!“ Pose. Emily sagt ihm, er sollte einen Ghostwriter engagieren und entscheidet sich, wieder ins Bett zu gehen. Ich liebe die Szenen mit den beiden. Manchmal scheint Emily erwachsener als ihr Vater. Er macht oft, was ihm sein Gefühl sagt und das ist nicht immer angemessen und manchmal sogar gefährlich. Seht es euch selbst an.

Nun, ich denke, das war's erstmal. Mein Beitrag zu Körpersprache, Wahrheit, Lügen und all diese Dinge.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Samstag, 23. November 2013

Die Gesellschaft ohne Nase

Liebe Leserinnen und Leser,

ich denke, es hat einen Grund, warum die Nase über dem Mund ist. Die meisten von uns dürften das vor allem merken, wenn sie erkältet sind. Die Nase ist zu und wir haben kaum Hunger. Meine Meerschweinchen, wie wahrscheinlich die meisten anderen Tiere auch, entscheiden, ob sie etwas essen wollen und können als erstes durch Riechen. Riecht es gut, wird geknabbert, schmeckt das gut, wird gegessen.

Ich frage mich, ob möglicherweise ein gut ausgeprägter Geruchssinn eine Rolle spielt beim Essen und für das Körpergewicht eines Menschen. Selbst wenn es relevant ist, dann sicher nicht an erster Stelle. Aber trotzdem irgendwie ein bisschen? Haben dickere Menschen vielleicht auch einen schlechteren Geruchssinn?

Manche Menschen scheinen definitiv keine guten Nasen zu haben. Mittlerweile ist es nicht mehr so schlimm. Vor einigen Jahren noch hatte ich die Vermutung dass vor allem weibliche Jugendliche in Sprüh-Deos oder Parfum gebadet haben müssen. Ich hatte ihren Geruch noch deutlich in meiner Nase, als der Abstand zwischen uns schon deutlich war. Schrecklich!

Ich weiß, dass einige Menschen wirklich empfindlich sind gegen zu starken Deo- oder Parfumgeruch. Das Problem habe ich selbst nicht. Jedenfalls nicht grundsätzlich. Irgendwann war ich dieses Jahr einkaufen. Mir fiel dabei vor dem Geschäft der starke Parfumgeruch einer Frau auf. Sie ging quasi mit mir ins Geschäft und ich versuchte ihr im Geschäft so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Ich habe nichts gegen Parfums, aber das war extrem. Dummerweise stand sie an der Kasse genau vor mir. Dummererweise war die Schlange an der Kasse lang und ich musste entsprechend warten. Ich bin wirklich, wirklich nicht empfindlich. Aber dieses eine Mal wurde mir fast schlecht von der Intensität des Duftes, dem kein Entkommen war. Mir war fast danach zu husten oder irgendwie anders indirekt anzudeuten, dass etwas nicht in Ordnung ist. Aber ich war brav und habe nichts gesagt oder gemacht. Ich hätte keine Minute länger ausgehalten, als es tatsächlich gedauert hat. Ich konnte den Geruch noch immer wahrnehmen als ich aus dem Geschäft ging. Draußen atmete ich mehrmals kräftig durch die Nase aus. Das war wirklich unangenehm.

Neulich stand ich an der Bushaltestelle. Neben mir stand eine Jugendliche und rauchte. Da es gerade regnete und ein Wind wehte, kam der Qualm mir entgegen. Ich selbst rauche nicht und bin durch meine Familie, in der unmittelbar auch keiner raucht, den Qualm nicht gerade gewohnt. Die Höhe war allerdings, als der Bus dann sichtbar wurde für uns: sie machte die Zigarette aus, zog ihr Sprüh-Deo aus der Tasche und sprühte sich damit voll, um den Zigarettengeruch zu überdecken. Ich war drauf und dran etwas zu sagen wie: „Das macht es auch nicht besser. Einfach aufhören zu rauchen.“ Aber ich war zu schüchtern und habe nichts gesagt. Ich bin zu brav, um der Gesellschaft ohne Nase

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Donnerstag, 31. Oktober 2013

M&M: Poltergeist

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen zu einem weiteren Movie of the Month! Heute: Poltergeist. Der Film kam 1982 in die Kinos. Jetzt gerade fällt mir noch "Der Exorzist" ein. Als ich über Horror-Filme nachdachte, die ich kenne, kam mir als erstes "Poltergeist" in den Kopf. Abgesehen vom Film an sich, gibt es noch den sogenannten "Poltergeist Fluch". Dazu später mehr.

In "Poltergeist" geht es um eine Familie mit 3 Kindern. Der Vogel der jüngsten Tochter, Carol Ann (Heather O’Rourke), wird im Garten beerdigt. Der Bruder, Robbie (Oliver Robins) und die ältere Schwester, Dana (Dominique Dunne), machen sich ein bisschen lustig darüber. Nachts dann sitzt Carol Ann vor dem grauen, rauschenden Fernseher und verkündet ihren berühmten Satz: "Sie sind hier!" ("They're here!") Außerdem passieren (noch) harmlose Dinge im Haus. Stühle bewegen sich von selbst und Carol Ann kann auf dem Boden in der Küche rutschen, aber schnell, so als ob sie von einer Kraft bewegt wird. Eines nachts ein heftiger Tornado die Familie aus dem Schlaf holt und Carol Ann verschwindet. Sie wird in ihren Schrank gezogen. Sie ist aber nicht völlig verschwunden. Über den Fernseher können sie Carol Ann hören und mit ihr reden.

Natürlich müssen Wissenschaftler kommen und helfen der Familie. Das ganze wirkt wie eine Mischung zwischen einerseits "Ghost Busters" von den Charakteren her, die Atmosphäre ist aber eher gruselig und unheimlich mehr zum "Der Exorzist" hin. Seltsame Dinge passieren, vor allem in Carol Anns Zimmer, das die Familie nicht mehr wagt zu betreten. Die Wissenschaftler vermuten zunächst Poltergeister statt eines klassischen Spuks. Das Medium Tangina Barrons (Zelda Rubinstein) wird als letzte Rettung geholt. Ihre Rettungsaktion geht fast schief und es gelingt nur knapp, Carol Ann wieder auf die richtige Seite zu bringen. Doch auch danach hören die übernatürlichen Phänomene nicht auf. In einer Gewitternacht wollen Kräfte wieder Carol Ann holen. Die Mutter geht raus, damit Nachbarn helfen und fällt dabei in den völlig schlammigen Swimming Pool, aus dem plötzlich Leichen auftauchen. Die Familie hatte sowieso einen Umzug geplant. Diese Nacht wäre die letzte in dem Haus. Allerdings fahren sie noch in derselben Nacht in ein Hotel.

Wer nicht wissen will, warum diese Geisterprobleme auftreten, sollte den nächsten Absatz überspringen. Ich kann nicht anders, ihn trotzdem zu schreiben, weil es einer meiner liebsten Szenen aus dem Film ist!

In der letzten Gewitternacht fällt dem Vater plötzlich eine Bemerkung seines Arbeitgebers, einem Immobiliemmaklers, ein. Für eine geplante Siedlung soll der Friedhof umgesiedelt werden. Aber die Firma macht es sich einfach: Sie setzen nur die Grabsteine um. Die Phänomene, die die arme Familie erlebt ist entsprechend die Rache der ruhelosen Seelen, die unter ihrem Haus begraben sind. Der Vater geht zu seinem Arbeitgeber und schreit ihn an: "Sie verdammter Schweinehund! Sie haben zwar den Friedhof verlegt, aber die Leichen haben sie drin gelassen! Sie Mistkerl, Sie haben die Leichen drin gelassen und nur die Grabsteine versetzt! Ja, Sie haben nur die Grabsteine versetzt! Warum?! Warum?!"

Die letzte Szene im Film sieht die ganze Familie in das Hotelzimmer gehen. Der Vater bleibt kurz stehen und geht dann selbst rein, schließt die Tür hinter sich. Kurz darauf geht die Tür wieder auf. Der Vater schiebt den kleinen Fernseher, der auf Rollen steht, aus dem Zimmer und schließt die Tür wieder hinter sich. Ein Fernseher ist wirklich das letzte, was die Familie jetzt braucht.

Und nun zum „Poltergeist Fluch“: Wie bei so vielen erfolgreichen Filmen, gab es auch zu „Poltergeist“ Fortsetzungen. Allerdings erlebte Dominique Dunne, die Darstellerin der älteren Tochter, diese nicht mehr. Sie wurde von ihrem Ex-Freund noch im Erscheinungsjahr von „Poltergeist“ ermordet. Heather O’Rourke, die Carol Ann Darstellerin, starb 1988 während der Dreharbeiten zu Poltergeist 3“ an einem Darmverschluss. Das macht Oliver Robins zu dem einzigen Überlebenden der Kinderdarsteller. William Sampson spielte in "Poltergeist 2" mit. Er starb an Komplikationen im Anschluss einer Operation. Der Schauspieler Julian Beck spielte ebenfalls in „Poltergeist 2“ mit und starb 1985, zwei Jahre, nachdem Magenkrebs bei ihm diagnostiziert worden war. Fluch oder nicht? Entscheidet selbst.

Bis zum nächsten Blog,

sarah


Samstag, 26. Oktober 2013

Freiheit heute

Liebe Leserinnen und Leser,

in der heutigen Zeit, wo wenigstens die halbe Welt scheinbar auf facebook ist, sehe ich meine Freiheit darin, gerade nicht auf facebook zu sein. Obwohl ich ein Handy habe und sogar eines mit Festnetznummer, ist das die einzige Möglichkeit, mich ständig zu erreichen, wenn man wollte. Die einzigen vier Ausnahmen wären: 1) wenn ich dusche, 2) kurz einkaufen bin oder 3) das Handy nicht höre, wahrscheinlich weil ich unterwegs bin und dabei zu laut Musik höre auf meinem ipod bzw. 4) nicht rechtzeitig dran komme.

Es ist etwas seltsam, dass ich mit meinem Handy am ehesten direkt und sofort erreichbar wäre als auf anderen Wegen. Denn ich telefoniere grundsätzlich nicht gerne und schreibe lieber oder rede direkt mit dem Menschen.

Die aller meisten Leute, mit denen ich über Chat-Programme kommunierziert habe oder immer noch schreibe, haben den Anstand, wenn sie sich unsichtbar gemacht haben, mir trotzdem zu schreiben, wenn sie gehen. Viele, die ich kenne, die diesen Status nutzen, haben ihre guten Gründe dafür. Schade finde ich nur, dass sie mich immer anschreiben und ich keine Möglichkeit habe, ein Gespräch mit ihnen anzufangen. Ich sehe ja nicht, ob sie online sind oder nicht. Das ist auch, was mich am meisten nervt daran. Ich weiß nicht, ob die Leute da sind oder nicht. Soviel ich weiß, könnten sie genau so gut von ihrem Computer weggegangen sein oder ihn sogar ganz real aus haben, so wie ihr Status durch unsichtbar schon auf "aus" steht. Zum Glück ist mir das nur selten passiert.

Der unsichtbar Status wird für mich nur noch getoppt von denen, die durch (juhu!) Smartphones jetzt ständig online sein können. Dadurch sind einige Leute (fast) dauerhaft online in Chat-Programmen, aber mit Abwesenheits-Status. Ihren Status als wahr angenommen, schreibe ich diese Leute in den aller meisten Fällen nicht an. Entweder sind sie wirklich gar nicht an ihrem Handy/Computer erreichbar oder wollen vielleicht nicht gestört werden. Also schreibe ich sie nicht an. Das ist in Ordnung für mich. Wirklich. Es wirft nur auch die Frage auf, warum sie überhaupt online sind.

Die Antwort ist wahrscheinlich facebook. Die halbe Welt (wenigstens) ist auf facebook, also muss ich es auch sein. Immer mehr Leute haben ein Smartphone und damit ein Handy, das internetfähig ist. Also ist es die Gelegenheit, ständig online zu sein, insbesondere auf facebook, wo sowieso die meisten fast ständig online sind. Oder etwa nicht? Welche Panik erst, wenn der Akku vom Smartphone unvorhergesehen seinen Geist aufgibt und man möglicherweise gerade unterwegs ist und nicht aufladen kann. Ich kann nicht mehr lesen, was mir andere auf facebook geschrieben haben! Buhu! Auf der wikipedia Seite über facebook ist unter dem Abschnitt Ausstieg das Ergebnis einer Studie der Universität Wien von 2013 nachzulesen, wonach 48% sich abmelden, weil sie sich Sorgen um ihre Privatsphäre machen. Es ist auch der Hauptgrund, warum ich mich gar nicht erst anmelden will. Zumal unter dem nächsten Abschnitt Kritik, zu lesen ist, dass Arbeitgeber das facebook Konto von Angstellten beobachtet und diese daraufhin gekündigt haben wegen Nachrichten, die sie dort geschrieben haben. Danke, aber nein danke. Das brauche ich nicht. 6% der Studie über den Ausstieg bei facebook gaben an, dass facebook süchtig macht. Danke, mir reicht das Internet schon als Suchtfaktor genug. Wer mich erreichen möchte, kann mich anrufen, mir eine E-Mail schreiben oder mit Chat-Programmen chatten. Ich muss mich nicht noch auf einer Seite anmelden, um mit meinen Freunden in Kontakt zu bleiben. Die wirkliche Welt ist immer noch da draußen, außerhalb von Bildschirmen, wo man den ganzen Menschen sehen kann und gemeinsam etwas unternehmen kann in der realen Welt.

In der ersten Folge mit dem 11. Doctor von "Doctor Who" ("The Eleventh Hour"/"Fünf vor zwölf") verdunkeln Aliens für die Menschen auf der Erde die Sonne und bereiten sich vor, die Erde zu verbrennen. Der Doctor steht draußen und schaut sich die Menschen an, die nichts besseres zu tun haben, als das Schauspiel der Sonne mit ihrem kamerafähigen Handy zu filmen oder fotografieren. Der Kommentar des Doctors dazu macht mich persönlich höchst traurig: "Da kommen sie auch schon. Die Menschheit erlebt ihr eigenes Ende wie erwartet: durch die Linse eines Fotohandys."

Nennt mich egoistisch, arrogant, altmodisch oder was auch immer an negativen Beschreibungen einfällt. Aber ich selbst möchte nicht Teil einer Gesellschaft sein, in der ich immer und ständig online erreichbar sein muss und obwohl ich online diesen Blog hier schreibe, muss ich nicht jedes kleine bisschen meines Lebens online festhalten. Die Folge "Die Glocken von Saint John" (Staffel 7, Folge 7) fasst der Doctor in einem Moment der Ruhe die Situation bisher, wie er sie versteht wie folgt zusammen: "Diese ganze Welt schwimmt im WLAN. Wir leben in einer WLAN-Suppe. Angenommen, etwas drang darin ein. Und angenommen, es wäre etwas Lebendiges im WLAN, das menschliche Intellekte erntet, sie extrahiert. Stell dir das vor. Menschlichen Seelen, gefangen wie die Fliegen, im World Wide Web, stecken auf ewig fest, schreien um Hilfe." Claras Kommentar darauf: "Ist das nicht im Prinzip Twitter?"

Verschwindet alle im Internet. Registriert euch alle bei facebook und twitter. Ich werde dann zwar nichts mehr von euch mitbekommen, weil ich bei beiden nicht angemeldet bin. Aber was soll's. Wenn Kommunikation heute reduziert ist auf facebook und twitter, dann sage ich hiermit lebet wohl. Vielleicht sehen wir uns wieder, wenn die Welt aufhört zu existieren oder schon, wenn der dritte Weltkrieg ausgebrochen ist. Ich habe die Vermutung, dass beides nicht (nur) online geschehen wird.

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Sei besser viele

Liebe Leserinnen und Leser,

vor dem Film "Das Schweigen der Lämmer" war das gleichnamige Buch von Thomas Harris und vor dem Buch war das Buch "Roter Drache". (Letzteres übrigens zweimal verfilmt, eimmal 1986 unter dem Titel "Manhunter - Roter Drache" mit William Petersen in der Hauptrolle des Ermittlers und Brian Cox als Dr. Hannibal Lecter. Die Verfilmung aus dem Jahr 2002 hat Edward Norton als Ermittler und Anthony Hopkins in seiner Paraderolle als Dr. Hannibal Lecter.) In "Roter Drache" geht es um den ehemaligen FBI Agenten Will Graham. Dieser wurde berühmt, indem er half, Lecter als Täter zu identifizieren und festzunehmen.

Der ehemalige Vorgesetzte besucht Graham und bittet ihn um Hilfe bei brutalen Morden an zwei Familie. Diesem fällt auf, dass im Verlauf des intensiven Gespräches, Graham immer mehr die Syntax und den Rhythmus seines Gesprächspartners übernimmt. Graham tut dies nicht bewusst, um eine Beziehung zu seinen Gesprächspartnern aufzubauen, sondern unbewusst.

Auch mir ist das passiert und aufgefallen. Einmal war ich für eine gute Woche bei meiner Tante in Hamburg und nach zwei, drei Tagen, fiel mir auf, dass ich plötzlich ganz anders sprach als sonst. Wieder zuhause sprach ich wieder wie sonst auch.

Angehende Personen im sozialen Bereich, so wie Therapeuten, werden darauf hingewiesen, auf die Stimme, Rhythmus, Tempo und Wortwahl ihrer Klienten zu achten und das eigene Sprechen daran anzupassen. Das schafft auf einer unbewussten Ebene Sympathie und Verbundenheit zwischen den Gesprächspartnern.

Es gibt den Spruch, dass der Hund oft dem Besitzer gleicht. Das ist kein Wunder, zumal wenn sie bereits lange miteinander wohnen und leben. Ein Angleichen geschieht also nicht nur auf der sprachlichen Ebene, sondern auch im Aussehen oder in Gesten und Körperhaltung. Manchmal bewusst, meistens eher unbewusst.

Auf diese Weise können auch Trends gesetzt werden. Wir mögen eine Person und uns gefällt, was sie trägt oder wie sie etwas trägt, also übernehmen wir es. Über viele Jahre trug ich meine Armbanduhr mit dem Zifferblatt an der Innenseite meines Handgelenkes. Ich hatte gesehen, dass Bruce Willis seine Uhr in vielen Filmen so trägt und auch Matt Smith in seiner Darstellung als der 11. Doctor in "Doctor Who" schaut in wenigstens zwei Episoden auf seine Armbanduhr, deren Zifferblatt am inneren Handgelenk ist. Seit einigen Wochen, ebenfalls wie der 11. Doctor, trage ich eine Taschenuhr. Meine Armbanduhr trage ich zurzeit gar nicht mehr. Nein, es ist nicht die Eulen-Taschenuhr, die ich mir im April geholt hatte. Es ist eine richtige Taschenuhr mit Klipper zum Befestigen am Taschenrand und mit Kette. Ich dachte vor allem an Derren Brown und Hypnotiseure allgemein, von denen man doch fast erwartet, dass sie einem mit der Taschenuhr vor dem Gesicht wedeln, um einen in Trance zu versetzen. Meine Taschenuhr hat also nichts mit dem Doctor zu tun!!!

Solche Dinge können wie kleine Glücksbringer oder Mutmacher wirken. Jedenfalls ist es bei mir so. Einen Schal zu tragen wie Benedict Cumberbatch als Sherlock Holmes beispielsweise. Möglicherweise ein Schal in lila, die Lieblingsfarbe von Milton Erickson...

David Calof war ein Schüler von Milton Erickson. In seinem Audio-Set "Hypnotic Techniques" steigt er ein mit der Bemerkung: "Ich bin einer der Leute, die glauben, dass Ericksonismus 1980 starb, als Erickson starb und dass wir tatsächlich in einer Post-Erickson Ära sind. " Er würde also nicht hier stehen und sagen, er wäre Ericksonisch. Obwohl er das Privileg hatte, bei ihm zu studieren. Er wäre nicht Ericksonisch. Er nehme an, er wäre Calofisch. Das ist zunächst zwar eine ganz witzige Bemerkung und vielleicht auch ein bisschen arrogant. Man mag darüber streiten, ob Ericksonismus wirklich nur von Erickson selbst betrieben werden konnte und damit in der Tat mit Erickson starb. Die "reinste" Form sicherlich. Erickson war als Mensch und Therapeut unglaublich komplex und vielschichtig. Keine Person alleine wird ihn völlig erfassen und selbst verinnerlichen können. Und keiner sollte es, meiner Meinung nach. Erickson war ein Genie in dem, was er tat und wie er es tat. Nur um des Genies Willen sein zu wollen wie er und ihm in seinem Handeln gleich zu werden, wäre nur eine Kopie. Erickson war sehr kreativ und hat in seiner Zeit die Psychotherapie und Hypnotherapie revolutioniert. Es lohnt sich, sich mit seiner Herangehensweise und Arbeitsweise auseinanderzusetzen. Am Ende sollte jedoch jeder seine eigene Therapieweise für sich finden. Es wäre schade, nur eine billige Kopie eines anderen zu werden. Vor allem gibt es nicht nur Erickson, der mit seinen Ansätzen gutes geleistet hat. Auch Calof sagt, er hätte auch die Grenzen von Ericksons Arbeitsweise kennen gelernt. (Leider, wie ich finde, geht er nicht weiter auf diese Grenzen ein. Mich würde interessieren, wo er die Grenzen wahrnimmt.)

Außerdem: so sehr man als Therapeut möglicherweise eine Therapieart oder eine Methode innerhalb einer Therapieart bevorzugt: nicht jeder Mensch spricht gleich gut auf diese eine Methode an. Das wäre auch für Therapeuten langweilig, denn dann bräuchten alle nur die eine Therapieform lernen und ausüben und alle würden nur auf diese eine Weise geheilt und ihnen geholfen werden. Das wäre doch langweilig, oder? Wie Betty Alice Erickson, eine von Milton Ericksons Töchter in einem Interview mit Paul Anwandter sagt: "Man kann keine eine Regel der Psychotherapie haben, die für alle gilt." (You can't have a rule of psychotherapy that applies to everyone.)

Wie Ralph Waldo Emerson bereits sagte: "Versuche niemals jemanden so zu machen, wie du selbst bist. Du solltest wissen, dass einer von deiner Sorte genug ist." Genau so sollten wir die anderen als Individuen respektieren und nicht so werden wollen wie eine einzelne Person. Im ungünstigsten Fall wären wir nicht nur sprichwörtlich eine "billige Kopie" und im besten Fall würden die Leute immer noch von uns reden als jemand wie xy.

Als Kind hatte ich eine Decke aus verschiedenen viereckigen Mustern zusammen genäht. Eine schöne, bunte Patchwork-Decke. Das würde ich mir für uns alle wünschen, dass wir in unserem Handeln, Denken und Aussehen eine bunte Patchwork Person werden. Uns einzelne Aspekte von vielen, verschiedenen anderen nehmen und sinnvoll nutzen. Alles andere wären langweilige billige Kopien. Das braucht niemand.

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Schnell einschlafen... wenn man will und daran denkt...

Liebe Leserinnen und Leser,

was soll man davon halten: eine Nachteule schreibt darüber, wie man schnell einschlafen kann. Nun, das bin ich jetzt gerade und hier! Ich mag die Nacht, weil sie ruhig und still und friedlich ist. Die Hektik vom Tag ist weg. Ich werde oft nachts kreativ.

Tatsächlich ist meine Methode schnell einzuschlafen, ähnlich wie meine aktuelle Methode der Schmerzkontrolle, geliehen. Es ist ein Vorschlag, den ich von Richard Bandler hörte. Er sagt, das Problem, das an Schlaflosigkeit Leidende haben, ist dass sie sich selbst schlechte Suggestionen geben. Sie reden mit sich selbst im Gedanken ("Was schreibt sie da? Im Gedanken mit sich selbst reden? Das tu ich nicht!" Genau dieses mit sich selbst im Gedanken reden meine ich!) in einer schnellen, hektischen Art und reden sich ein "kann nicht einschlafen, kann nicht einschlafen, kann nicht einschlafen...". Natürlich schläft man auf diese Weise nicht ein! Es ist nah dran an dem alten rosa Elefant. Okay, vielleicht haltet ihr euch auch wach, indem ihr über die Vergangenheit oder die Zukunft nachdenkt. Was auch immer es ist, es ist nicht gut, denn ihr haltet euch wach wenn ihr schlafen solltet!

Bandler schlägt also vor, seinen innere Stimme zu verlangsamen. Ich glaube, ich habe noch nicht mit jemanden von Angesicht zu Angesicht darüber gesprochen. Es war irgendwie immer nur online. In letzter Zeit habe ich gemerkt, dass es hilft die Leute daran zu erinnern, wenn einer anfängt zu gähnen, dass man selbst auch anfängt zu gähnen. Wenn man also schnell spricht, kann man nicht schlafen. Verlangsamt man seine innere Stimme, macht sie müde und ihr werdet dadurch einschlafen.

Wenn Leute behaupten, sie hätten Probleme einzuschlafen, frage ich sie immer, was in ihrem Kopf vorgeht. Ich fange also nicht gleich an mit "verlangsamere deine innere Stimme". Ich hatte eine Person, die mir sagte, sie sieht Bilder in ihrem Kopf. Wie einen Film, den sie in ihrem Kopf den Tag wiederholt oder was am nächsten Tag passieren wird oder Dinge wie das. Ich sagte ihr, dass sie den Film langsamer spielen soll. Es wie slow motion machen, wie in den Matrix Filmen in den Kampfszenen. Ich weiß nicht, ob Bandler das jemals vorgeschlagen hat. Ich erinnere mich nur, dass er über den Dialog gesprochen hatte. Aber es machte Sinn für mich, ihr zu sagen, dass sie den Film langsamer spielen soll, wenn sie Bilder im Kopf hat.

Manchmal liege ich spät nachts im Bett und kann wohl gemerkt nicht einschlafen. Die Technik schnell einzuschlafen erfordert manchmal Disziplin. Wenn ich nicht einschlafen kann, schaue ich nicht auf die Uhr. Ich weiß, das macht es nur schlimmer. Es wird dazu führen, dass ich anfange mit "Oh nein, es ist x Uhr jetzt. Ich muss wirklich einschlafen jetzt!" Es ist unnützes Gerede, also fange ich erst gar nicht damit an und schaue nicht nach der Zeit. Statt dessen sage ich mir: "Da haben wir es wieder. Du weißt, was du machen musst." Und schon beim zweiten Satz fange ich an langsamer zu werden. Ich wende mich vielleicht wieder vorigen Gedanken zu, aber es wird langsamer und vielleicht ein oder zwei Mal gähnen...

Wie mit vielen anderen NLP Techniken auch, geht es darum, einen Punkt zu erreichen, an dem man etwas anderes möchte als bisher. Manchmal brauche auch ich eine Zeit, bis der Punkt erreicht ist. Aber wenn ich ihn erreiche, kann ich recht schnell einschlafen.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Freitag, 27. September 2013

M&M: Takin' Over The Asylum

Liebe Leserinnen und Leser,

heute einmal eine neue Sache, von dem ich hoffe, dass ich es jeden Monat einmal schaffe: M&M: Movie of the Month. Damit möchte ich euch jeden Monat einen Film vorstellen, den ich gesehen habe und gut finde.

Den Anfang macht die Mini-Serie "Takin' Over The Asylum". Bestehend aus 6 Episoden jeweils ca. 50 Minuten lang kam die Serie 1994 ins Fernsehen und machte die beiden Hauptdarsteller Ken Stott und David Tennant bekannter. Ken Stott war mir vorher nicht bekannt und im Nachhinein habe ich auch nur wenige Filme gesehen, die in seinem Profil auf imdb.com gelistet sind. Da ich aktuell viel Doctor Who gesehen habe und sehe, ist mir David Tennant dagegen natürlich sehr bekannt. Wobei es höchst amüsant und ungewohnt war, ihn derart jung zu sehen: 23 Jahre alt. "Takin' Over The Asylum" gibt es übrigens leider nur auf Englisch und das mit teils starkem schottischen Akzent. Möglicherweise habe ich bald selbst erstellte deutsche Untertitel, falls es meine deutschen Lesern helfen würde und Interesse besteht. (Bitte bei Bedarf und Interesse bei mir melden!)

Zu den Charakteren und Inhalt der Geschichte:

Eine der wichtigsten Personen ist Eddie, gespielt von Ken Stott. Eddie ist Vertreter für Fenster mit Doppelverglasung mit einem Alkoholproblem. Seine Leidenschaft ist es Radio D.J. zu sein. Gleich zu Anfang der Serie wird Eddie seine D.J. Stelle gekündigt. Wobei er eine neue Möglichkeit bekommt: im St. Jude's Krankenhaus gab es einmal eine kleine Radiostation, die wieder aufgebaut werden soll. Eddie ist einverstanden zu helfen und kann somit seinen zwei Kollegen, die nach der Kündigung bei ihm sind, sagen: "Mir wurde nicht gekündigt. Ich bin befördert worden." Die Kollegen fragen, wo er jetzt arbeiten würde. Er sagt, St. Jude's. Da brechen die Kollegen in Gelächter aus. Eddie fragt, was los ist. "St. Jude's ist eine Irrenanstalt!"

Als Eddie dann zum ersten Mal zum St. Jude's kommt, begegnet er Campbell (David Tennant). Der zeigt Eddie die Radiostation, die eher einer Abstellkammer gleicht. Campbell erzählt Eddie, dass die Station mal lief. Allerdings geht das Gerücht rum, dass am nächsten Tag 122 Patienten zu ihren Ärzten gelaufen wären und erzählten, sie würden Stimmen hören. Es wurden Beruhigungsmittel im Wert von 6.000 Pfund verschrieben, ehe festgestellt wurde, dass die Stimmen vom Radio kamen und die Radiostation daraufhin aufgegeben wurde. Campbell glaubt aber nicht daran. Es könnte ihm keiner erzählen, dass 122 Patienten nicht gleichzeitig auch fern gesehen hätten.

Campbell ist manisch depressiv (bipolar). Wobei man ihn in der Serie nur manisch erlebt und völlig begeistert von der Radiostation. Er wird von Eddie angelernt als D.J. und findet darin endlich seinen Beruf und seine Berufung. Einmal fragt ihn Eddie Campbell: „Bist du sicher, dass du nicht manisch bist?“ Campbell: "Ich bin inspiriert, Eddie!" Eddie: "Wo ist der Unterschied?" Campbell: "Inspiriert ist, wenn du glaubst, du kannst alles machen. Manisch ist, wenn du es weißt."

Rosalie (Ruth McCabe) hat eine Zwangsstörung. Sie macht immer wieder Listen und putzt alles mögliche. Als Eddie das zweite Mal zur Radiostation kommt, haben Campbell und Rosalie innerhalb eines Tages die Radiostation komplett aufgeräumt. "So sehr ich es hasse, die Krankheit von jemand anderen auszunutzen, sie bestand darauf", sagt Campbell. Eddie fragt, ob sie beide das wirklich alles an einem Tag geschafft haben. "Wünscht du dir nicht auch, manisch zu sein?", fragt Campbell daraufhin. Eddie ernennt Rosalie schließlich zur Stationsmanagerin. Einmal geht es darum, dass der Gesundheitstag ist. Da die Radiostation einen neuen Mixer braucht und der finanziert werden muss, will die Gruppe den Tag nutzen, um Spenden zu sammeln. Wer organisiert den Tag? Natürlich Rosalie, die endlich ihre Listen sinnvoll nutzen kann und praktisch die ganze Station mit Listen und Aufgaben einspannt.

Francine (Katy Murphy) ist schwer depressiv und verletzt sich auch selbst. Eddie sieht einmal, wie sie eine Zigarette auf ihrem Arm ausdrückt. "Ich konnte keinen Aschenbecher finden", sagt sie dazu. Im späteren Verlauf nutzt sie dann aber einen Aschenbecher, den Eddie ihr gibt. Auch Francine wird von Eddie als D.J. angelernt. Francine und Eddie mögen sich sehr und freunden sich an.

Eine weitere wichtige Rolle für die Radiostation spielt Fergus (Angus Macfadyen). Er ist ein schizophrener Elektrotechniker und hilft der Gruppe, wenn es um technische Dinge geht. Ab und an veschwindet er auch schon mal von der Station, um im Laufe des Tages wieder zu kommen. Anfangs geht er nur weg, weil ihm langweilig ist. Im Verlauf der Serie ist er mehr oder weniger spektakulär weg, um einen neuen Mixer für die Radiostation zu besorgen und andere Dinge.

Außerhalb des Krankenhauses gäbe es noch zu erwähnen: die Großmutter (Elizabeth Spriggs) von Eddie, die mit ihm zusammen wohnt. Sie kommt aus Litauen und hat ihre eigenen Vorstellungen von Eddies Zukunft. Beispielsweise ist sie gar nicht so traurig, als er ihr erzählt, ihm wäre die D.J. Stelle gekündigt. Und mit 38 Jahren sollte er doch bitte endlich heiraten! Als Eddie ihr sagt, er hätte einfach noch nicht die Richtige gefunden, erwiedert die Großmutter trocken: "Glaubst du, ich habe gefunden den Richtigen? Glaubst du, deine Mutter hat gefunden den Richtigen? Nur blauäugig mit juckenden Füßen, wir finden Elend. Gott hat uns auf die Erde gebracht, zu leiden. So Er hat erfunden Stalin."

Und dann sind da noch die Kollegen und den Chef der Vertreterfirma. Alle hoch motiviert bei der Sache. Eddie kann sich nur mit sehr viel mehr Glück als Verstand dort halten und es ist ein wahres Wunder, dass er es zum "Verkäufer des Monats" bringt. Allerdings kann man sich manchmal fragen, ob nicht eher Eddies Kollegen von dort in der Psychiatrie sein sollten und völlig verrückt sind und die Gruppe der Psychiatrie statt dessen entlassen werden sollte.

In der Serie werden einige durchaus ernste psychiatrische Krankheiten dargestellt. Meiner Meinung nach geschieht dies überhaupt nicht ins Lächerliche gezogen, sondern mit angemessenen Ernst für die Krankheiten und doch auf eine humorvolle Art. Mir ist besonders die Gruppe um die Radiostation sehr sympathisch, gerade mit und wegen der Eigenarten, die die einzelnen Krankheiten mit sich bringen.

Bis zum nächsten Blog,

sarah


Donnerstag, 29. August 2013

Die Treppe zur Beobachtung: Es ist die Grundlage!

Liebe Leserinnen und Leser,

Dienstag vor ein paar Wochen. Ich besuche eine Freundin auf der Arbeit. Als ich  von der U-Bahn hoch gehe, trete ich auf die erste Stufe der Rolltreppe. Sie ist kaputt. Ich muss hoch laufen. Mist.

Mittwoch vor ein paar Wochen. Ich besuche eine Freundin von mir auf der Arbeit. Als ich von der U-Bahn hoch gehe, trete ich auf die erste Stufe der Rolltreppe. Sie ist immer noch kaputt. Ich muss hoch laufen. Dumm!

Donnerstag, die gleiche Woche. Ich besuche die Freundin von mir auf der Arbeit. Ich erinnere mich endlich daran, dass die Rolltreppe vielleicht immer noch kaputt ist. Ich schaue um die Ecke, um zu sehen, ob die Lichter grün sind. Sie sind rot. Ich gehe weiter, um die Treppe zu nehmen. Ich habe endlich gelernt.

Vor Monaten habe ich viele Tage damit verbracht, die Serien "Sherlock" und "Elementary" zu sehen. Wie Sherlock gerne sagt, "Sie sehen, aber Sie beobachten nicht!" Der erste Schritt zu sehen und beobachten und kombinieren wie Sherlock Holmes es tut, ist aktive Beteiligung Dinge zu sehen.

Letzte Woche Donnerstag. Ich besuche die Freundin von mir auf der Arbeit. Ich schaue um die Ecke, um die Lichter der Rolltreppe zu sehen. Sie sind rot. Sie ist wieder kaputt. Ich frage mich, was all die alten Leute machen auf der Arbeit meiner Freundin. Die Rolltreppe dieser U-Bahnstation ist oft kaputt. Als ich als einzige Person zur Treppe gehe, denke ich auch an Sherlock Holmes. Danke, Sherlock.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Mittwoch, 7. August 2013

Bauchredner gut - Nichtbauchredner böse

Liebe Leserinnen und Leser,

zugegeben, es gab und gibt ein paar komische Bauchredner. Edgar Bergen hat beispielsweise Charlie McCarthy in den späten Jahren ein eigenes Zimmer gegeben. Candice Bergen, die Tochter von Edgar Bergen, war sicher früher sehr frustriert, wenn Charlie McCarthy als ihr großer Bruder bezeichnet wurde. Al Stevens berichtet in seinem Buch Ventriloquism: Art, Craft, Profession, dass Paul Winchell massive Probleme mit seiner Mutter hat. Das ging so weit, dass er in der Psychatrie war. Er lief dort weg, um nachts auf dem Friedhof, am Grab seiner Mutter ein Gespräch mit seinen beiden Figuren Jerry Mahoney und Knucklehead Smiff halluzinierte. (Stevens bezieht sich hier auf Paul Winchells Autobiografie "Winch", die ich allerdings nicht gelesen habe. Ich kann also nur von Stevens wiedergeben.)


Al Stevens schreibt auch, korrekterweise, wie ich finde, dass es sicherlich einen gewissen Prozentsatz mehr oder weniger verrückter Bauchredner gibt. Aber dieser Prozentsatz Verrückter auch in anderen Professionen zu finden ist. Die Vorstellung, dass Bauchredner verrückt sind, ist damit keineswegs häufiger oder seltener als bei anderen Menschen. Die Medien, vor allem gerne Filme, verbreiten nur gerne das Image des verrückten Bauchredners oder der mörderischen Bauchrednerpuppe. Das ist ähnlich wie das allgemeine Image von Hypnotiseuren. Viele Menschen haben auch vor Hypnotiseuren Angst, wenn auch aus etwas anderen Gründen. Die Sache mit Hypnotiseuren ist oft, dass die Leute glauben, der Hypnotiseur würde sie völlig willenlos machen.


Viel öfter als den tatsächlich verrückten Bauchredner, taucht er im Film auf. Sei es gespielt von Jay Johnson als Chuck Campbell in "Soap", für den Bob so real ist wie ein echter Mensch. "Soap" ist sowieso nicht ganz normal. In der Serie geht es um zwei Schwestern, Mary Campbell und Jessica Tate und ihre Familien. In beiden Familien geht es nicht normal. Ein Bauchredner, der seine Figur wirklich nur als Figur sieht, wäre da unpassend gewesen. Billy Chrystal beispielsweise spielte einen weiteren Bruder der Familie und war schwul. Heute sicher weniger dramatisch, aber um 1980, als die Serie gedreht wurde, schon eine große Sache. Eine meiner Lieblingsszenen ist die mit Chuck,Bob und dem Kühlschrank.

Chuck undBobs erste Begegnungen mit beiden Familien sind sicherlich auch sehenswert. Und die Szene als Bobsich als Hellseher gibt, zeigt schön, dass Chuck nicht alleine ist, Bob als eigenständige Person anzuerkennen. Klasse finde ich den Blick, den Mary ihrem Mann Burt zuwirft.


Es gibt kein Video davon online, aber in der "Night Court" Episode "The Next Voice You Hear" (Staffel 4, Episode 1) spielt Ronn Lucas einen Bauchredner, der zwar redet, ohne die Lippen zu bewegen und ohne Figur. Er weigert sich, mit seiner normalen Stimme zu reden. Ein erfolgreicher Akt, sagt er, ist abhängig von der Beziehung des Bauchredners und seiner Figur zueinander. Er hätte zwar seine Fähigkeiten ausgearbeitet, aber solange er nicht die passende Figur dazu gefunden hätte, würde er sich eben weigern, als er selbst zu sprechen.


In "LA Law" spielt er in der Folge "Dummy Dearest" (Staffel 3, Folge 6) mit. Als Kenny Petersen, der mit 3 Jahren mehrere Tage im Kofferraum eines Autos eingesperrt war, spricht er selbst nicht. Dafür hat er eine Figur, die für ihn spricht. Diese hat mit ihm auch nicht gerade mehr Geduld, als andere Leute Kenny herum, die ihn für verrückt halten, weil er immer mit dieser Puppe heraumläuft. Auch zu dieser Episode gibt es leider keine Szene im Internet zu finden, um sie euch hier zu zeigen.


Ich erwähne diese Filme jetzt nur, weil sie für mich, trotz des Klisches des verrückten Bauchredners, doch recht originell sind und nicht das typisch "mörderisch Verrückte" sind, wie so viele andere.


Als Bauchredner ist man mehr als nur Schauspieler. Man ist Zuschauer, wenn die Figur aktiv ist, und doch ist man gleichzeitig Schauspieler, denn man spielt ja die Figur. Das ist etwas, was andere Schauspieler nicht haben. Entweder sind sie in ihrer Rolle, oder eben nicht. Nur Bauchredner sind Schauspieler und Zuschauer zur gleichen Zeit.


Ronn Lucas' Rolle in "LA Law" finde ich dabei besonders faszinierend. Sie geht noch ein Stück weiter als die "üblichen" 2 Rollen eines Bauchredners, denn er muss auf der einen Seite (kein Wortspiel beabsichtigt) einen depressiven, eingeschüchterten Bauchredner spielen und gleichzeitig ist seine Figur völlig in Rage gegen fast alle, mit denen er zu tun hat... einschließlich Kenny Petersen selbst. Eine besonders rührende Szene gibt es am Ende der Folge, als Kenny mit seiner Figur in einem Raum voll Akten in einer Ecke hockt und die Figur ihn heftig an macht, dass es völlig sinnlos wäre weiter für ihn zu sprechen und er ein hoffnungsloser Fall wäre. Die Szene ist um so schöner (jedenfalls so sehr eine solche Szene schön sein kann) anzusehen, wenn man sich bewusst macht, dass Ronn Lucas nicht einfach eine Szene ohne Text hat, sondern die sehr wütende Figur spricht und das, ohne mit den Lippen zu zucken oder sonst wie sichtbar ist, dass er tatsächlich im gleichen Moment für die sehr emotionale Figur spricht. Solche Szenen wirken simpel. Jemand spricht und jemand anderes nicht. Tatsächlich sind sie aber komplizierter als sie aussehen, ähnlich wie ein Zaubertrick. Die Kunst des Bauchredens ist, dass man gleich die Texte der Figur dabei hat. Es ist nichts erst im Nachhinein zusätzlich gesprochen. Das ist wirklich eine Kunst. Ich vermisse gute Bauchredner. Die Filme heute sind alle animiert, wo Schauspieler einfach die Texte sprechen. Oder man behilft sich, indem man Schauspieler den Text "off camera", also für die Kamera nicht sichtbar, sprechen lässt.


Als Bauchredner kann man kreativ sein und hat einen unglaublich komplexen Auftrag, indem man zwei Personen gleichzeitig sein muss. Außerdem gibt das Bauchreden die Möglichkeit, Dinge zu sagen, die man sonst nicht sagen könnte (weil es in der Gesellschaft unangemessen wäre) oder sich trauen würde zu sagen (weil sie schüchtern sind). Die Figuren geben die Freiheit aus sich raus zu kommen, wirklich alles sagen zu können und trotzdem selbst schüchtern und zurückhaltend zu sein. Bauchreden ist die sicherste Art, einmal aus sich raus zu kommen und „Dampf abzulassen“. Bauchredner sind nicht verrückt oder böse. Verrückt sind nur die Menschen, die alles in sich hinein fressen und nicht raus lassen. So etwas macht auf Dauer wirklich krank und verrückt, denke ich.


Bis zum nächsten Blog,
sarah

Montag, 5. August 2013

Schönen guten Morgen!

Liebe Leserinnen und Leser,

wie viele verschiedene Bedeutungen kann die scheinbar simple Aussage von "Schönen guten Morgen!" haben?

Als Bilbo Beutlin dem Zauberer Gandalf in "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" einen schönen guten Morgen wünscht, bekommt er statt einem erwarteten Gegengruß einen Schwall von Interpretierungsmöglichkeiten.

"Wie meint Ihr das? Wünsch Ihr mir einen guten Morgen, oder meint Ihr, das ist ein schöner Morgen, egal was ich wünsche? Oder Ihr wolltet sagen, dass Ihr an diesem Morgen alles schön und gut findet? Oder wolltet Ihr sagen, man müsse an diesem Morgen gut oder schön sein?"

Verwirrung oder Überraschung kann eine Art sein, eine Trance einzuleiten. Zumal Bilbo nicht mit diesen Fragen gerechnet hat. Selbst Schuld, Bilbo. Eine präziese Ausdrucksweise ist sehr wichtig und manchmal bestimmend.

Der gute Bilbo antwortet auf Gandalfs vielen Fragen mit der, wie mir scheint, einzigen Antwort, die Sinn macht: "Alles zugleich, nehme ich an."

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Sonntag, 4. August 2013

Hey, soll ich dir eine Geschichte erzählen?

Liebe Leserinnen und Leser,

in der Folge "Die Ringe von Akhaten" (Staffel 7, Folge 7) von Doctor Who, möchte der Doctor mehr über Clara erfahren, die er in vorigen Folgen bereits kennen gelernt hat und die offenbar etwas seltsam ist. In dieser Folge nun sind sie auf einem Planeten, wo ein Mädchen, Merry Galel, geopfert werden soll für einen zornigen Gott. Der Doctor gibt so schnell keinen Menschen auf, also auch nicht Merry Galel. Sie wurde schon als sie ganz klein war auf diese Opferung vorbereitet und kann alle Geschichten und Lieder ihres Volkes. Doch als sie geopftert werden soll, kommt der Doctor und sagt ihr etwas, was wir alle mal öfters hören sollten, gerade wenn wir verzweifelt sind:

Hey, soll ich dir eine Geschichte erzählen? Eine, die du vielleicht noch nicht gehört hast? Alle Elemente in deinem Körper, wurden vor vielen, vielen Millionen Jahren geschmiedet, im Herzen eines weit entfernten
Sterns, der explodierte und starb. Die Explosion zerstreute diese Elemente in den Tiefen des Weltraums. Nach so, so vielen Millionen Jahren, kamen diese Elemente zusammen, um neue Sterne und neue Planeten zu bilden. Und so ging es weiter, und immer weiter. Die Elemente kamen zusammen und fielen auseinander. Sie bildeten Schuhe und Schiffe, Siegellack, Kohlköpfe und Könige. Bis sie eines Tages zusammenkamen ... um dich zu erschaffen. Du bist einzigartig im Universum. Es gibt nur eine Merry Galel. Und es wird nie eine andere geben. Diese Existenz aufzugeben, ist kein Opfer. Es ist eine Verschwendung!

Bis zum nächsten Blog,

sarah

Donnerstag, 1. August 2013

Schlank zw-ei: mit Köpfchen

Liebe Leserinnen und Leser,

ihr wollt also schlank werden und habt euch vom Fitness Studio abgemeldet, weil ihr es sowieso nicht braucht. Hier kommt noch ein bisschen Gedankennahrung dazu.

Ich habe einmal gelesen, dass man mit Hypnose am meisten Erfolge hat und es eine der besten Möglichkeiten ist. Keine Ahnung, wie viel von dem, was ich gemacht habe, um schlanker zu in dem Sinne "Hypnose" war oder nicht. Unabhängig davon sehe ich bei Hypnose und erfolgreichen Schlanksein Parallelen. Viele glauben, dass man in Hypnose völlig willenlos wird. Das stimmt nicht. Es gibt neben dem Bewusstsein und Unbewussten eine dritte wichtige Instanz, die oft der "kritische Faktor" genannt wird. Er ist die Verbindung zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten. Das Unbewusste enthält Glaubenssätze und Überzeugungen. Der kritische Faktor prüft neue Informationen mit bereits existierenden Glaubenssätzen und Überzeugungen. Bei Übereinstimmung werden die neuen Informationen weitergeleitet ins Unbewusste, anderenfalls werden sie abgeblockt und bleiben nur im Bewusstsein.

Hypnose gelingt dann, wenn der kritische Faktor herabgesenkt ist. Nur so sind Phänomene wie eine unbewegbare (kataleptische) Hand möglich. Natürlich kann die Person ihre Hand bewegen. Aber in dem Moment sind die Barrieren vom kritischen Faktor so weit gesenkt, dass die Aussagen vom Hypnotiseur, dass die Hand nicht bewegbar wäre und kataleptisch ist, als wahr angenommen. Verstärkt durch einen Kreis von Autosuggestion ("Ich stelle fest, dass ich meine Hand nicht bewegen kann. Also muss es so sein, dass ich sie nicht bewegen kann. Deshalb kann ich sie auch nicht bewegen.") ist die Hand unbeweglich geworden, obwohl sie unter normalen Umständen völlig problemlos und vollständig beweglich wäre.

Der kritische Faktor ist der Grund, warum neue (Neujahrs-)Vorsätze so schwer sind einzuhalten und durzuziehen. Der kritische Faktor findet viel mehr Bestätigungen in alten Verhaltensmustern und Glaubenssätzen. Also werden diese letztlich beibehalten. Also heißt es für das Vorhaben schlank zu sein: ihr müsst tricksen wie ein Hypnotiseur.

Das wichtigste überhaupt ist:

1. Positiv formulieren!

Formuliert eure Vorsätze positiv, zum Ziel hin, was ihr wollt. Denkt daran: wenn ihr negativ formuliert mit "nicht", habt ihr immer noch das Negative im Kopf. Das hilft auf Dauer nicht. Ich warne euch, wenn ihr negativ formuliert, habt ihr einen Elefanten im Kopf und der ist so groß, dass er die ganzen positiven Absichten zerdrückt.

Unser Gehirn arbeitet am besten mit Bildern. Deshalb wird auch immer wieder erzählt, wenn man sich eine Reihe von Dingen merken will, diese zu einer Geschichte zu verbinden. Eine ganze Geschichte finde ich zu kompliziert und umständlich. Besser finde ich mit anderen anderen Methoden zu arbeiten und sich einen Gedächtnispalast aufzubauen. Kennt ihr den Film The Machinist? Christian Bale spielt dort einen Mann, der so geplagt ist von Problemen, die er verdrängt, dass er praktisch nichts mehr isst, massive Schlafprobleme hat und entsprechend aussieht. Bestimmt war es auch für ihn als Schauspieler nicht gesund, so viel abzunehmen für die Rolle. Hier zwei Bilder davon:




Gesund sieht das wirklich nicht aus. Aber es gibt eurem Kopf eindeutige Bilder von dem, was ihr wollt. Passt nur auf, dass ihr bitte, bitte nicht real so weit geht. Es sollten nur Bilder sein, mit denen ihr an eurerem eigenen Ziel arbeitet. So eine Figur zu haben ist krankhaft und auf Dauer höchst schädlich für euch! Trotzdem: übertreibt für die Bilder, die ihr benutzt, ob im Kopf oder die, die ihr euch tatsächlich raussucht als Erinnerung. (Der 10. Doctor aus „Doctor Who“, David Tennant, ist wohl eher eine höchst sympathisches und doch schlankes Vorbild. Wobei wenigstens eine seiner Begleiterinnen, Donna Noble, ihn als „nur ein langer Strich aus Nichts, Alien-Nichts.“ bezeichnete. Recht hat sie.)

2. Findet Bilder (real oder im Kopf), die übertrieben sind, um deutlich zu sein, was ihr wollt.

(Einmal schrieb mich eine im Internet an und wollte, dass ich ihr mit Hypnose helfe für größere Brüste. Ich erzählte ihr, dass ich bei meinem Wunsch schlanker zu sein an Christian Bales Rolle in The Machinist gedacht hatte, um meinem Kopf ein klares, deutliches Bild zu geben und empfahl ihr, das gleiche zu tun. Sie suchte sich also ein Bild von einer Frau mit viel zu großen Brüsten, druckte es aus und nutze das Bild dann. Einige Wochen später schrieb sie mir wieder und berichtete, dass ihre Brüste tatsächlich gewachsen seien. Ich weiß nicht, ob es stimmt, was sie erzählte. Es wirkte auf mich so. Letztlich ist wohl das wichtigste, dass sie zufrieden war und das schien sie mir.)

Manchmal habe ich getrickst und bewusst etwas weitere Kleidung getragen, die nicht so eng anliegt. Das gibt das Gefühl schlank zu sein. Zumindest schlanker als die Kleidung, die bei mehr Gewicht eben enger anliegen würde. Skinny Jeans wiederum sind manchmal ganz angenehm und lassen Oberschenkel nicht ganz so sehr auseinandergehen, wie sie bei weiteren Jeans im Sitzen gehen würden.

Wieder einmal scheint es im Englischen noch extremer, wenn man mit Worten anfängt zu spielen. Gewicht zu verlieren (to lose weight) ist, wenn man es ausspricht dem losen/lockeren Warten (loose wait) sehr ähnlich. Im Englischen frage ich daher gerne: Warten worauf? Aber selbst im Deutschen halte ich den "Gewichtsverlust" als Wunsch für unglücklich gewählt. Niemand verliert gerne etwas. Ich kann euch nicht abnehmen, passende Worte zu wählen. Letzlich bleibt mir nur, darauf hinzuweisen, dass unterschiedliche Worte auch verschiedene Aussagen beinhalten können.

Nicht zu unterschätzen ist auch Unterstützung von außen. Wenn ein Kind dick ist und abnehmen soll, ist es am besten als Familienprojekt. Es hilft dem Kind nicht, wenn die Familie weiterhin Fastfood isst, während das Kind schlank sein soll durch gesunde Ernährung.

Zwei "Tricks", die mir noch heute ab und an helfen sind folgende: oft missdeuten wir Durst als Hunger und essen etwas. Es kann oft hilfreich sein, wenn wir statt dessen erst einmal gut Trinken. Abends kann es außerdem helfen ab einer gewissen Zeit Zähne putzen zu gehen. Danach sollte man ja bekanntlich nichts mehr essen. So trinke ich dann auch nur noch ungesüßten Tee oder Wasser.

Bis zum nächsten Blog,
sarah

Freitag, 26. Juli 2013

Schlank - der einfache Teil: der Körper

Liebe Leserinnen und Leser,

jetzt also der Eintrag, auf den einige schon länger gewartet haben und für den die letzten Einträge quasi vorbereitend waren. Einige Gedanken dazu, wie ich vor Jahren abgenommen habe.

Irgendwann um das Jahr 2002 rum wollte ich abnehmen. Anfangs überlegte ich in ein Fitness Studio zu gehen. Aber dann sah ich vor meinem geistigen Auge die durchtrainierten Männer und mich kleines, untrainiertes Mädchen dazwischen? Wohl kaum. Aber mein Bauch gefiel mir nicht. Ich wollte unbedingt einen schlankeren Bauch haben und das war der Anfang von allem.

1. Der bedingungslose und unbedingte Gedanke zu Veränderung.

Manche träumen davon "die Welt" zu verändern. Diesen großen Planeten als gesamtes. Ist ein viel zu großes Projekt, sage ich euch. Genau so ungünstig ist ein blankes "Ich will schlank sein." Wichtig ist also

2. Der Gedanke, nur einen definierten Bereich zu verändern.

Aber zum Denken und Gedanken im nächsten Eintrag mehr. Wie ich finde, ist das sogar der noch wichtigere und mächtigere Teil an der ganzen Sache.

Ich wollte also abnehmen, ohne ins Fitness Studio zu gehen. Ich entschied mich für Liegestütze und etwas, was allgemein anscheinend als "Crunches" bezeichnet wird. Ich fing an mit 10 Liegestütze wie man sie kennt. Dann, um die Arme zu entspannen Crunches. Also auf den Rücken legen, Beine angewinkelt, Füße auf den Boden. Jetzt wird zum Beispiel das linke Bein etwas angehoben, damit das linke Knie und der rechte Ellenbogen sich berühren können und umgekehrt. Also gekreuzt Knie und Ellenbogen berühren. Einfach als Varaiation zum "normalen" Kopf anheben. Davon auch jeweils 10. (Ich habe immer einmal linker Ellenbogen rechtes Knie, dann rechter Ellenbogen linkes Knie und dann wieder linker Ellenbogen rechtes Knie gemacht.) Dann, um den Bauch zu entspannen, habe ich sogenannte "Frauenliegestütze" gemacht. Das heißt, man ist dafür auf den Knien, Füße angewinkelt in der Luft (und an den Knöcheln kreuzen, das ist das bequemste, finde ich). Diese sind einfacher und selbst untrainiert kann ich davon gut wenigstens 15 machen. Dann wieder Wechsel auf den Rücken und die "normalen" Crunches, also Beine angewinkelt, Füße auf den Boden und "einfach so" mit dem Kopf und Schultern hoch.

Für die Arme habe ich mir von "damals", als wir noch Vögel und Vogelsand hatten einmal zwei kleine Plastikflaschen abgefüllt mit dem Sand und als Hanteln benutzt. Allerdings mache ich das heute nicht mehr. Damit könnten leicht Übungen im Sitzen vor dem Fernseher gemacht werden. Ganz locker nebenbei.

Was die Beine angeht, ist eine gute und wirklich einfache Übung im Sitzen möglich. Beide Füße auf den Boden. Dann einen Fuß anheben. Nur ein kleines bisschen und anspannen. Stellt euch vor, ihr hättet schwere Gewichte an den Fußknöcheln, die das Bein runter ziehen. Nach Wunsch 10-15 Minuten halten und dann wechseln. Das ist locker zwischendurch machbar, auch und gerade auf der Arbeit oder wenn man im Café mit Freunden sitzt oder an der Bushaltestelle, wenn man auf den Bus wartet. Aber wichtig ist für alle die hier genannten Übungen, sie regelmäßig zu machen! Ein Durchlauf ist schnell gemacht bei allen Übungen. Sie täglich zu machen oder wenigstens jeden zweiten Tag, dürfte also wirklich einfach sein.

Es wird immer geraten viel Sport zu machen und sich zu bewegen. Das ist gar nicht mal so explizit nötig in dem Sinne. Habe ich nie gemacht, von den hier beschriebenen Übungen abgesehen, die ich jetzt nicht mal mehr regelmäßig mache. Es fängt schon bei kleinen Dingen an wie die Treppe zu gehen, statt Rolltreppe oder Fahrstuhl zu nutzen. Damit alleine bewegen wir uns schon mehr oder einfach einmal aufstehen und rum laufen beim Telefonieren. Gerade heute, wo praktisch alle Telefone (und Handys sowieso) schnurlos sind, ist das kein Problem mehr.

Aktuell habe ich das Jonglieren wieder für mich entdeckt, nachdem ich 2011 eine Zeit lang jongliert habe und mir immerhin schnell das Jonglieren mit 2 Bällen beigebracht habe und dann bis vor einigen Monaten aufgehört hatte. Mein nächstes Ziel langfristig wäre es auf 4 Bälle zu bringen. Außerdem habe ich sogenannte Kontaktjonglage als Übung. Das ist Jonglieren ohne werfen, sondern der Ball bleibt immer im Kontakt (daher der Name) mit dem Körper. Es gibt diverse ziemlich eindrucksvolle Videos auf youtube. Ich suche immer bevorzugt mit englischen Begriffen, also contact juggling auf youtube. Anleitungen und einfach nur zum anschauen. Einige davon sind sehr meditierend und entspannend anzuschauen. Genau so wie es selbst zu machen. ;-)

Viele schlagen gerne und oft vor, joggen zu gehen. Joggen ist nicht mein Ding. Hat mich nie sonderlich interessiert. Wobei es auch eine Disziplin gibt, die jonglieren (englisch: juggling) und jogging kombiniert zu "joggling" bis hin zu eine Art Marathon, wo man nur x-mal den Ball fallen lassen darf und dann mit anderen jonglierend läuft. Findet euren Sport. Mich fasziniert jonglieren. Auf dem Bett oder Sofa sitzend, ist es einfach zwischendurch zu machen. Es ist gut für die Koordination, schönes Armtraining und es ist nachgewiesen, dass Aktivitäten, bei denen beide Hände benutzt werden, auch hilft beide Gehirnhälften (wieder) mehr zu verbinden. Das ist übrigens auch was zum Beispiel bei Depression hilft und Kreativität fördert! Was nicht heißen soll, dass ich jetzt alle auffordern möchte, jonglieren zu lernen. Jeder sollte seinen eigenen Aktivitäten finden sich zu bewegen. Mir jedenfalls macht Jonglieren im Moment viel Spaß und 2 Bälle sind leicht in einer Tasche zu transportieren. Das ist mein Ding im Moment.

Das war's für's erste einmal. Schlank sein der erste, einfache Teil: der Körper. Beim nächsten Mal geht es um den schwereren Teil: das Denken und Gedanken!

Bis zum nächsten Blog,

sarah